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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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denken können, dass du das als Grenzer so siehst. Dabei müsstest du doch am besten wissen, was das für arme Teufel sind. Und kriminell werden die meisten nur, weil sie sonst keinen Ausweg sehen.«
    Sie hatten mittlerweile das Auto erreicht. Die Worte hingen wie schwere Gewitterwolken in der Luft. Die beiden Polizisten schauten schweigend die Straße hinunter. In unterschiedliche Richtungen. Schließlich klopfte Assaf mit der flachen Hand auf das Autodach und beendete die Stille: »So, Yossi, Schluss mit dem Gerede. Wir haben hier einen Mordfall aufzuklären.«
    Yossi murmelte etwas Unverständliches, während er in den Wagen stieg.
    Assaf überlegte laut, wie sie nun weiter vorgehen sollten. »Ich schlage vor, du fährst zu diesem Amerikaner, Jérôme, warum hat der eigentlich einen französischen Namen? Ich überprüfe derweil diesen Moses.«
    Nachdem Yossi sich als Afrikanerfreund herausgestellt hatte, wollte Assaf verhindern, dass er den Typen zu lasch befragte. Immerhin war Moses als Letzter mit der Toten gesehen worden, ein guter Grund, ihn für verdächtig zu halten. Zumindest damit hatte Mina Oved recht. In letzter Zeit häuften sich die Fälle, in denen junge Mädchen von Afrikanern angegriffen wurden.
    »Am besten setzt du mich bei diesem Moses ab. Wo wohnt der genau?«
    »Warte, rega.« Yossi blätterte in seinen Aufzeichnungen,die er vom Rücksitz auf seinen Schoß genommen hatte. »Moses Okoye, Fein 7. Und dieser Jérôme Weiss wohnt Dizengoff 98. Fein liegt in Neve Sha’anan, das ist hier direkt um die Ecke.« Yossi packte die Aufzeichnungen wieder zusammen und warf sie hinter sich auf die Rückbank. »Yalla.«

KAPITEL 2
    Assaf ließ sich von Yossi am kleinen Gemüsemarkt direkt am Eingang von Neve Sha’anan absetzen. In einem solchen Viertel war es besser, nicht mit dem Polizeiwagen wie Freiwild durch die Gegend zu fahren. Ihm sah man den Polizisten nicht an, befand Assaf. Die meisten Kollegen hatten eher die Figur eines Bodybuilders, während er schlank und drahtig war, obwohl er ständig aß. Auch seine Kleidung sah nicht nach Polizei aus. Er trug eine enge Bluejeans und dazu ein kariertes Hemd, das er in einem Secondhand-Laden in der Nachlat-Binyamin-Straße gekauft hatte. Seine Füße steckten in braunen, italienischen Tasselloafer aus Wildleder. Normale Polizisten kleideten sich anders. Sie trugen T-Shirts mit großen Schriftzügen und liebten Marken wie Billabong. Natürlich hatte Assaf sein Outfit Hanna zu verdanken. Sie war es, die in den letzten Jahren mit ihm einkaufen gegangen und dann immer durch den ganzen Laden gelaufen war, um Klamotten für ihn zu finden, während er in der Umkleidekabine beim Anprobieren schwitzte. Seitdem sie in Berlin lebte, war ihr Mode noch wichtiger geworden. Sie hatte Assaf bei seinem Besuch vor einigen Wochen in tausend Klamottenläden geschleppt. Ihn faszinierte es, wie sie sich für Kleidung begeistern konnte, stundenlang Modemagazine durchblätterte und eine Sekunde später eine Diskussion über die Rolle der Frau in der modernenGesellschaft mit ihm anfing. Und er genoss es, vom Einheitslook der T-Shirts und weiten Jeans, die israelische Männer normalerweise trugen, abzuweichen. Immer öfter kaufte er sich mittlerweile auch alleine Sachen, die er dann bei Gelegenheit in seine Laptop-Kamera hielt und Hanna via Skype zeigte. In der Offiziersschule, an der er in den letzten Monaten Soldaten im Fach »Soziale Kompetenzen und Empathie-Fähigkeit« unterrichtet hatte, nannte man ihn den »Hipster«. Aber das war ihm egal. Er hasste die Uniformen beim Militär. Sie ließen ihn dünn und blass aussehen. Und jeder wusste sofort, wo er arbeitete. So wie er jedoch heute aussah, hielt ihn bestimmt niemand für einen Kommissar der Mordkommission. Auch nicht in Neve Sha’anan, wo man besonders sensibel auf Gesetzeshüter reagierte und jedes unbekannte Gesicht misstrauisch beäugte.
    Assaf lief am alten Busbahnhof vorbei, der bereits seit einigen Jahren nicht mehr genutzt wurde. Von den Haltestellen, an denen die Menschen früher gewartet hatten, bevor sie Richtung Jerusalem oder Beersheva aufs Land fuhren, waren nur noch verrostete Metallreste übrig. Und auch diese würden die arabischen Metallsammler mit ihren Pferdekutschen und rostigen alten Autos bald einsammeln. Er bog in das Herzstück des Viertels ein, die gleichnamige Fußgängerzone. Rechts und links hatten Läden ihre Türen geöffnet, die scheinbar alles verkauften. Taschen- und Koffershops wechselten

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