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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Der üble Gestank, der zwischen seinen Füßen aufstieg, verhieß nichts Gutes.
    Mirron unterbrach Jhereds Gedankengänge. Er hatte versucht, alles andere zu ignorieren und einfach nur einen Fuß vor den anderen zu setzen, während Ossacer, eine schwere Last auf seinen Armen, so sehr hustete und keuchte, dass Jhered Angst hatte, jeder Atemzug könnte sein letzter sein.
    »Na schön. Einen kleinen Augenblick, nicht mehr.«
    Jhered hockte sich hin und legte Ossacer auf den Boden, um seine schmerzenden, verkrampften Arme zu entlasten. Er streckte sich und stöhnte, als das Blut in die überanstrengten Muskeln strömte. Mirron half unterdessen Arducius, sich hinzulegen. Ohne einen Gedanken, was in dem Schlamm verborgen sein mochte, legte er sich flach auf den Rücken. Hier stand die Brühe nur ein paar Fingerbreit hoch, doch direkt über der Oberfläche musste der Gestank überwältigend sein. Arducius schien es jedoch nicht zu bemerken.
    »Es ist wohl nicht nur dein Bein, Ardu?«, fragte Jhered behutsam.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf, atmete ein und zuckte zusammen.
    »Die Rippen?«, riet Jhered.
    »Ja«, keuchte Arducius. Es war kaum zu verstehen. »Mein rechter Arm auch, am Handgelenk. Das war schon immer besonders schwach.«
    Arducius lächelte gequält, während Jhered über dessen Mut staunte und sich fragte, woher er ihn bezog, da alles verloren schien. Zwei von drei Aufgestiegenen waren beim Versuch, die schrecklichste Macht der Welt zu bekämpfen, verkrüppelt worden. Das sah nicht gut aus.
    »Darf ich fragen, ob dir sonst noch etwas passiert ist?«
    »Ich habe eine Menge Prellungen und vermutlich innere Blutungen, möglicherweise ist ein Wangenknochen gebrochen. Schwer zu sagen, weil eine Gesichtshälfte taub ist.« Arducius stemmte sich mit dem unverletzten Arm hoch. »Ich weiß, was du denkst, Paul. Ich kann immer noch ein Werk verrichten.«
    »Ich kann ihm helfen.« Ossacers Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. »Lass mich ihn berühren.«
    »Nein, das darf er nicht«, widersprach Arducius. »Ossie, sei nicht so dumm. Behalte für dich, was du jetzt noch hast.«
    »Für mich ist es zu spät, Ardu. Lass mich dich heilen. Das kann ich, und mehr will ich nicht.«
    Jhered blickte zu ihm hinab und sah wieder den Jugendlichen, den er damals in die Wildnis geführt hatte.
    »Unter meinem Befehl gibt niemand auf«, sagte er. »Es ist noch nicht zu spät. Wäre es zu spät, dann würde ich dich nicht mehr tragen. Hast du das verstanden?«
    Ossacer grinste. »Jawohl, mein General.«
    Er versuchte sogar, mit einer Hand einen militärischen Gruß zu imitieren, scheiterte aber kläglich. Jhered schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich halb so viel Kraft und Mut hätte wie ihr drei, dann könnte ich euch alle zusammen tragen.« Jhered blickte wieder nach Osten. »Aber jetzt müssen wir weiter. Wir dürfen erst wieder innehalten, wenn Gorian tot ist. Entweder das, oder wir werden alle seine … seine Anhänger, oder wie ihr sie auch nennt.«
    »Seine Sklaven«, sagte Arducius. Er hob den unverletzten Arm, damit Mirron ihm aufhelfen konnte.
    »Ja, das trifft es besser. Komm schon, Ossie. Ich trage dich.«
    Sie machten sich wieder auf den Weg. Sofort begannen Jhereds Arme zu brennen, und er konnte nicht einmal ahnen, wie Arducius sich fühlte. Sein Wimmern war jedenfalls deutlich genug. Die Toten hatten inzwischen weiter aufgeschlossen und kamen sogar besser voran als die Lebenden. Jhered schätzte, dass sie sich mit etwa einer Meile pro Stunde bewegten, also mussten die Toten ungefähr doppelt so schnell sein. Eine seltsame Klarheit überkam ihn, als betrachtete er die Szene von außen. Die Verkrüppelten wurden von den Toten gehetzt. Die Langsamen verfolgten die noch Langsameren. Wie es auch ausgehen würde, Harban hatte sicherlich recht. Die Welt war auf den Kopf gestellt.
    Sie kämpften sich nun bergab und sehnten sich nach dem ebenen Grund vor dem Wäldchen, wo sie etwas leichter vorankommen würden. Die Marschtritte der Toten dröhnten in ihren Ohren. Vierzigtausend oder fünfzigtausend Stiefelpaare schlurften durch den zähen Brei, der schmatzte und sich festsaugte. Es war ein unwirkliches Geräusch.
    In seinen Albträumen hatte Jhered sich immer vorgestellt, der Weltuntergang müsse mit Donner und mächtigen Blitzen einhergehen. Dies aber, das Schlurfen und Schmatzen, war noch schlimmer. Er versuchte, nicht an ihre Verfolger zu denken, an die unzähligen Menschen, die Gorian vernichtet hatte. Doch sie kamen

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