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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jemand, der eine Geschichte erfindet, um ein wenig Abwechslung in sein eintöniges Dasein zu bringen. Und wie der klassische Wichtigtuer.
    »Mr. Cadwick?«, sagte Marc und streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Marc Reeve. Das hier ist Rosanna Hamilton. Sie haben mit ihr telefoniert.«
    Mr. Cadwick schüttelte erst Marcs, dann Rosannas Hand und kicherte. »Mr. Reeve! Um Sie ging es ja gestern auch im Fernsehen! Sie sind gleich mitgekommen zu mir? Den weiten Weg? Na ja, ich kann es verstehen. Sie stehen seit fünf Jahren unter Mordverdacht, nicht wahr?«
    Rosanna holte tief Luft, um den alten Mann mit einer scharfen Erwiderung in die Schranken zu weisen, aber Marc war schneller. »Es gab ein paar sehr schnelle Vorverurteilungen durch die Presse, das ist richtig«, sagte er höflich. »Aber mit Ihrer Hilfe wird die Geschichte ja nun hoffentlich aufzuklären sein.«
    »Wissen Sie, ob Miss Dawson noch wach ist?«, fragte Rosanna. »Wir würden gern gleich zu ihr gehen, wenn es recht ist.«
    »Nun kommen Sie erst einmal herein«, sagte Cadwick und trat zurück. »Es ist kalt, meine Güte! Sie sind ja viel zu leicht angezogen, junge Frau! Aber so sind die Damen, nicht wahr? Immer zu wenig Stoff, aber hinterher gibt's eine Blasenentzündung!« Er kicherte wieder, dann eilte er vor seinen Besuchern her in seine Wohnung. Hinter seinem Rücken verdrehte Rosanna die Augen. Marc lächelte ihr aufmunternd zu.
    Erwartungsgemäß war die mit wuchtigen Möbeln völlig zugestellte Wohnung extrem überheizt und schien seit Monaten nicht mehr gelüftet worden zu sein. Wahrscheinlich öffnete Cadwick den Winter über grundsätzlich kein Fenster, um bloß nicht den Hauch von Kälte zwischen die Wände gelangen zu lassen. Der Fernseher lief mit überlautem Ton. Cadwick schaltete ihn ab, wies dann auf zwei Gläser, die auf dem Couchtisch bereit standen. »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Ich brauche noch ein Glas, nicht wahr? Ich dachte, ich wäre mit der jungen Frau allein! Wusste nicht, dass Mr. Reeve dabei ist…« Er nahm ein weiteres Glas aus einer scheußlichen Anrichte.
    »Ein Sherry vielleicht?«
    »Das ist sehr nett, Mr. Cadwick, aber wir möchten jetzt nichts trinken«, sagte Rosanna, »Sie verstehen sicher, dass wir sehr gespannt sind, Miss Dawson zu sprechen. Sie sagten, Sie sei Ihre Untermieterin? Ist sie zu Hause?«
    »Sie arbeitet bis tief in die Nacht im Elephant «, erklärte Cadwick. Trotz Rosannas Ablehnung schenkte er den Sherry in die Gläser. »Das ist das Pub hier im Dorf. Ja, man denkt gar nicht, dass wir hier so etwas haben, nicht? Aber ich sage Ihnen, im Sommer verirren sich eine Menge Touristen hierher. Ist nicht weit bis zum Meer, wissen Sie. Man kann da schön baden. Und Ruhe findet man hier mehr als genug.«
    »Miss Dawson ist also noch nicht daheim?«, fragte Marc.
    »Sie kommt meist erst gegen zwölf Uhr«, erklärte Cadwick. Er hob sein Glas. »Auf Ihr Wohl! Meine Güte, ich bin ganz aufgeregt! Ist lange her, dass ich mal Gäste hatte. Viele Jahre!«
    »Vielleicht sollten wir einfach gleich zu dem Pub gehen«, meinte Rosanna. Sie ignorierte ihren Sherry. Die Gläser sahen zu schmutzig aus.
    »Wenn sie dort arbeitet, ist es vielleicht nicht der richtige Ort, sie mit uns zu konfrontieren«, gab Marc zu bedenken. »Wir müssen davon ausgehen, dass sie ziemlich erschrickt, wenn sie uns sieht. Wenn es sich um unsere Elaine handelt, hat sie ja offenbar versucht, alle ihre Spuren zu verwischen und ganz im Verborgenen zu leben. Sie wird alles andere als glücklich sein, uns zu sehen.«
    Rosanna wusste, dass er recht hatte. »Taktvoller ist es sicher, hier auf sie zu warten«, stimmte sie zu.
    »Also, ihre Spuren hat diese Frau jedenfalls gründlich verwischt«, sagte Mr. Cadwick aufgeregt, »das kam mir ja vom ersten Tag an so merkwürdig an ihr vor. Mit der stimmt was nicht, Brent , habe ich mir gleich gesagt. Aber sie war sehr höflich und hatte gute Manieren. Ich achte sehr darauf, dass es angenehme Menschen sind, die bei mir im Apartment wohnen.«
    Zudem dürftest du keinen allzu großen Andrang an Bewerbern verzeichnen, dachte Rosanna, wer will denn hier schon freiwillig wohnen?
    »Inwiefern kam Ihnen Miss Dawson merkwürdig vor?«, fragte Marc.
    »Nun«, sagte Cadwick, »sie wirkte so … so ängstlich. Ja, wie ein Mensch, der ständig in großer Angst lebt. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich regelrecht versteckt!«
    »Vor wem?«, wollte Rosanna wissen.
    »Das weiß ich leider nicht«, musste Cadwick

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