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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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Friedman beschäftigte viele Schwarze, weswegen er oft in Eilat, im Süden des Landes, aufkreuzte und die Afrikaner mitnahm, die die Grenzbeamten früher oder später laufenlassen mussten. Der Letzte auf der Liste war Baruch Mordechai Shpangental, Markenzeichen Schläfenlocken und schwarze Samtkippa. Assaf schaute kopfschüttelnd auf das Bild. Wahrscheinlich ging Shpangental tagsüber in die Talmudschule, ließ sich dafür vom Staat bezahlen und machte nebenbei auf Drogenboss. Was trieb einen scheinbar frommen Mann dazu, Drogengeschäfte im großen Stil zu betreiben?
    Assaf entschied, dass er bei Shpangental mit seinen Ermittlungen beginnen würde. Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen und nicht die ganze Szene aufzuscheuchen, wollte er alleine zu den Konkurrenten von Dudu gehen. Doch vorher würde er Anat über seine Vorgehensweise informieren.
    Der Kommissar sah auf die Uhr, und ihm fiel auf, dass er noch gar nichts Richtiges gegessen hatte. Er kaufte zwei Sabich, Nachtisch sowie Getränke und klopfte wenige Minuten später mit den warmen, wohlduftenden Pita-Broten in der Hand an Anats Tür.
    »Ich dachte, du musst doch auch mal etwas essen.« Er lächelte sie verlegen an.
    »Walla, toda.«
    Anat verschlang die Pita hastig und machte sich dann über den Nachtisch her. Assaf hatte Knafeh gekauft, eine arabische Süßspeise, die mit ihren orangenfarbenen Fäden aussah wie pures Gift.
    »Wusstest du, dass Knafeh ursprünglich aus Nablus kommt?«, fragte Anat kauend.
    »Ich dachte, in Shechem machen die nur Seife«, antwortete Assaf und benutzte den hebräischen Namen für die Stadt, die er aus seinem Grundwehrdienst kannte.
    »Seife, Knafeh – sieht doch ähnlich aus. Wahrscheinlich machen sie es in der gleichen Fabrik.« Anat lachte und sagte dann ernst: »Aber die Knafeh ist super! Wirklich lecker ...«
    Assaf nickte stolz. Er kam immerhin aus einer halb-irakischen Familie und war mit irakischem Essen aufgewachsen.
    »Ich war übrigens wegen der Toten aus dem Fluss vorhin bei Liat«, sagte Anat unvermittelt.
    Joy. Für einen kurzen Moment hatte der Kommissar nicht an sie gedacht. »Und?«, fragte er vorsichtig.
    »Liat meint, sie ist an dem Aufprall auf einen harten Gegenstand gestorben. Wahrscheinlich am Sonntagabend.«
    »An diesem Abend hat mir Dudu seine Schläger vorbeigeschickt hat«, warf Assaf nachdenklich ein. »Und hat Liat gesagt, wie es genau passiert sein könnte?«
    »Vermutlich ist die Frau auf eine Tischkante oder Treppenstufe gefallen. Sie hatte auch ein paar Prellungen und Abschürfungen. Außerdem blaue Flecke an den Armen. Als hätte sie jemand herumgestoßen ...«
    »Ihr Tod könnte aber auch ein Unfall gewesen sein?«
    »Genau. Liat hat auch Spuren von Schlafmittel in ihrem Blut gefunden hat. Gut möglich, dass die Täter sie im Schlaf überrascht haben.«
    »Wir waren am Montag in Joys Wohnung. Anzeichen für einen Kampf waren da nicht zu finden gewesen«, gab Assaf zu bedenken.
    »Vielleicht kannte sie den oder die Täter.«
    »Wir müssten wissen, für wen sie vorher gearbeitet hat. Dudus Bordell war ja noch relativ neu. Vielleicht war sie zuvor für einen seiner Konkurrenten tätig«, überlegte Assaf.
    »Guter Punkt, ich überprüfe das«, erwiderte seine Kollegin engagiert.
    Assaf war dankbar, dass Anat in diesem Fall ermittelte. So musste er sich wenigstens nicht andauernd mit Joys Tod beschäftigen.
    Auf dem Flur traf er Chaim Wieler. »Rosenthälchen, wie läuft’s?«, brüllte sein Chef ihm entgegen.
    Als Assaf ansetzte, akribisch seine Ermittlungen darzulegen, unterbrach Wieler ihn. »Du machst das schon. Sag mal, willst du nicht zum Schabbat-Essen zu uns kommen? Meine Frau würde sich freuen, sie mag dich.«
    Das klang, als wäre der Kontakt mit ihm für Wieler ein notweniges Übel. Assaf musste lachen. »Betach, sicher, gerne.«
    »Joffi. Dann komm doch so gegen sieben.«
    Assaf nickte.
    Wieler walzte den Gang entlang zu seinem Büro, und Assaf machte sich auf den Weg zu Baruch Mordechai Shpangental.
    Als Assaf das Polizeigebäude verließ, war es bereits dunkel geworden. Er blickte auf die Skyline von Jaffa. Das Minarett der Al-Bahr-Moschee, Teile des St.-Peter-Klosters und das erste jüdische Haus der Altstadt wurden angestrahlt. Direkt davor lag im Meer der Andromeda-Felsen, auf dem Poseidon die schöne Prinzessin festgehalten hatte, bis Perseusmit seinen Flügelschuhen angeflattert war und sie vor der Flut rettete.
    Assaf fuhr die Strandpromenade Richtung Norden entlang.

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