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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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berstenden Stein mit Händen und Füßen genügend Halt gefunden. Er war völlig unverletzt, doch in ihm brodelte eine unbändige Wut. Da draußen waren zwei von denen gestorben, die zu retten er gekommen war.
    »Prüft zuerst das Gewicht«, sagte Roberto. »Das Zeug explodiert beim Aufschlag, also werft fest.«
    Davarov nickte und wog die Flasche in der riesigen Hand. Roberto hielt seinen Arm fest.
    »Vorsicht, alter Freund. Wenn du die Flasche fallen lässt, ist alles vorbei.«
    Die Toten rückten vor. Einige Verteidiger schossen Pfeile ab oder warfen Speere, doch es war vergebens. Durch solche Waffen ließen sich die Toten nicht aufhalten. Auch die Tsardonier waren fast in Bogenschussreichweite. Roberto starrte das Heer der Toten an und versuchte sich einzureden, dass er diesen Kampf überleben konnte. Er suchte nach den Gesichtern von Khuran oder Ruthrar, konnte aber keinen der beiden entdecken. Ruthrars Mission war offenbar gescheitert, und das stimmte Roberto traurig. Er hatte dem klugen Prosentor vertraut, der anscheinend doch nur in den Tod geritten war. Jetzt hätten sie ihn hier oben an ihrer Seite brauchen können.
    Auf dem Teil der Festung, die noch ein Dach hatte, sammelten sich die Soldaten. Die Stufen waren brüchig, aber niemand war abgestürzt, und hier war sogar auf einer Länge von vierzig Schritten in nördlicher Richtung die Mauer stehen geblieben. Im Süden herrschte ein wildes Durcheinander, wo sich nichts mehr bewegte. Direkt unter ihnen rappelten sich tote Soldaten der Konkordanz auf und wandten sich nach Westen. Sie schlurften, hielten mit gebrochenen Händen ihre Waffen fest und krochen über rasiermesserscharfe Trümmer, wo sie nicht laufen konnten. Tragische Anblicke, wohin man sich auch wandte. Am besten sah man sich überhaupt nicht um und dachte nicht weiter nach.
    Als jemand ihm die Hand auf die Schulter legte, drehte Roberto sich um.
    »Wollt Ihr mir eine davon geben?«
    »Was habt Ihr vor, Julius? Wollt Ihr sie mir auf den Kopf schlagen?« Kichernd gab Roberto ihm eine Flasche. »Schickt sie zu Gott zurück, Sprecher Barias.«
    »So viele, wie ich nur kann.«
    Barias stand unter Schock, und der Staub, der sein Gesicht bedeckte, verstärkte den Eindruck noch. Seine Augen blickten jedoch klar, und er konnte kämpfen.
    »Vielleicht bin ich nun doch noch froh, dass ich Euch gerettet habe«, sagte Roberto. »Ich lege bei meiner Mutter ein gutes Wort für Euch ein, wenn wir zurückkehren. Aber nur, wenn Ihr mich nicht mehr verbrennen wollt.«
    »Vielleicht sollten wir einen Strich unter alles ziehen«, sagte Barias.
    »Mir soll es recht sein.« Roberto nickte lächelnd.
    »Roberto.«
    Davarovs Ruf hatte überrascht geklungen. Roberto blickte in Richtung Atreska. Die Toten hatten angehalten, der Vorstoß auf die zerstörte Mauer war zum Erliegen gekommen. Sie standen jetzt, ungefähr hundert hintereinander und mehrere hundert Köpfe breit, zehn Schritte vor dem Wall.
    »Es sieht nicht günstig für uns aus«, sagte Roberto.
    Wieder wog Davarov die Flasche in der Hand. »Wir können die Rechnung ein wenig ausgleichen.«
    »Warte, bis sie sich wieder in Bewegung setzen.«
    Auf der intakten Mauer, auf der Treppe und der Rampe standen Soldaten. Hinter den Trümmern warteten weitere Kämpfer mit erhobenen Speeren und allem, was helfen konnte, die Toten aufzuhalten. Unvermittelt drehten sich alle Toten zur Festung um. Sie waren mit Matsch bedeckt, hatten Schnittwunden und Quetschungen, starrten jedoch direkt zum Dach hinauf und öffneten die Münder.
    »Del Aglios.«
    Roberto wich erschrocken zurück und landete schwer auf dem Hinterteil. Krampfhaft hielt er die Flasche fest. Zehntausend tote Münder hatten seinen Namen gerufen. Der Schreck durchzuckte ihn, wie die Welle durch die Mauer gefahren war.
    »Was, beim Ruhm des Allwissenden, war das denn?«, fragte er.
    »Del Aglios.«
    Die Worte trafen ihn und untergruben seinen Mut und den der anderen Lebenden. Mit wackligen Beinen stand Roberto wieder auf und blickte zur Masse der Toten hinab. Sie blickten immer noch in seine Richtung. Er holte tief Luft und fasste sich wieder, auch wenn er sich nicht ganz von dem Bann dieses gespenstischen Erlebnisses befreien konnte.
    »Dieser Bastard«, fluchte er. »Er kann mich durch ihre Augen sehen. Wie ist das möglich? Er kann mich sehen.«
    »Na und? Hier habe ich etwas, das er sich ansehen kann.« Davarov holte aus und warf seine Flasche zu den Toten hinunter. »Schluck das, du feiger

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