Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
wissen, wer alles mit im Spiel ist. Im Augenblick musst du mir einfach vertrauen, Sydney. Es gibt…«
    Sie hob die Hand, um ihm das Wort abzuschneiden. »Jetzt fang nicht so an! Eben noch hast du zugegeben, dass du mich sechs Jahre lang belogen hast. Ich muss überhaupt nichts tun, und am wenigsten muss ich dir vertrauen.«
    Er hatte es falsch angefangen. »Okay, ich schätze, ich habe es nicht besser verdient. Aber du musst dich entscheiden, und wir haben fast keine Zeit mehr. Kommst du mit auf die Suche nach Timothy Mulligan?«
    Sydney sah zu Boden, dann blickte sie wieder auf. »Ich möchte Charles anrufen, er ist mein…«
    »Nein.« Ethans Antwort war schroff.
    Wieder flackerte Zorn in ihren Augen auf. »Warum nicht? Er könnte uns helfen!«
    »Er kann uns nur schaden. Selbst wenn die Firma nicht im Spiel ist, werde ich von der Polizei im ganzen Bundesstaat gesucht. Sie halten mich für einen Polizistenmörder, und das bedeutet, dass sie überall sind, dass sie Straßensperren aufstellen, dass sie Telefone anzapfen, auch deins und das von diesem«, beinahe hätte es ihn gewürgt, »von diesem Charles und von jedem anderen, von dem sie glauben, du könntest ihn anrufen.«
    Sie gab nicht nach, hob trotzig das Kinn. »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Ich aber nicht.« Allmählich wurde er wütend, und es kostete ihn einige Anstrengung, in sachlichem Ton zu sprechen. »Wenn du jemand anrufst, irgendjemanden, dann haben sie uns. Dann habe ich beste Aussichten, in einer Zelle zu landen.«
    Das endlich schien ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Du übertreibst. Wenn ich denen sage…«
    »Du kommst gar nicht dazu. Zwei Polizisten sind tot. Jemand muss dafür bezahlen, und im Augenblick bin ich der beste Kandidat dafür.«
    Sydney sah ihn lange Zeit stumm an. Ethan meinte fast den Kampf sehen zu können, den sie mit sich selbst ausfocht. Doch er hatte seine eigenen Kämpfe zu bestehen und war mit der Geduld am Ende.
    »Geh oder bleib, Sydney. Es liegt bei dir. Aber wenn du bleibst, fügst du dich meinen Regeln.«
    »Dann ist es ein Spiel?«
    »Das tödlichste Spiel, das es gibt. Dein Leben ist der Preis. Und die Kinder…«, er warf einen Blick auf die Lodge, »sind bloß Randfiguren.«
    »Du Scheißkerl.« Sie ballte die Faust. Einen Augenblick glaubte er, sie würde ihn schlagen. Es wäre ihm beinahe recht gewesen.
    »Ja«, gab er zu. »Aber ich spiele, um zu gewinnen.«
    Er sah, wie sie mit sich kämpfte: ihre Wut und der Wunsch, ihm zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren; ihre Angst um Danny und Callie und schließlich das Sichfügen in eine unerträgliche Situation. Ethan unterdrückte seine Schuldgefühle, Sydney ein weiteres Mal beeinflusst zu haben. Immerhin hatte er ihr gerade eine Chance zum Überleben geboten.
    »Sieht so aus, als hätte ich keine Wahl«, sagte Sydney schließlich. »Wir machen es so, wie du sagst.«

14.
    Dienächsten dreizehn Stunden nahm Sydney nur verschwommen wahr.
    Ethan hatte einen schwarzen Ford Explorer gemietet und eine komplette Campingausrüstung hineingepackt: Schlafsäcke und Zelt, Kühlbox mit Wasserflaschen und Corned Beef und dazu eine ganze Reihe von Dingen, die das Leben im Freien angenehmer machten. Falls jemand den Wagen inspizierte, würde er sie für eine Familie im Campingurlaub halten.
    Oder für eine Gruppe von Flüchtlingen.
    Sie fuhren kurz nach acht los und nahmen die direkte Strecke nach Illinois, hielten nur kurz zum Tanken, um auf die Toilette zu gehen und um in einem Drugstore ein paar Medikamente für Callie zu besorgen.
    Das Mädchen hatte Husten bekommen, und Sydney machte sich Sorgen, sie könne ernstlich krank werden. Obwohl Danny immer wieder betonte, dass Callie das Autofahren nicht vertrage, und Callie selbst beharrte, es ginge ihr gut, glaubte Sydney den Kindern nicht. Sie dachte an das Gespräch mit Callie zurück und fürchtete, das Mädchen könnte schlimmer krank sein, als es den Anschein hatte. Deshalb bestand sie darauf, dass sie an einem Drugstore Halt machten und Hustensaft und Aspirin für Kinder kauften. Nachdem Callie beides eingenommen hatte, schlief sie ein.
    Danny hingegen hielt sich krampfhaft wach, trotz der Erschöpfung, die man ihm deutlich ansah. Ab und zu drehte Sydney sich um und ertappte ihn dabei, wie er vor sich hin döste, den Kopf gegen die Scheibe gelehnt. Und als hätte der Junge ihren Blick gespürt, schlug er sofort die Augen auf, setzte sich gerade hin und versenkte sich in seinen Gameboy. Bald gab Sydney es auf, ihn im

Weitere Kostenlose Bücher