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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Jhered richtete sich auf. »Verlasse nur nicht diesen Raum. Hast du verstanden? Herine?«
    Schließlich nickte sie.
    »Ich hole Hilfe, und dann bringe ich dich zu deiner Tochter. Kommst du bis dahin zurecht?«
    »Aber natürlich«, erwiderte sie. »Ich bin die Advokatin.«
    »Ja, du bist die Advokatin. Vergiss das nicht. Ich bin bald wieder da.«
    Draußen erklärte Jhered den Wächtern, welche Strafe darauf stand, wenn jemand unerlaubt den Raum betrat. Es habe einen Unfall gegeben, fügte er hinzu, aber die Advokatin sei wohlauf. Als er von der Tür aus nicht mehr zu sehen war, rannte er die Treppen hinunter, durch die Gärten und über den Platz bis zur Akademie, wie er seit dreißig Jahren nicht mehr gerannt war. Vasselis war sicherlich bei den Aufgestiegenen. Dorthin ging der Marschall immer zuerst, wenn er den Palast aufsuchte, und wenn Jhered Glück hatte, fand er dort trotz der frühen Stunde auch alle anderen, die er brauchte.
    Er musste sich sehr konzentrieren, um die Neuigkeiten zusammenhängend zu berichten, doch ihm schoss immer wieder derselbe Gedanke durch den Kopf. Die Advokatin hatte die Kanzlerin getötet. Im ungünstigsten Augenblick in der Geschichte der Konkordanz würde es in der Hauptstadt Unruhen geben wie noch nie.
     
    »Wir sollten uns freuen, statt uns Sorgen über das zu machen, was ein paar Ordenspriester vor ihren Häusern der Masken predigen könnten«, sagte Ossacer, nachdem Jhered sie ins Bild gesetzt hatte.
    Sie waren alle wach. Genau genommen hatten sie gar nicht richtig geschlafen, denn die Erinnerungen an die Angst und der Blutgeruch im Kanzleramt waren zu frisch. Wahrscheinlich würde man das Blut nie ganz abwaschen können. Es war nicht schön, aber die Aufgestiegenen wollten andererseits ihren wichtigsten Treffpunkt nicht einfach aufgeben.
    Nach der Ankunft der Advokatin zusammen mit Vasselis und Tuline hatten sich die höchsten militärischen Befehlshaber und die Aufgestiegenen sofort versammelt. Marcus Gesteris, Arvan Vasselis und Elise Kastenas saßen an der Seite eines Mannes, der dank eines seltenen Glücksfalls zufällig in den Hafen eingelaufen war. Admiral Karl Iliev, der Erste Seeherr der Ocetanas und zugleich immer noch ein Geschwaderkommandant der Ocenii. Letzteres vor allem deshalb, weil niemand sich traute, ihm zu sagen, dass er eigentlich nicht mehr mit den Elitematrosen der Konkordanz rudern sollte.
    Auf der anderen Seite des Tischs saßen Arducius, Ossacer, Mirron und Hesther Naravny. Sie alle waren Jhered, was die Diskussion über die derzeitige Lage anging, um zwei Stunden voraus, doch seine Neuigkeiten hatten einen großen Onagerstein auf die Karten, Listen und Zahlenkolonnen niedersausen lassen.
    »Solche Worte aus dem Munde eines Mannes, der die strengsten Moralvorstellungen in der ganzen Konkordanz hat«, erwiderte Jhered.
    »Keine Regel ohne Ausnahme«, antwortete Ossacer leise. »Sie hat uns verraten, und sie hat bekommen, was sie verdient hat.«
    Jhered seufzte. »Ich will es nur einmal sagen, damit alle es begreifen. Ossacer, die Tatsache, dass du zur Kanzlerin gegangen bist und dich über das Für und Wider deiner Werke für Gott ausgelassen hast, ist die direkte Ursache für die Lage, in der wir uns jetzt befinden.«
    »Ich …«
    »Halt den Mund, jetzt rede ich.« Es war schwer, Ossacer mit einem Blick zum Schweigen zu bringen. Der Aufgestiegene blickte mit blinden, leidenschaftlichen Augen in die Runde. Dieses Mal gelang es Jhered jedoch. »Du hast sie falsch eingeschätzt und einen tödlichen Fehler begangen. Du hast Glück, dass du noch lebst. Andere hatten weniger Glück. Ich erwarte, dass du dich bemühst, deinen Fehler wiedergutzumachen.«
    Unbehagliches Schweigen senkte sich über den Tisch. Ossacer war puterrot angelaufen und starrte seine Papiere an. Vasselis betrachtete ihn ohne Mitgefühl, nur Iliev lächelte. Niemand sonst ließ sich etwas anmerken. Jhered setzte sich ans Kopfende des Tischs.
    »Ich stimme dir darin zu, dass sie bekommen hat, was sie verdient hatte. Die Art ihres Todes dagegen ist mehr als unglücklich. Wir müssen die Wachen für die Aufgestiegenen und die Akademie verstärken, denn ihr Tod wird Folgen haben. In der Nähe von Estorr sind zwei Legionen der Gottesritter unterwegs. Die Bürger sind ohnehin gegen euch eingestellt, und der Orden wird dieser Abneigung neue Nahrung geben.«
    »Sollten wir die Stadt verlassen?«, fragte Arducius.
    »Wohin wollt Ihr gehen?«, wandte Elise Kastenas ein. »Nur drei von Euch sind

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