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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Scheißkerl kann uns nichts mehr anhaben.
    In diesem Moment trat Pamela so heftig auf die Bremse, dass Cedric nach vorn geschleudert wurde. Er brüllte auf vor Schmerz.
    »Warum, verdammt …«, begann er – und verstummte. Er bemerkte den Wagen, der sich ihnen, so kurz vor dem Erreichen der Landstraße, in den Weg gestellt hatte. »Scheiße«, keuchte er.
    James Bond gab in solchen Fällen Gas und legte einen beeindruckenden Flug über die Kühlerhaube des anderen Autos hin. Pamela hingegen versuchte verzweifelt den Rückwärtsgang einzulegen.
    »Ich finde den Rückwärtsgang nicht!«, schrie sie.
    »Nicht zurück«, presste Cedric hervor. Er konnte vor Schmerz kaum sprechen. »Nicht zurück … wir … sitzen doch dann in der Falle …«
    Er nahm wahr, dass eine Gestalt das Auto verließ. Ein Schatten. Pit Wavers.
    Pamela kämpfte noch immer ebenso hektisch wie vergeblich mit dem Rückwärtsgang.
    »Schießen Sie«, rief sie, als Wavers langsam näher kam, »schießen Sie doch!«
    »Ich … habe … die Waffe … verloren …«
    Die Schaltung gab ein jammervolles Geräusch von sich. Cedric mutmaßte, dass sie in ihren letzten Zügen hing. Während sie den Hebel wild hin und her bewegte, vergaß Pamela wahrscheinlich, die Kupplung durchzutreten.
    Wavers bewegte sich weiter auf sie zu, bereit, jeden Moment in Deckung zu gehen, sollte auf ihn gefeuert werden.
    Trotz seiner Schwäche gelang es Cedric noch, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen: Er riskiert viel. Das bedeutet, dass wahrscheinlich nur ein oder zwei Schuss in der Waffe sind. Durch die Windschutzscheibe ist unsere Zielgenauigkeit erheblich eingeschränkt. Wenn es ihm gelingt, rechtzeitig unterzutauchen, hat er uns anschließend wehrlos vor sich.
    »Wo ist die verdammte Waffe?«, schrie Pamela schrill.
    »Im … in … meinem … Fußraum … irgendwo …«
    Sie gab es auf, die Kupplung zu malträtieren, und tauchte zwischen Cedrics Füße. Cedric konnte Wavers' weißes, schweißglänzendes Gesicht erkennen. Er meinte, nie eine hassverzerrtere Fratze gesehen zu haben.
    Es ist aus, dachte er verzweifelt, selbst wenn sie die Waffe findet, ist es aus. Ich kann nicht … mehr …
    Seine Gedanken zerfielen, wollten sich nicht mehr recht einfangen lassen.
    Ich … kann … nicht … mehr … schießen …
    Wavers kam näher und näher. Er stand jetzt direkt vor dem Auto.
    »Ich hab sie«, zischte Pamela.
    Sie tauchte aus dem Fußraum des Wagens auf. Vor Cedrics Augen verschwammen die Bilder mehr und mehr.
    »Schieß!«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, schieß!«
    Er dachte daran, wie ihre Hand gezittert hatte, als sie vorhin im Wohnzimmer auf Wavers gezielt hatte. Unmöglich, dass sie traf. Sie waren verloren.
    »Schieß doch«, wiederholte er trotzdem, ohne dass sich für ihn irgendeine Hoffnung damit verbunden hätte.
    Der Knall zerriss ihm fast das Trommelfell. Die Kugel zerschlug die Windschutzscheibe und verwandelte sie im Bruchteil von Sekunden in ein riesiges Spinnennetz. Im Wegdämmern vernahm Cedric noch das leere Klacken des Abzughahns, das sich rasend schnell und hektisch immerzu wiederholte.
    »Die Munition ist aus!«, schrie Pamela. Ihre Stimme war sehr hoch, überschlug sich fast. »Sie ist aus, Cedric! Die Pistole ist leer!«
    Wusste ich es doch, dachte er, fast in einer Art irrationalem Stolz, weil er recht behalten hatte. Na bitte, wusste ich es doch!
    Dann verlor er das Bewusstsein.

 
     
     
     
     
     
     
     
    Teil 3
     

Mittwoch, 20. Februar
     
    1
     
    Die Trauer und mehr noch das Unfassbare, das plötzlich in ihr Leben eingebrochen war, hatte ihre Gesichter zu Masken verwandelt. Das war Inspector Fielders erster Eindruck, als er der Familie Biggs wieder gegenüberstand. In den wenigen Tagen hatten sie alle sich verändert, auch die Jungs, obwohl diese nach wie vor versuchten, so cool wie möglich aufzutreten.
    Sie stehen unter Schock, dachte Fielder, und das sieht man ihnen an.
    Angela hatte es am schlimmsten getroffen. Die Verzweiflung begann sich in ihre Züge einzugraben. So jung sie war, schien sie doch auf einmal seltsam verhärmt. Die Augen glanzlos, die Lippen fest aufeinandergepresst und dadurch schmaler als vorher.
    Ihr Vater, Gordon, wirkte wie ein Schlafwandler. Ein Mann, der sich durch einen bizarren Albtraum bewegt und kaum Hoffnung hat, daraus je wieder erwachen zu dürfen. Er war bereits in einen Zustand der Resignation geglitten. Was immer der gewaltsame Tod seiner Tochter aus ihm machen würde, er würde sich

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