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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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eigentlich hätte geben müssen. Er schwieg jedoch und starrte mürrisch zu Boden. »Es tut uns sehr leid, was vorgefallen ist. Sie sind das Opfer einer Namensgleichheit geworden, aber das alles hätte natürlich nie so weit gehen dürfen. Es tut mir wirklich leid.«
    Die Frau sah sie an. Ihre Augen waren dunkel von Angst. »Ein Mann hat mich fotografiert«, sagte sie mit leiser Stimme. »Gehört er auch zu Ihnen?«
    Rosanna schüttelte den Kopf. »Ein Journalist«, sagte sie, »wir wissen, woher er den Tipp bekommen hat, aber ich habe keine Ahnung, wo bei uns die undichte Stelle war. Ich werde versuchen, es herauszufinden, aber bislang tappe ich völlig im Dunkeln.«
    Die Augen der Frau weiteten sich ein wenig. »Ein Journalist?«, fragte sie, plötzlich Atemlosigkeit in der Stimme.
    »Vom Daily Mirror , ja. Aber …«
    »Was will er? Was will er mit dem Foto?«
    Rosanna spürte die aufkommende Panik bei ihrem Gegenüber. Sie legte der Fremden die Hand auf den Arm. »Vermutlich gar nichts«, sagte sie beruhigend, »denn Sie sind ja nicht die Person, um die es uns allen ging. Ihr Foto dürfte damit gar keinen Wert für die Presse haben. Selbst wenn es jemand veröffentlicht, wird sich schnell herausstellen, dass …«
    »Was heißt: wenn es jemand veröffentlicht? Was heißt das? Heißt das, dass …«
    »Wahrscheinlich wird niemand …«, setzte Marc beruhigend an, aber die junge Frau, die auf einmal nichts mehr mit der erstarrten Person zu tun hatte, die sie gerade noch gewesen war, unterbrach ihn sofort: »Wahrscheinlich? Wahrscheinlich? Ich kann mich nicht auf ein Wahrscheinlich einlassen! Ich muss sicher sein, absolut sicher, dass mein Foto nicht in einer Zeitung erscheint! Verstehen Sie? Absolut sicher!«
    Sie war kalkweiß im Gesicht. »Es ist wichtig!«, rief sie. »Es ist sehr wichtig! Sie haben ja keine Ahnung …«
    Und zu Rosannas Schrecken brach sie in Tränen aus, in ein lautes, verzweifeltes Schluchzen, und dann rutschte sie langsam mit dem Rücken an der Wand entlang zu Boden, krümmte sich zusammen und blieb weinend und zitternd auf den schmutzigen Dielen liegen.
     
    Irgendwie hatten sie sie die Treppe hinunter – und ins Auto geschafft. Es war klar, dass sie sie nicht einfach liegen lassen und verschwinden konnten. Zudem hatte Rosanna den Eindruck, was immer diese junge Frau, die Elaine Dawson hieß, ihnen zu erzählen hatte, es sollte nicht in Gegenwart Brent Cadwicks geschehen. Diesem stand die Sensationsgier allzu deutlich ins Gesicht geschrieben, und man konnte nicht wissen, was er mit den Informationen anfangen würde, die er bekam. Noch immer hatte Rosanna ihn im Verdacht, Lee Pearce verständigt zu haben. Sie hatte keine Ahnung, wovor die Fremde solche Angst hatte, aber bei Brent Cadwick war ihr Geheimnis jedenfalls am schlechtesten aufgehoben.
    Cadwick hatte natürlich sein Wohnzimmer angeboten und war dann, als er begriff, dass er seine Besucher nicht würde aufhalten können, in wüste Beschimpfungen ausgebrochen. Er lamentierte über mangelnde Dankbarkeit, fehlenden Respekt und die allgemeine Gefühlskälte in der Gesellschaft, aber niemand kümmerte sich darum. Marc schaffte es, die Fremde, deren Ausbruch völlige Apathie folgte, vorsichtig auf dem Rücksitz seines Wagens zu platzieren, und Rosanna setzte sich neben sie.
    Cadwicks Fluchen ignorierend, starteten sie in die Nacht. Rosanna blickte angestrengt durch das Rückfenster, um sicher zu sein, dass nicht Tony Harper noch irgendwo herumlungerte und ihnen zu folgen versuchte, aber offenbar hatte sich dieser vorläufig getrollt. Es blieb jedenfalls alles still und dunkel, und so durften sie hoffen, dass außer dem tobenden Cadwick niemand ihren Aufbruch mitbekam.
    Sie fuhren etwa zwanzig Minuten lang durch die Nacht, ohne dass einer im Wagen ein Wort sagte, dann bog Marc unvermittelt in einen schmalen Feldweg, der von der Landstraße abzweigte und den er im Licht der Scheinwerfer plötzlich erspäht hatte. Das Auto rumpelte ein Stück weit über Steine und andere Unebenheiten hinweg, dann hielt es an. Marc schaltete die Scheinwerfer und den Motor aus und die Innenbeleuchtung ein.
    Er drehte sich zu den beiden Frauen um.
    »Kein sehr idyllischer Platz, ich weiß«, meinte er entschuldigend, »aber immerhin außerhalb der Reichweite des unangenehmen Mr. Cadwick. Ich denke, ehe wir weiterfahren, sollten wir uns unterhalten. Darüber, ob Miss Dawson überhaupt mit uns fahren möchte. Oder wo wir sie absetzen sollen. Oder vielleicht …«

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