Die Letzte Spur
tricksen, um ihren Marc Reeve in reinem Licht erstrahlen zu lassen. Der Typ hat es ihr angetan, da kannst du sagen, was du willst!«
»Und wenn? Geoff, so gut müsstest du sie kennen! Sie würde deswegen nicht irgendwelche betrügerischen Geschichten inszenieren. Sie ist doch nicht blöd!«
»Auf jeden Fall kam mir die Idee, Mrs. Pearce anzurufen und ihr die ganze Sache zu stecken. Ich dachte, unter den Augen der Presse kann Rosanna jedenfalls kein falsches Spiel beginnen. Die Pearce sprang natürlich total auf meine Nachricht an. Sie versprach mir, einen befreundeten Kollegen nach Northumberland zu schicken.«
»Das war ausgerechnet ein Reporter vom Mirror !«
»Ja. Und ich habe euch alle damit in größte Schwierigkeiten und sogar in Lebensgefahr gebracht.« Geoff atmete tief und fügte leise hinzu: »Es tut mir sehr leid. Ich hoffe, du kannst meine Entschuldigung annehmen?«
Cedric machte eine wegwerfende Handbewegung und keuchte gleich darauf vor Schmerz. »Klar. Schwamm drüber. Du warst einfach …«
»… besessen. Von dem Gedanken an Marc Reeve als Mörder. Und dem Wunsch, ihn zur Strecke zu bringen. Dabei … scheint nun alles anders gewesen zu sein …«
Vorsichtig sagte Cedric: »Du weißt, dass Elaine wahrscheinlich wirklich … nicht mehr am Leben ist?«
Geoff nickte heftig. »Das sagte dein Vater. Sie ist wohl tatsächlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Ein Londoner Zuhälter, wenn ich das richtig verstanden habe? Mir ist zwar schleierhaft, wie sie ausgerechnet so jemanden aufgabeln konnte, aber … irgendwie muss es wohl geschehen sein, oder?«
Elaine und ein Londoner Zuhälter – das war ein auch für Cedric schwer vorstellbares Bild. Die Worte des Beamten gingen ihm erneut durch den Kopf: … der Pass, den sie gefunden haben will …
Waren sie wirklich schon am Ende des Falls? Warum war Pamela verschwunden?
Er entschied, dass es keinen Grund gab, Geoffrey zu verwirren. »Geoff, vielleicht werden wir es nie genau wissen, aber es sind verschiedene Möglichkeiten vorstellbar. Wir wissen, dass sie wegen des ausgefallenen Flugs verzweifelt und durcheinander war. Lass sie am Flughafen erfahren haben, dass kein Flug mehr geht. Oder alles ausgebucht ist. Oder sie hat beschlossen, doch nicht mehr zu fliegen. Weil sie einfach der Mut verlassen hat. Vielleicht hat jemand sie angesprochen. Vielleicht ist sie in das falsche Auto gestiegen. Sie war unerfahren und etwas leichtsinnig, das darfst du nicht vergessen. Sie ist auch mit Reeve einfach mitgegangen. Beim nächsten Mann hatte sie vielleicht weniger Glück.«
»Ich wüsste es gern.«
»Pit Wavers ist tot. Aber sein Kumpel redet vielleicht noch.«
Geoff nickte. »Ja, vielleicht.« Übergangslos fügte er hinzu: »Weißt du, so verrückt es klingt, aber obwohl ich jetzt sozusagen die Gewissheit erhalten habe, dass meine Schwester nicht mehr lebt, kann ich doch endlich meinen Frieden mit der ganzen Geschichte machen. Für mich war es immer der schlimmste Gedanke, sie könnte mich verlassen haben. Einfach gegangen sein, ohne noch irgendein Gefühl an mich zu verschwenden. Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber ich habe natürlich immer wieder gespürt, dass die meisten Menschen um mich herum genau diese Möglichkeit in Erwägung zogen, und manchmal war ich völlig verunsichert. Ich habe mich sehr damit gequält. So schrecklich es ist zu wissen, dass sie ermordet wurde – ich bin doch befreit. Sie wollte mich nicht verlassen.«
Cedric dachte, dass Geoff das nicht sicher wissen konnte, aber er hütete sich, dies auszusprechen. Die eine Variante war die, dass Elaine in ein Auto gezerrt, irgendwo hingeschafft und ermordet worden war. Die andere war die, dass sie sich sehr bewusst mit einem Mann eingelassen hatte, gerade um der Enge ihres Lebens zu entkommen. Entweder hatte sie in London jemanden kennen gelernt, oder es hatte schon längere Zeit einen Mann in ihrem Leben gegeben. Er dachte daran, dass Rosanna von einem Freund gesprochen hatte, den Elaine gegenüber Marc Reeve erwähnt hatte.
Und wie passte Pamela in das Bild?
Noch vieles war unklar, und vielleicht würde dies auch Geoff noch zu Bewusstsein kommen, aber im Augenblick war er nur erleichtert, und diese Erleichterung mochte Cedric ihm nicht nehmen.
Sie schwiegen beide eine Weile, dann räusperte sich Geoff und sagte: »Na ja, das war's eigentlich schon, weshalb ich gekommen bin. Um mich zu entschuldigen und um dir zu sagen, dass es mir besser geht, und … um nach dir zu
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