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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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Auch die Skyline von Tel Aviv, die im Wesentlichen aus 70er Jahre Klotzbauten bestand, blinzelte einem nachts mit ihren Lichtern verführerisch zu. Der Kommissar bog in die Allenby ein. Stripteaseläden zogen an ihm vorbei. Baruch Shpangental war mitten in Tel Aviv, auf der Sheinkin-Straße gemeldet. Die Sheinkin wurde gesäumt von kleinen Boutiquen, Filialen von größeren Ketten wie Adidas und Diesel sowie zahlreichen Cafés und Restaurants. Vor allem am Wochenende zog sie Besucher aus ganz Israel an. Die Sheinkin war Kult. Der Kommissar wusste, dass in der Nähe eine ultraorthodoxe Gemeinde lebte. Man sah ihre Vertreter oft zwischen den Hipstern entlangwandeln, als wären sie soeben aus einer anderen Welt, einem ukrainischen Schtetl im 19. Jahrhundert, in das Tel Aviv von heute gebeamt worden und suchten zwischen Pizzaläden und Schuhboutiquen ihren Weg zurück.
    Assaf fand die Hausnummer, die er suchte, mitten auf der Sheinkin-Straße. Hinter einem kleinen Spielplatz lag das große, rechteckige Gebäude, in dem er hoffentlich Shpangental antreffen würde. An der Tür stand, dass das Haus eine Yeshiva und ein Kollel beherbergte. Die Talmudschulen für unverheiratete und verheiratete Orthodoxe waren auch um diese Uhrzeit noch gut besucht. Vor allem in der Yeshiva lernten die jungen Männer bis spät in die Nacht hinein.
    »Entschuldige, wo finde ich Baruch Shpangental?«, fragte Assaf einen jungen blassen Mann, der ihn schüchtern hinter dicken Brillengläsern hervor anschaute.
    Der Mann zeigte stumm auf das Ende des Ganges.
    »Shalom Adoni Shpangental«, begrüßte Assaf den Mann, der dort saß und den er sofort wiedererkannte. Während der Kommissar eintrat und die Tür langsam hinter sich schloss, entdeckte er einen Aufkleber an der Wand, auf dem »Rabbis gegen Zionismus« stand. Fast alle Ultra-Orthodoxen lehnten die Existenz des Staates Israel ab. Sie glaubten, dass nur der Messias selbst den Staat erschaffen könne, da der jedoch noch nicht gekommen sei, sei es ein Verbrechen gewesen, Israel zu gründen. Sie unterstützten pressewirksam die Palästinenser, und nicht wenige der extremen Orthodoxen waren Mitglieder der PLO gewesen, zumindest, als Arafat noch gelebt hatte.
    Baruch Shpangental schaute ihn aufmerksam an. Er trug seinen langen, dichten Bart wie ein Schutzschild.
    »Mein Name ist Assaf Rosenthal. Ich bin von der Polizei.« Der Kommissar hielt seinen Ausweis hoch. »Sagt dir der Name David Dudu Batito etwas?«
    »Nein, woher sollte ich den Mann kennen?«, fragte Shpangental entspannt.
    »Er ist vor einiger Zeit ins Drogengeschäft eingestiegen.«
    Shpangental überlegte kurz. »Lo. Kenne ich nicht.«
    »Er hat außerdem ein Bordell im Norden Tel Avivs«, fuhr Assaf fort.
    »Mit solchen Dingen habe ich nichts zu tun«, erwiderte der Orthodoxe einsilbig.
    »Mit welchen Dingen hast du denn zu tun?«
    »Du bist ja nicht einfach so zu mir gekommen. Ich nehme also an, du weißt, in welchem Geschäftsbereich ich mich bewege.«
    »Soweit ich weiß, betreibst du einen florierenden Drogenhandel«, erwiderte Assaf scharf.
    Sein Gegenüber lächelte ihn verständnisvoll an. Dann begann er mit fast singender Stimme zu sprechen: »Ein frommer Mann sieht, wie ein anderer Mann Steine und Müll aus seinem Garten auf den öffentlichen Gehweg wirft. Er tadelt ihn und fragt: ›Warum wirfst du diese Dinge von einem Ort, der nicht dir gehört, an einen Platz, der auch dir gehört?‹ Der Mann lacht ihn aus, doch er versteht bald, was die wahre Bedeutung dieser Frage war. Denn kurz danach musste er sein Grundstück verkaufen, und eines Tages spazierte er auf eben diesem Weg und erleidet einen Unfall wegen dieser Steine.«
    Der Kommissar schaute verwirrt. »So wie ich die Geschichte verstehe, sollte man also niemand anderem Schaden zufügen, weil einen dieser selbst jederzeit ereilen kann.«
    »Es gibt Dinge, die gehören uns allen. Ich sorge nur dafür, dass sie verteilt werden«, formulierte Shpangental wiederum sehr kryptisch.
    »So rechtfertigst du also dein Tun?«, fragte Assaf verblüfft.
    »Wir werden doch mit dem bösen Trieb geboren, dem ›jetzer rah‹ – wir alle missbrauchen unsere Bedürfnisse. Versündigen uns. Aus Hunger wird Völlerei. Aus Fortpflanzung sexuelle Besessenheit. Nicht umsonst heißt es in der Genesis: ›Der Instinkt des menschlichen Herzens ist schlecht.‹ Erst mit dem Erwachsensein, eingeläutet durch die Bar Mizwa, erhalten wir den guten Trieb, ›jetzer tov‹, und fortan versuchen wir

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