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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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verschwunden war.«
    »Und wo?«
    »In einem abgelegenen Dorf. Wiltonfield oder so ähnlich. Ziemlich weit außerhalb Londons. Sie und Pit machten gemeinsam einen Ausflug, und sie entdeckte den Pass neben mehreren Containern, die am Dorfrand, gleich neben einem Parkplatz, stehen. Altkleidersammlung. Er lag auf dem Boden. Sie hob ihn auf und ließ ihn in ihrer Manteltasche verschwinden. Pit bekam nichts mit. Zu Hause stellte sie fest, dass er auf den Namen Elaine Dawson ausgestellt war und dass diese Dawson in etwa demselben Alter wie sie selbst war. Sie erkannte ihre Chance, hielt ihn gut versteckt – und entschloss sich im darauffolgenden April zur Flucht.«
    »Glaubst du ihr?«
    »Schwer zu sagen. Ich meine – wenn es stimmt, dann weißt du, was das bedeutet?«
    »Jemand hat Elaines Kleidung in den Container geworfen. Dabei ist ihr Pass herausgefallen.«
    »Sie war auf dem Flughafen gewesen. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Pass in der Manteltasche steckte, weil sie natürlich davon ausging, ihn vorzeigen zu müssen. Klar, dass ihn irgendjemand finden würde.«
    »Aber normalerweise meldet man so etwas dann bei der Polizei.«
    »Es sei denn, man ist in einer verzweifelten Notlage und erkennt plötzlich, dass ein solches Papier der Schlüssel zu einem neuen Leben sein kann.«
    Rosanna schwieg einen Augenblick. »Das heißt …«
    »Das heißt, dass auch nach dieser Variante Elaine höchstwahrscheinlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist«, vervollständigte Cedric ihren Satz, »denn weshalb sollte sie selbst ihren Pass neben einen Kleidercontainer irgendwo in der Provinz werfen? Oder ihre Kleider dort entsorgen. Das ergibt kaum einen Sinn.«
    »Aber dann ist wieder völlig offen, wer der Täter sein könnte. Pamela ist absolut zufällig an den Pass gekommen, was bedeutet, das Verbrechen muss nichts mit ihrem Umfeld zu tun gehabt haben. Wavers und Malikowski scheiden damit eigentlich aus.«
    »Zumindest ist ihre Beteiligung nicht mehr und nicht weniger wahrscheinlich als die irgendeines anderen Kriminellen«, stimmte Cedric zu. »Wie schrecklich für Geoff. Er war so erleichtert, einen Namen zu kennen.«
    »Wie, um Himmels willen, ist Elaine in dieses Dorf gekommen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist sie in das falsche Auto zum falschen Mann gestiegen. Der fährt mit ihr in eine abgelegene Gegend, vergewaltigt sie, bringt sie um, verscharrt sie irgendwo und entsorgt dann die Kleider. Diese Geschichten passieren ja leider häufig.«
    »Aber sie war auf dem Weg nach Heathrow!«
    »Sie war verzweifelt. Sie kann irgendwo zwischendurch die U-Bahn verlassen haben. Was dann geschah… werden wir wahrscheinlich nie mit Sicherheit wissen!«
    Rosanna kam noch ein anderer Gedanke. »Warum hat Pamela dann Malikowski in Verdacht bringen wollen? Wäre Wavers nicht die bessere Wahl gewesen? Immerhin hatte er bereits ein Verbrechen begangen.«
    »Ich habe sie das auch gefragt. Sie begründet es mit ihrer Angst. Malikowski etwas anzuhängen, schien ihr weniger gefährlich – was eine mögliche Rache anging. Wavers hat sie geradezu paralysiert. Das habe ich ja selbst gemerkt, als ich mit ihr unterwegs war. Natürlich, nachdem Wavers tot war, wäre es das Beste gewesen, ihm die ganze Geschichte in die Schuhe zu schieben. Aber da hatte sie sich dir und Marc Reeve gegenüber ja schon anders geäußert und konnte nun von ihrer ursprünglichen Behauptung nicht mehr abrücken. Sie musste die Geschichte mit dem Pass aus Malikowskis Schlafzimmer weiter durchziehen.«
    »Warum hat sie nicht von Anfang an gesagt, wie es wirklich war? So unwahrscheinlich ist doch ihre Geschichte gar nicht!«
    »Rosanna, Pamela ist in einem kriminellen Umfeld groß geworden«, sagte Cedric, »und kaum von daheim fort, ist sie schon wieder in einem kriminellen Umfeld gelandet. In gewisser Weise waren Verbrechen – oder zumindest die verschiedensten Delikte – ihre gewohnte Realität im Alltag. Solche Leute ticken anders als wir. Du und ich, wir würden einfach erzählen, wie es war, weil wir ein gutes Gewissen hätten und gar nicht auf den Gedanken kämen, jemand könnte uns etwas anderes unterstellen. Aber Leute wie Pamela wissen, dass sie schon auf Grund des Milieus, aus dem sie stammen, immer von vornherein verdächtig für die Polizei sind. Sie stehen stets mit einem Fuß im Knast, und prinzipiell wird ihnen wenig geglaubt. Deshalb hat es in Pamelas Augen durchaus Sinn, der Polizei gleich einen Verdächtigen zu präsentieren und gar nicht erst

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