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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sehe das Problem, ja. Aber ihr müsst trotzdem zur Polizei gehen. Es gibt gar keine Alternative. Was meint denn Reeve?«
    »Dasselbe. So schnell wie möglich zur Polizei gehen.«
    »Und da hat er absolut recht. Rosanna …«
    »Ich weiß. Aber ich mache mir wirklich Sorgen um Pamela. Denn dieser verdammte Artikel«, sie wies auf die Zeitung, »bringt sie unter Umständen in höchste Gefahr. Wavers kann womöglich ihre Spur aufnehmen. Deshalb wollte Pamela auch keinesfalls in Northumberland bleiben. Sie weiß noch nichts von dem Geschmiere hier, aber sie hat gestern Nachmittag den Auftritt des Reporters natürlich erlebt und weiß auch, dass er ein Foto von ihr hat. Ich frage mich übrigens, wie er das Bild so schnell in der Zeitung lancieren konnte.«
    »Er brauchte im Grunde nur einen Laptop, auf den er seine Bilder überspielt hat, und einen Internetanschluss. Gar kein Problem. Foto und dazugehörige Informationen befanden sich vermutlich schon am frühen Abend beim Mirror – rechtzeitig für die Drucklegung.«
    »Dummerweise werden auch Marc und ich namentlich erwähnt. Das ist ein echter Anhaltspunkt für Wavers.«
    »Vor allem Reeves Adresse dürfte er sehr rasch herausbekommen. Deshalb ist dessen Wohnung sicher nicht der günstigste Aufenthaltsort für Miss Luke. Wobei ich trotzdem glaube, dass ihre Angst übertrieben ist. Ich meine, nach allem, was sie erlebt hat, ist es verständlich, dass sie so reagiert, aber ich kann mir nicht denken, dass dieser Wavers nach fünf Jahren nichts Besseres zu tun hat, als sich mit einer Frau abzugeben, die ihm irgendwann einmal weggelaufen ist.«
    »Diese Einstellung wirst du ihr nicht vermitteln können. Und ich möchte nicht über sie hinwegtrampeln, verstehst du? Diese Frau hat Entsetzliches mitgemacht. Jetzt einfach zur Polizei gehen, dann mit den Beamten bei ihr aufkreuzen, sie der Vernehmung aussetzen… ich käme mir vor wie ein Verräter.«
    Sie sahen einander an. Schließlich meinte Rosanna: »Ich habe mir Folgendes überlegt: Marc geht zur Polizei und berichtet dort alles, was wir wissen. Zuvor aber bringe ich Pamela an einen sicheren Ort. Irgendeine Pension, ein Bed & Breakfast außerhalb von London. Natürlich wird sie dort unter einem anderen Namen einquartiert. Vielleicht bleibe ich auch bei ihr – je nachdem, worauf sie sich einlässt. Erst wenn die Polizei Wavers festgesetzt hat, verlässt Pamela ihr Versteck.«
    »Die Polizei wird sofort mit ihr sprechen wollen.«
    Sie hob die Schultern. »Dann kann sich bestimmt ein Beamter mit ihr treffen. Aber sie muss an einem Ort sein, an dem sie sich sicher fühlt. Wie du selbst gesagt hast, ist Marc Reeves Wohnung nicht geeignet, und vor der Vorstellung, hier in unser Hotel zu ziehen, ist sie sofort zurückgeschreckt – zu zentral, zu belebt.«
    Cedric stand auf. »Die Idee ist nicht schlecht, aber ich werde das machen«, sagte er entschlossen, »ich habe schließlich Entscheidendes vermasselt. Ich fahre mit Miss Luke aufs Land, suche einen versteckten Platz und warte dort mit ihr. Du und Reeve, ihr geht gemeinsam zur Polizei. Ihr seid beide tief in diese Geschichte involviert.«
    »Du würdest das wirklich tun?«
    Er nickte. »Mir verdankt Pamela Luke den Ärger, dass ihr Foto in der Zeitung ist. Ich möchte das irgendwie wiedergutmachen. Außerdem …«
    »Ja?«, fragte Rosanna, als er nicht weitersprach.
    »Außerdem hätte ich endlich das Gefühl, etwas Nützliches zu tun«, sagte Cedric. »Seit Tagen gammle ich hier herum, schlafe bis in die Puppen, lebe von Dads Geld …«
    »Du hast dir Geld von ihm geliehen?«
    »Glaubst du, ich könnte mir dieses Hotel hier von meinen paar erbärmlichen Kröten leisten?«
    »Cedric …«
    »Ich weiß. So kann es nicht weitergehen mit mir. Schon klar. Du glaubst nicht, wie sehr mich genau dieser Gedanke ständig verfolgt.«
    »Es ist schön, wenn du Pamela hilfst. Aber das ändert noch nichts an deinem Leben, das weißt du!«
    Er schien ungeduldig. »Ich weiß. Ich weiß! Aber lass mich irgendwie anfangen, ja? Es ist einfach ein Anfang. Ein winziger Schritt. Danach muss ich weitersehen.«
    »Okay.« Sie wollte ihn nicht weiter in die Enge treiben, aber sie fürchtete, dass es sich wieder einmal um eine für Cedric und seinen ganzen bisherigen Lebensweg so überaus typische Aktion handelte: Er tat etwas Spektakuläres, etwas Besonderes, etwas, das durchaus ehrenwert war, was ihn auf seinem persönlichen Weg aber keinen Schritt weiter brachte.
    Es war nicht der Moment,

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