Die letzte Schoepfung
Lageplan von Champaign zu erinnern, doch es gelang ihm nicht. In seinem Bestreben, hierher zu kommen, war alles andere nebensächlich gewesen.
Als der Pick-up endlich hielt und der Fahrer den Motor abstellte, hatten die Kinder das Gefühl, ewig unterwegs gewesen zu sein.
Wo immer sie sich auch befanden, jetzt zählte nur noch schnelle Flucht. Wenn der Fahrer sie erwischte, war alles aus.
»Komm«, sagte er zu Callie. »Wir müssen verschwinden.« Er nahm seinen Rucksack und kroch zwischen den Leinensäcken zum hinteren Teil der Ladefläche.
Türen gingen auf und zu, Stimmen ertönten.
Geduckt schwang Danny sich über die Ladeklappe, reichte dann Callie die Hand. »Beeil dich!«
»He, was macht ihr da?«
Zu spät. Man hatte sie entdeckt.
»Komm, Callie.« Halb zog, halb hob er sie von der Ladefläche. Nun war es ihm egal, ob man sie sah.
»Was habt ihr da hinten zu suchen?«
Die Stimme klang jetzt näher. Zwei Männer kamen auf sie zu. Der erste war ein Riese mit wildem Bart und Pferdeschwanz, in dem graue Strähnen schimmerten; der zweite Mann war jünger und sah sportlich aus.
Danny packte Callies Hand. »Lauf!«
Sie stürmten vom Parkplatz auf eine enge, leere Straße. Kein Mensch war zu sehen. Zu beiden Seiten erstreckten sich schier endlose Lagerhäuser und leere Grundstücke, doch in der Ferne konnten sie eine belebte Straße erkennen.
»He!«, tönte es hinter ihnen. »Kommt sofort zurück!«
»Schau dich nicht um«, sagte Danny. »Lauf!«
Sie rannten auf die Kreuzung zu.
Noch im Laufen stellte Danny fest, dass er keine Angst hatte. Nicht wirklich. Nicht wie heute Früh im Wald. Damit verglichen war das hier ein Kinderspiel. Er glaubte nicht, dass die Männer aus dem Pick-up sie einholen konnten. Der Große war schon außer Atem gewesen, als er ihnen zugerufen hatte, stehen zu bleiben, und ein rascher Blick über die Schulter überzeugte Danny, dass der Jüngere sich keine große Mühe gab, ihnen zu folgen. Und selbst wenn die Männer sie einholten, musste das nicht das Ende der Suche nach ihrem Vater bedeuten. Vielleicht würden die Männer sie sogar zu Timothy Mulligan bringen, wenn Danny nur eine überzeugende Geschichte erzählte.
Wie er gehofft hatte, verfolgten die Männer sie nur einige Querstraßen weit. Doch die Kinder rannten weiter bis zur Kreuzung. Danny hielt Ausschau nach einem geeigneten Versteck, falls die Männer doch die Polizei riefen. Im Geiste hörte er Annas Stimme: »Es ist immer besser, sich zwischen vielen Menschen zu verstecken, solange ihr so ausseht, als ob ihr dazugehört.«
Zuerst versuchten sie es in einem 24-Stunden-Shop, doch die Dame hinter der Kasse beobachtete sie argwöhnisch. Als Nächstes gingen sie in einen WalMart. Das war eine gute Entscheidung, denn hier trieben sich eine Menge anderer Kinder herum. Danny nahm an, sie könnten den ganzen Tag hier bleiben, ohne dass es jemand auffiel. Früher oder später mussten sie aber wieder raus, und dann wollte er so weit wie möglich von den Männern weg sein.
Sie hielten sich einige Zeit im Supermarkt auf und schlenderten hinter einer Frau mit Baby her, weil sie hofften, für die Kinder der Frau gehalten zu werden. Sie folgten ihr sogar bis auf den Parkplatz; dann duckten sie sich zwischen die Autos und flitzten zur Straße. Ein paar Minuten stellten sie sich zu einer wartenden Menge an einer Bushaltestelle, während Danny sich die nächsten Schritte überlegte. Dann kam der Bus, und die beiden gingen weiter.
Es war bereits zu einem Spiel geworden, so zu tun, als gehörten sie zur Menge, und sie machten ihre Sache fabelhaft. Leider wurde es allmählich dunkel. Und Dannys Magen begann vernehmlich zu knurren und erinnerte ihn daran, dass sie seit Stunden nichts mehr gegessen hatten.
Inzwischen staute sich der Verkehr auf der vierspurigen Straße, und die Autos kamen nur noch im Schritttempo voran. Jetzt, da sie vor den Männern aus dem Pick-up in Sicherheit waren, bemerkte Danny, dass kein Mensch sie beachtete. Auf verschiedenen Firmenschildern hatte er gelesen, dass der Hauptsitz dieser Unternehmen in Champaign war. Also waren sie doch in der richtigen Stadt.
»Mir ist kalt«, sagte Callie. »Lass uns irgendwo reingehen, ja?« Sie zeigte auf ein Schild, das ein paar Querstraßen vor ihnen aufleuchtete, und Danny sah erfreut, dass es sich um eine Mall handelte, ein Einkaufszentrum.
»Du hast echt gute Augen. Komm. Da können wir uns was zu essen holen und uns aufwärmen.«
Sie rannten die wenigen
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