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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Fluss herumtuckerte.«
    »Was in jedem Fall seltsam erscheint.«
    »Stimmt. Aber nichts mit Elaine zu tun haben muss.«
    Rosanna ließ die Schultern sinken. Sie war so berauscht gewesen von all ihren Entdeckungen, aber nun schien nichts mehr gesichert. Vielleicht hatte Pamela wirklich erneut gelogen. Vielleicht überinterpretierte sie Geschehnisse, die Zufälle und darüber hinaus völlig harmlos waren.
    »Überleg doch mal«, sagte Marc, »wann und wie sollte Jacqueline denn etwas davon mitbekommen haben, dass Elaine bei mir übernachtete? Sie müsste ja direkt vor meiner Haustür herumgelungert haben.«
    »Krankhaft eifersüchtige Menschen tun so etwas. Da wäre sie nicht die Erste gewesen.«
    »Wir waren damals seit einem Dreivierteljahr getrennt.«
    »Sie kann dir trotzdem nachspioniert haben. Es gibt Menschen, die seit ewigen Zeiten geschieden sind und noch immer durchdrehen, wenn sich der Expartner neu orientiert.«
    »Gut. Aber dann? Wie stellst du es dir weiter vor? Sie hat im Auto vor meinem Haus gewartet, hat mich und Elaine am nächsten Morgen hinauskommen sehen. Ist uns – notgedrungen zu Fuß – zur U-Bahn gefolgt. Ist sie ebenfalls eingestiegen? Hat sie Elaine angesprochen? Hat sie sie bequatscht, mit ihr zu kommen? Hat sie sich ihr Auto wiedergeholt – das ich in unmittelbarer Nähe meines Hauses im Übrigen die ganze Zeit über nicht bemerkt habe? Ist sie mit ihr nach Wiltonfield gefahren? Wobei sie sich enorm beeilt haben muss, sonst hätte sie nicht schon um acht Uhr die Schleuse passieren können. Hat sie Elaine an jenem Parkplatz umgebracht? Oder erst auf dem Schiff?«
    So, wie er das sagte, hörte es sich absurd und völlig unrealistisch an. Rosanna erwiderte nichts.
    Wahrscheinlich habe ich mich völlig vergaloppiert, dachte sie unglücklich.
    Marc stützte beide Arme auf den Tisch, sah Rosanna eindringlich an. »Rosanna, ich kenne die Schwächen meiner Exfrau wirklich ganz genau, besser als jeder andere wahrscheinlich. Ich habe sie als hysterisch, überdreht, fanatisch, krankhaft eifersüchtig und oft genug als zerstörerisch erlebt – gegen sich und gegen andere. Trotzdem ist das alles natürlich etwas ganz anderes als Mord . Denn das ist es, was du ihr unterstellst: den Mord an Elaine Dawson.«
    »Ich unterstelle nichts«, sagte Rosanna. »Ich habe nur ein paar Vorkommnisse aufgezählt, die mir in ihrer Zufälligkeit seltsam vorkommen. Aber sicher lassen diese Vorkommnisse viele Schlüsse zu, nicht nur einen.«
    »Stell es dir doch auch bildlich vor. Du hast ja Jacqueline nun kennen gelernt. Sie ist klein und zierlich, alles andere als eine kräftige Person. Elaine war mindestens einen Kopf größer als sie und wog etliche Kilo zuviel. Letzten Endes willst du doch darauf hinaus, dass Jacqueline Elaine im Wasser versenkt hat. Wie soll sie das gemacht haben? Rein kräftemäßig – und überhaupt? Ich meine, man braucht eine Menge krimineller Energie für ein Tötungsdelikt. Ich habe dafür nie ein Anzeichen bei Jacqueline entdeckt.«
    »Aber es hat Ausbrüche von Gewalt gegeben, wenn sie sich wieder einmal in ihre Eifersucht hineinsteigerte. So etwas kann unter Umständen ganz schlimm ausgehen. Obwohl es dann nur im Affekt passiert ist und es nicht die geringste Tötungsabsicht gab.«
    »Bei der Geschichte, die du konstruierst, ist aber eine Menge Planung auf Jacquelines Seite nötig.«
    »Vielleicht wollte sie nur mit ihr reden. Und dann ist die Situation eskaliert.« Rosanna fand selbst, dass ihre Argumentation dünn klang. Sie war so sicher gewesen. Und nun war alles innerhalb kurzer Zeit zerbröckelt. Sie stützte den Kopf in die Hände. Vielleicht war sie einfach zu krank, um irgendwelcher intelligenter Gedanken fähig zu sein.
    Sie spürte, dass Marc sie ansah, und hob den Blick. Er wirkte sehr ernst.
    »Rosanna«, sagte er, »warum willst du es unbedingt wissen? Nach all den Jahren – warum willst du unbedingt wissen, was mit Elaine damals geschehen ist? Warum kannst du nicht loslassen? Warum gehst du immer neuen Spuren nach, stürzt dich in immer waghalsigere Vermutungen? Warum?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, es ist …«
    »Warum bist du zu Jacqueline gefahren? Ich meine, ich verstehe das nicht! Weshalb musstest du meine Exfrau aufsuchen?«
    Warum? Das hatte sie sich selber immer wieder gefragt. Vordergründig war da der Gedanke gewesen, über Jacqueline eine Versöhnung zwischen Marc und Josh herbeizuführen. Unbewusst mochte mehr dahintergesteckt haben. Marc

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