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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sich nicht, wie Ihre Mutter es tut, und vergraben Sie sich nicht hinter Abgestumpftheit wie Ihr Vater. Stellen Sie sich diesem unfassbaren Kummer. Nur dann …«
    Er zögerte. Sie sah ihn sehr aufmerksam an.
    »Ja?«
    »Nur dann können Sie irgendwann wieder leben. Und etwas aus Ihrem Leben machen. Ich bin sicher, das hätte Ihre Schwester gewollt.«
    Sie nickte und erwiderte seinen Händedruck. Nicht fest, aber auch nicht völlig kraftlos. Ihre Hand war eiskalt.
    Als er die Treppe schon halb hinuntergelaufen war, dachte Fielder: Dummes Geschwätz. Was wollte ich ihr eigentlich sagen?
    Er strich sich über die Augen. Er war wirklich völlig übermüdet.

2
     
    »Ich verstehe das, Rosanna, natürlich«, sagte Nick. »Ich bin nicht glücklich über deine Entscheidung, aber ich kann dich verstehen.«
    Nach den heftigen Auseinandersetzungen, die sie während ihrer letzten Gespräche gehabt hatten, sprach er nun wieder freundlich mit ihr, war der alte Nick, der immer eher Rosannas Freund als ihr Chef gewesen war. Sie merkte, dass dies sie mit Erleichterung erfüllte. Sie hatte ihm soeben den gesamten Auftrag gekündigt, jegliche Mitarbeit an der Serie niedergelegt. Es hätte passieren können, dass er sie anbrüllte. Fast fürchtete sie, dass sie in so einem Fall in Tränen ausgebrochen wäre. Ihre Nerven waren in einem erbärmlichen Zustand. Die sich überschlagenden Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Am schlimmsten waren die Verletzungen ihres Bruders. Pit Wavers hatte ihm mehrere Rippen gebrochen, die Schmerzen hatten seine Atmung immer wieder aussetzen lassen.
    Nick betrachtete sie mitfühlend über seinen Schreibtisch hinweg. Sie saßen in seinem Büro, jeder hatte eine Kaffeetasse vor sich, aber Rosanna hatte ihre nicht angerührt.
    »Wie geht es Cedric heute früh?«, fragte er. »Du hast sicher schon mit ihm telefoniert?«
    »Klar. Ich denke, das Schlimmste ist überstanden. Er liegt in Taunton im Krankenhaus, und unser Vater ist bei ihm. Ich habe Dad die ganze Geschichte erzählt, und er war ziemlich verwirrt. Und entsetzt.«
    »Dass diese Pamela Luke Wavers mit einem einzigen Schuss niedergestreckt hat, ist schon eine Leistung. Ziemlich kaltblütig, dieses Mädchen.«
    »Die Chance, dass sie ihn traf, stand eins zu hunderttausend, schätze ich mal. Wir hatten riesiges Glück. Cedric vor allem.«
    »Miss Luke ist jetzt in London?«
    Rosanna nickte. »Sie hat Cedrics Zimmer in meinem Hotel übernommen. Sie wird pausenlos von Scotland Yard verhört. Das Ganze scheint ja ein gewaltiger Sumpf zu sein. Wavers und sein Kumpel Malikowski sind in jede Menge Verbrechen verstrickt. Aber Wavers war der Schlimmere. Ihm werden zwei Morde zur Last gelegt. Wenn es sich nachweisen lässt, dass er auch Elaine getötet hat, sind es sogar drei.«
    »Und dafür spricht manches?«
    »Wie man's nimmt. Pamela hat Elaines Ausweis bei Malikowski in der Wohnung gefunden. Dieser streitet jedoch vehement ab, Elaine überhaupt gekannt zu haben oder jemals im Besitz ihrer Papiere gewesen zu sein.«
    »Würde ich an seiner Stelle auch abstreiten.«
    »Andere Taten, die ihm zur Last gelegt werden, streitet er aber nicht ab.«
    »Im Fall Elaine könnte es sich um ein Tötungsdelikt handeln. Das ist ein anderes Kaliber. In den Knast wandert er sicher, aber es ist ja nicht ganz unerheblich, für wie lange!«
    »Man wird sehen«, sagte Rosanna.
    Ihm fielen ihre Blässe und ihr düsterer Blick auf. »Was ist los? Du wirkst sehr unglücklich.«
    Sie strich sich mit der Hand über die Augen. »Ich bin nur müde. Die Sache mit Cedric … und alles andere …«
    »Ich glaube, du solltest jetzt ganz rasch nach Hause zu deiner Familie fliegen. Und dich richtig ausschlafen und erholen. Ich bin nicht sauer wegen der geplatzten Serie, ehrlich nicht.«
    Leise entgegnete sie: »Ich mache mir solche Vorwürfe. Ich habe ja all das Schreckliche erst in Gang gesetzt. Ich hätte mich darauf beschränken sollen, einfach meine Geschichten zu schreiben und abzuliefern. Es war verhängnisvoll, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.«
    »Dass dir die Klärung von Elaines Schicksal am Herzen lag, war doch ganz natürlich«, sagte Nick. »Und im Übrigen – was hast du schon Schlimmes getan? Den Stein ins Rollen gebracht hat die Talkshow, und dort bist du nur auf meinen Wunsch hin aufgetreten. Ich habe Pamela Lukes Vermieter an dich weiterverwiesen. Hättest du auf ihn nicht reagiert, hätte er sich an jemand anderen gewandt, und er

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