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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hätte nicht eher geruht, bis irgendjemand angebissen hätte. Der Marin wollte Publicity, das hast du selbst gesagt.«
    »Sicher. Aber nicht ausgerechnet ich hätte mich zu seinem Werkzeug machen sollen. Zumindest hätte ich dann vernünftiger agieren müssen. Es war einfach ein Fehler, auf Pamelas Ängste, so verständlich sie gewesen sein mögen, einzugehen. Marc Reeve und ich hätten sie bei der Polizei abliefern müssen. Und sie nicht aus London wegbringen und dabei auch noch Cedric mit hineinziehen dürfen. Das war Wahnsinn!«
    »Dass Wavers sie derart schnell ausfindig machen und den beiden folgen würde, konntest du wirklich nicht ahnen!«
    Sie nickte heftig mit dem Kopf. »Doch! Doch! Mir hätte klar sein müssen, dass er nur die Zeitung zu lesen braucht und dadurch alle Anhaltspunkte serviert bekommt. Marc Reeves Name war erwähnt, und das war der entscheidende Hinweis. Die Adresse der Kanzlei fand er im Handumdrehen durch das Branchenverzeichnis. Liegt in den meisten Haushalten und in jeder Post aus. Die Polizei weiß, dass er einer Frau, die in Marcs Bürogebäude wohnt, die Privatadresse abgeluchst hat. Dann musste er dort nur noch warten. Ihm war klar, dass Pamela dort entweder aufkreuzen würde oder dass Marc ihn zu ihr führen würde. Er hatte die Fährte aufgenommen, und dann brauchte er nur noch ein wenig Geduld.« »Aber …«
    »Ich habe Pamela nicht geglaubt«, sagte sie verzweifelt, »und das war mein größter Fehler. Sie war halb verrückt vor Angst und hat pausenlos davon gesprochen, dass Wavers besessen sei von dem Gedanken, sich an ihr zu rächen. Ich hielt das für überspannt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich ein Mann nach fünf Jahren an einer Frau dafür rächt, dass sie ihn irgendwann einmal verlassen hat. Fünf Wochen oder meinetwegen Monate nach ihrem Verschwinden vielleicht noch, aber doch nicht nach fünf Jahren! Zumindest glaubte ich nicht, dass er dafür irgendwelche größeren Anstrengungen unternehmen würde. Wie man sieht, habe ich mit dieser Einschätzung dramatisch danebengelegen. Pamela kannte ihn nur zu gut. Ich hätte ernster nehmen müssen, was sie sagte. Sie wusste, dass er gestört war – ein Psychopath, wie sie es nannte. Ich habe das irgendwie vom Tisch gewischt. Und darüber hätte mein Bruder sein Leben verlieren können!« Sie kämpfte mit den Tränen.
    Nick stand auf, kam um den Schreibtisch herum, drückte ihr ein Taschentuch in die Hand. Sie betupfte sich die Augen. Jetzt nicht auch noch heulen, beschwor sie sich insgeheim. Sie ahnte, dass sie sonst nicht so rasch würde damit aufhören können.
    Er tätschelte ihr die Schulter. »Sieh doch auch einmal das Positive an der Situation«, sagte er. »Es ist viel passiert, und es hat sich vieles geklärt. Pit Wavers ist tot. Nicht Cedric – der wird es schaffen. Sondern Wavers! Der Psychopath, der Killer, der Mann, der immer wieder eine Gefahr für andere dargestellt hätte. Pamela Luke muss sich nicht länger hinter einer anderen Identität verstecken und in irgendwelche gottverlassenen Dörfer am Ende der Welt abtauchen. Sie wird Zeit brauchen, aber dann kann sie ein normales Leben führen. Und wir haben klare Anhaltspunkte dafür, was mit Elaine passiert ist. Keine – oder noch keine – endgültige Gewissheit, aber es kristallisiert sich wohl immer mehr heraus, dass sie das Opfer eines Verbrechens von Pit Wavers und Ron Malikowski wurde. Traurig genug, aber dies zu wissen, bedeutet zweierlei: Marc Reeve ist rehabilitiert, der Schatten dieser ganzen Geschichte liegt nicht länger über ihm. Und auch Geoffrey Dawson, Elaines Bruder, kann endlich seinen Frieden finden. Er weiß jetzt, dass ihn seine Schwester nicht freiwillig im Stich gelassen hat. Er kennt ihr Schicksal, so tragisch es ist. Aber wenn ein Mensch verschwindet, gibt es für die Angehörigen nichts Schlimmeres als die Ungewissheit. Den Tod kann man betrauern – und irgendwann akzeptieren. Man kann dann weiterleben. Dawson wird das im Augenblick noch nicht so empfinden, aber mit der Klärung des Falls hast du ihm ein Geschenk gemacht. Es wird sich etwas verändern in seinem Leben. Er wird nicht mehr grübelnd dahinvegetieren. Er wird sich von Elaine in Liebe verabschieden und seine Zukunft meistern können.«
    Sie nickte. Alles, was Nick sagte, stimmte, und doch fühlte sie sich so elend, so kraftlos.
    Vielleicht war einfach alles zu viel, dachte sie.
    Sie knäulte das Taschentuch zusammen, schob es in ihre Handtasche und stand auf. »Ich

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