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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Saales und zog sich anschließend rasch zu seinen Verbündeten zurück. Die Advokatin hatte sich entschieden, auf der Treppenstufe stehen zu bleiben, um die Sprecher zu beobachten, die hereinkamen und vor die aufgebahrte Kanzlerin traten. Vasselis stand rechts neben der Advokatin, Hesther links. Gesteris wiederum wartete neben Vasselis.
    Die Ersten Sprecher des Ordens waren gekleidet, wie es ihnen als Vertretern der Elemente zustand. Vasselis hatte die Aufmachung schon immer für viel zu bunt gehalten. Wie Hähne, die mit ihrem Gefieder um eine Henne warben. Ihre Gewänder waren mit Bildern der Erde, des Meeres oder des Himmels bestickt. Leuchtende Farben auf kostbarem Stoff. Alle hatten sich zu Ehren der Toten die Köpfe geschoren. Das nachwachsende Haar sollte die Erneuerung des Zyklus unter Gott symbolisieren.
    So betraten sie den Saal mit ihrem persönlichen Gefolge. Nach wenigen Augenblicken übertönten ihre bekümmerten Laute das Schlurfen ihrer Sandalen auf dem Marmor. Klagend und weinend riefen sie Gebete und zitierten aus den Schriften. Sie warfen sich halb über die Kanzlerin und küssten ihre Füße, ihre Finger und ihre Wangen. Die Gesichter legten sie in Falten wie verknülltes Pergament, Tränen rollten über ihre Gesichter, sie zitterten am ganzen Körper.
    »Schenk mir Kraft«, murmelte Hesther.
    Das widerwärtige Schauspiel zog sich eine halbe Ewigkeit hin. Herine ließ sich nichts anmerken und wartete, bis sie fertig waren. Vasselis fragte sich, was den Sprechern wirklich durch die Köpfe ging. Zweifellos waren sie betroffen, als sie vor der toten Kanzlerin standen, aber sie und ihr abwesender Kollege, der Sprecher des Feuers, lauerten sicherlich auch darauf, die Nachfolge der Toten anzutreten.
    Die Tradition gebot, dass der jeweilige Advokat die Ernennung vornahm.
    »Meine Sprecher, Euer Kummer ehrt die Kanzlerin ebenso wie den Orden des Allwissenden. Felice Koroyans Tod ist ein Verlust für uns alle.«
    Herine hatte sich entschlossen, eine kleine Pause in dem Gejammer auszunutzen, um sich zu Wort zu melden. Das Gefolge zog sich daraufhin zurück, und die drei Sprecher richteten sich auf. Sie glätteten ihre Gewänder, tupften sich die geröteten Augen ab und näherten sich der Stufe. Sie waren nicht besonders groß und mussten nach oben blicken, um Herines Gesicht zu sehen. Vasselis unterdrückte ein Kichern. Außerdem stand die Regentin mit dem Rücken zur Sonne. Sie kannte alle Tricks.
    »Meine Advokatin«, begann der Sprecher der Winde, ein engstirniger Mann mit schmalem Gesicht. Seine Stimme klang noch belegt, nachdem er gerade seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte. »Unsere geliebte Kanzlerin ist tot, und nichts kann dies ändern.«
    »Nun ja, das ist ein interessanter Gesichtspunkt, wenn man bedenkt, was da an unseren Grenzen aufmarschiert«, wandte Herine ein.
    Vasselis zuckte zusammen, doch der Sprecher der Winde tat so, als hätte er nichts gehört.
    »Nichts kann es ändern. Unser einziger Trost ist, dass sie in die Umarmung des Allwissenden eingeht, wo sie sich ewiglich in seinem Glanz sonnen darf. Wir aber müssen unseren persönlichen Kummer hintanstellen. Die Gläubigen verlangen Antworten.«
    »Habt Ihr deshalb so viele mitgebracht?«, fragte Herine. »Sprecher der Winde, ich bin jederzeit gern bereit, Euch und Eure Kollegen zu empfangen, aber ich werde mich nicht dem Druck des Pöbels beugen. Wir werden uns unterhalten, aber vorher müsst Ihr die Menge auflösen.«
    »Die Menschen sind aus eigenem freiem Willen hier«, erwiderte der Sprecher der Erde, der fülliger und kleiner war als der Sprecher der Winde. Er besaß einen scharfen Verstand, und früher hatte Vasselis gedacht, er würde einmal einen guten Kanzler abgeben. »Wir führen, aber wir zwingen niemanden.«
    »Ach, nun hört schon auf. Heute dürften sämtliche Häuser der Masken verschlossen und dunkel sein, und kein Gottesritter liegt in seiner Koje. Es ist eine Führung, hinter der eine eiserne Hand steckt.«
    »Ihre Kanzlerin wurde ermordet«, erwiderte der Sprecher der Erde. »Sie werden sich nicht verstreuen, bis der Mörder vor Gericht gestellt, schuldig gesprochen und verurteilt ist.«
    »Dann haben wir ein Problem«, sagte Herine, »denn die Kanzlerin wurde nicht ermordet. Sie war das Opfer eines tragischen Unfalls, nichts weiter.«
    Der Sprecher der Winde gab sich empört. »Ein Unfall. Sie kam bei bester Gesundheit hierher, um das Werk des Allwissenden zu tun. Nun hat sich schließlich der Aufstieg in

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