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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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dass eine plötzlich zur Polizei gerannt war und damit ihre Ausweisung riskiert hatte. Das hatte die eine oder andere mal versucht am Anfang, wenn ihr aufging, was sie in England erwartete. Dann konnten schon mal ein paar Sicherungen durchbrennen und irgendeine Verzweiflungstat geplant werden. Über die Planung war allerdings noch keine hinausgekommen. Rons Überwachungssystem war genial und lückenlos. Die Mädchen waren immer rechtzeitig aufgeflogen. Nach einer sehr intensiven Behandlung durch Ron und seine Kollegen verloren sie in der Regel die Lust, erneut einen Ausbruch zu versuchen. Sie waren dann so gefügig, dass es schon bald wieder langweilig wurde. Pit mochte es, wenn Frauen versuchten, sich zu wehren. Es machte Spaß, ihren Willen zu brechen, aber das ging naturgemäß nur dort, wo noch ein Wille vorhanden war. Frauen, die Ron in der Mangel gehabt hatte, vermochten vermutlich kaum noch das Wort zu buchstabieren.
    Wenn es nicht um eine Nutte ging, worum dann?
    Er hatte den finsteren Verdacht, dass es etwas mit ihm zu tun haben könnte. Mit der Geschichte wegen dieser verdammten Schlampe Linda. Himmel, war das eine scharfe Braut gewesen! Leider hatte sie den Mund nicht halten können und immerzu widersprechen müssen. Aufsässiges, kleines Ding. Irgendwann war er in Wut geraten… Eigentlich hatte er ihr nur eine kleine Abreibung verpassen wollen, aber die Sache war aus dem Ruder gelaufen. Er hatte in der Zeitung gelesen, dass man ihre Leiche gefunden hatte.
    Gab es einen Zeugen, der sie mit Ron gesehen hatte? Die beiden waren ein paar Mal zusammen unterwegs gewesen.
    Pit fluchte leise, aber ausgiebig.
    Ron mochte so etwas wie. ein Freund sein, aber den Kopf würde er für Pit nicht hinhalten. Wenn sie ihm die Sache mit Linda anzuhängen versuchten, würde er ohne Skrupel erklären, wie es wirklich gewesen war. Und das bedeutete, dass er, Pit, damit rechnen musste, dass die Bullen vielleicht schon in den nächsten Stunden bei ihm aufkreuzten.
    Besser, er ging gar nicht erst nach Hause.
    Aber wohin dann? Verdammte Scheiße! Wenn er wenigstens wüsste, was genau los war! Vielleicht wagte er sich ganz umsonst nicht in seine Wohnung zurück. Andererseits war das Risiko zu hoch, es einfach darauf ankommen zu lassen.
    Verflixt noch mal! Wenn es um Linda ging, hatte er ein ernstes Problem.
    Er hatte noch nicht gefrühstückt und eigentlich damit gerechnet, bei Ron einen schönen, starken Kaffee zu bekommen, aber das wurde ja nun nichts. Er ging in das nächste Starbucks , bestellte einen Cappuccino, setzte sich in eine warme Ecke und überlegte erst einmal. Für mindestens zwei, besser drei Tage durfte er sich nicht in der Nähe seiner Wohnung blicken lassen, das stand fest, und das war höchst ärgerlich – zumal er ja auch nichts mitgenommen hatte. Es gab Kumpels, bei denen er vorübergehend sein Quartier aufschlagen konnte, aber am besten wäre es, ihm fiele jemand ein, den Ron nicht kannte. Man wusste ja nicht, wie viele Namen sein Freund hinausposaunen würde, wenn es darum ging, seinen eigenen Arsch in Sicherheit zu bringen.
    So ein Mist! So ein verdammter, überflüssiger Mist.
    Er trank ein paar Schlucke von seinem Kaffee, genoss die Wärme in seiner Kehle. Vielleicht sollte er einmal die heutige Zeitung durchforsten, am Ende stieß er auf etwas, das ihm Aufschluss gab. Er ging zur Theke, nahm einen Daily Mirror vom Stapel und zog sich damit wieder an seinen Platz zurück.
    Der Mord an Linda, an dessen grausigen Umständen sich die Presse in den letzten Tagen mit wahrer Wollust aufgegeilt hatte, war von der Titelseite verschwunden. Genau genommen entdeckte Pit trotz aufmerksamen Blätterns in der ganzen Zeitung nicht eine einzige Notiz mehr zu dem Thema. Was natürlich nicht hieß, dass die Polizei nicht mit Hochdruck nach dem Täter fahndete oder vielleicht sogar schon sehr konkrete Spuren verfolgte. Schließlich teilten sie nicht alles der Presse mit.
    Er war nicht schlauer als vorher. Außer in der Hinsicht, dass offenkundig kein neues Delikt vorlag, mit dem Ron in einem Zusammenhang stehen konnte. Was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass es um Linda ging.
    Er blätterte lustlos in der Zeitung herum – und erstarrte plötzlich.
    »Das gibt es doch gar nicht«, murmelte er halblaut. Es war eine ausgesprochen schlechte Fotografie, die ihm vom unteren Drittel der Seite entgegensprang, zu dunkel, grobkörnig und etwas unscharf, und doch hätte er das gezeigte Gesicht unter Tausenden erkannt. Trotz der

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