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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Dutzend Bogen wurden gespannt und zielten auf ihn.
    »Ich glaube nicht. Eine falsche Bewegung, und Ihr sterbt jetzt sofort.«
    »Das wäre sogar vorzuziehen«, erwiderte Arducius.
    »Wenn Ihr das glaubt, dann greift mich an.« Koroyan wandte sich wieder Ikedemus zu, der sich beruhigt hatte und ihren Blick erwiderte. »So, Ikedemus. Die letzte Gelegenheit. Wo sind sie?«
    Sie fuchtelte vor seinen Augen mit dem Messer herum. Der Junge schwieg. Schließlich blies die Kanzlerin die Wangen auf und schüttelte den Kopf. Blitzschnell und präzise legte sie knapp über dem Knie eine Hand aufs Bein des Jungen und brachte ihm am Oberschenkel einen tiefen Schnitt bei. Das Blut spritzte hervor und färbte seine Toga.
    »Das ist die Beinschlagader, nicht wahr, Ossacer?«, sagte sie. »Seht zu, wie er verblutet, oder sagt mir, was ich wissen will, und wir lassen Euch ihn heilen, damit er auf den Scheiterhaufen kommen kann.«
    Ikedemus zitterte und bebte und zuckte im Griff des Soldaten.
    Die Tränen strömten ihm übers Gesicht, er öffnete den Mund und wollte sie anflehen, ihm zu helfen, doch er wollte nicht aufschreien. Ossacer erhob sich.
    »Ruhig, Ikedemus. Du weißt, was du zu tun hast, aber du musst ruhig sein.«
    »Hört auf mit diesen Spielchen, Felice«, schaltete sich Arducius ein. »Das nützt Euch überhaupt nichts.«
    »Da bin ich anderer Ansicht«, erwiderte Koroyan. »Er ist ja nur der Erste, glaubt mir.«
    »Ihr werdet die ganze Nacht damit verbringen«, widersprach Arducius.
    »Ich habe so viel Zeit, wie ich brauche.«
    Arducius lächelte. »Ihr wisst nicht, womit Ihr es zu tun habt.«
    Koroyan folgte seinem Blick. Ikedemus wehrte sich nicht mehr, er hatte die Augen geschlossen, und die Blutung hatte aufgehört. Koroyan riss seine Toga fort. Der Schnitt war noch da, aber er sah aus, als wäre er schon vor Tagen verheilt. Sie zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück.
    »Dann versuche, das hier zu stillen, du gottloser kleiner Bastard!«
    Sie rammte Ikedemus das Messer mit solcher Kraft in die Brust, dass die Klinge sein Herz durchbohrte und über den Brustharnisch des Soldaten kratzte. Der Soldat ließ den Jungen fallen, sprang zurück und starrte die Kanzlerin an. Ikedemus brach zusammen, das Blut spritzte aus der tödlichen Wunde. Er zuckte noch einmal und blieb reglos liegen.
    Die Kanzlerin wandte sich wieder an Arducius. In ihren Augen loderte wilder Zorn.
    »Sagt mir, wo sie sind, oder Gott umfange mich, ich werde mit euch allen tun, was ich mit diesem kleinen Mistkerl gemacht habe.«
    »Das reicht jetzt«, sagte Andreas Koll.
    Arducius fuhr herum, immer noch benommen von dem, was er gerade beobachtet hatte. Von Meera gestützt, stand Andreas auf. Tränen glänzten auf seinen Wangen, und sein Gesicht war entsetzlich bleich. Die Erinnerung an die Ereignisse vor einem Jahrzehnt auf dem Forum von Westfallen schossen Arducius durch den Kopf. Damals hatte Vater Kessian das Wort ergriffen, auch er ein gebrechlicher alter Mann. Wenn Koroyan sich jetzt auch noch auf Andreas stürzte, würde sie ihm nicht mehr entkommen. Dieses Mal nicht.
    »Ja, ich stimme zu«, sagte die Kanzlerin, das Messer nach dem Stich hoch erhoben und ein wenig keuchend.
    »Selbst Eure eigenen Leute können kaum begreifen, was Ihr gerade getan habt. Ihr habt soeben einen zwölfjährigen Jungen ermordet.«
    »Ich habe das Urteil an einem Ketzer vollstreckt«, erwiderte sie rasch. »Meine Leute wissen das.«
    Sie sah sich um, und Arducius konnte beobachten, wie der Eifer aus ihr wich. Andreas hatte recht. Die Kämpfer hatten die Bogen und Schwerter gesenkt, die Gottesritter starrten sie und den armen Ikedemus an, der in seinem Blut am Boden lag. Ihm konnte jetzt niemand mehr helfen, aber wenigstens hatte er keine Schmerzen mehr und musste sich nicht mehr fürchten.
    Koroyan funkelte ihre Soldaten an.
    »Vergesst nicht, wer Euer Gott und wer Euer Feind ist. Vergesst nicht den Preis, wenn wir versagen.«
    Ossacer war wieder auf seine Liege gesunken und barg seinen Kopf in den Händen. Arducius wusste, warum, und konnte ihm keinen Vorwurf machen. Nicht hierfür. Bryn schien bereit, jederzeit zuzuschlagen, doch Meera hielt ihn mit ihrer freien Hand zurück.
    »Was jetzt, Felice?«, fragte Arducius. »Wer ist der Nächste? Ich? Ossacer? Aber normalerweise sind Euch ja hilflose Opfer lieber.«
    Meera zischte, er solle schweigen. Er sah es nicht ein. Dann erinnerte er sich, dass Arvan Vasselis einst lieber Westfallen aufgegeben hatte, als sich

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