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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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könnt ihr wenigstens eine Zeit lang den Palast beschützen. Ich denke aber, wenn Marschall Vasselis und Elise Kastenas davon erfahren, dann werden sie etwas anderes planen. Sie werden alle Toten hierher holen, damit ihr sie direkt vor den Mauern besiegen könnt. Deshalb müssen wir ganz sicher sein, ehe wir eine Botschaft schicken. Könnt ihr es wirklich tun, Yola?«
     
    Die Juwelenmauer war zusammengebrochen. Durch welche Mittel, das war Khuran herzlich gleichgültig. Er ließ seine Krieger angreifen, damit sie das Zerstörungswerk vollendeten. Er würde hinter ihnen schreiten, bis er Gorian Westfallen gefunden hatte, um ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf abzuhacken. So hielt man es mit Mördern, die sich an der Khur-Dynastie vergriffen hatten.
    Begierig, ihre Klingen zu schwingen und die Erde mit dem Blut ihrer Feinde zu tränken, näherten sich zwölftausend tsardonische Krieger dem zerstörten Wall. Ein einziger Mann hatte das mächtige Bauwerk, die größte Dummheit der Konkordanz, zerstört.
    Das Schwert über die Schulter gelegt, beobachtete Khuran, wie die Welle Zement und Stein zerfetzte wie Papier. Dann lief sie über den freien Raum bis zu den Toten.
    »Holt die Gor-Karkulas. Ich will sie für mich verwenden.«
    Sein Ruf drang bis zu den hinteren Reihen seiner Männer und würde zweifellos rasch die Ohren aller erreichen, die bereit waren, um diese Beute zu wetteifern. Khuran lächelte leicht. Diejenigen, die ihn zu übertrumpfen versuchten, sahen ihren Irrtum stets zu spät ein. Es war unmöglich. Er würde sich neue Frauen nehmen und Söhne zeugen. Rhyn-Khur war ein großer Prinz gewesen, und man musste um ihn trauern, doch sein Tod sollte nicht das Ende der Khur sein.
    Die rollende Wand aus Erde und Dunst raste weiter und ließ den Boden unter seinen Füßen beben. Er stolperte und stützte sich auf Kreysuns Schulter ab. Jetzt wurde er doch ein wenig unsicher und hielt inne. Die Welle erreichte die Toten und schlug über ihnen und den Gor-Karkulas zusammen. Die Triumphschreie der Tsardonier erstarben, die Männer schwiegen. In der Leere hinter der Mauer regte sich nichts mehr. Der Sieg war errungen, doch Gorian hörte nicht auf.
    Die vorderen Reihen seiner Krieger wurden langsamer und hielten an. Der Boden bebte, hob sich und riss auf. So weit er nach Norden und Süden blicken konnte, raste die Welle nun auf ihn zu. Eine große Erdwelle. Als seine Männer sich zur Flucht wandten, war es schon zu spät. Vielleicht war es von Anfang an zu spät gewesen.
    Khuran sah kurz über die Schulter zur weiten offenen Ebene von Atreska. Es gab kein Entrinnen, es gab keinen Fluchtweg. Er konnte nur stehen bleiben. Kreysun drehte sich um und packte ihn am Arm.
    »Geht, mein König. Ihr müsst laufen!«
    »Laufen? Ich will dem Tod ins Auge blicken. Ich werde mich nicht wie ein Feigling verhalten.«
    So stellte sich Khuran, der König von Tsard, seinem Schicksal.
    »Angesichts solcher Taten erkennen wir unsere eigene Narrheit«, erklärte Kreysun.
    Die Welle schlug über ihnen zusammen.

 
29

    859. Zyklus Gottes,
    12. Tag des Genasab
     
    W ir müssen rasten. Bitte, Paul. Nur einen Augenblick.« Eine Meile, vielleicht sogar weniger. Mehr hatten sie nicht geschafft. Es ging schrecklich langsam, doch am meisten litt Arducius. Jeder Schritt über den öden, toten Sumpf bereitete ihm neue Qualen. Er schleppte sich mit seinem gebrochenen Bein durch den klebrigen Schlamm und blieb immer wieder an Steinen hängen, die unter dem Matsch verborgen waren. Er hüpfte mit Mirrons Hilfe und beklagte sich kein einziges Mal, doch immer wieder kamen entsetzliche Laute über seine Lippen.
    Doch sie konnten es sich nicht erlauben, noch langsamer zu laufen. Im Osten waren Zehntausende Tote, die Gorian mit seiner Welle erschaffen hatte, am Horizont aufgetaucht und näherten sich unerbittlich. Langsam und zielstrebig kamen sie, schweigend und effizient. Sie waren jetzt höchstens noch dreihundert Schritte hinter ihnen, und alle wollten zu demselben Ort.
    Gerade hatten die Fliehenden eine kleine Anhöhe bezwungen und eine Oase des Lebens und der Gesundheit gefunden, weniger als eine Meile entfernt. Ein Wäldchen und im Wind nickendes Gras, kaum sechzig Schritte im Quadrat. Drinnen bewegten sich Gestalten – vielleicht weitere Tote. Doch auch Gorian war dort.
    Jhered brauchte keinen Aufgestiegenen, um sich dies zusammenzureimen. Er betete, dass sie auch Kessian wohlbehalten dort finden mochten, machte sich aber keine großen Hoffnungen.

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