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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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Brücke war 1997 eingestürzt, wobei vier Menschen getötet wurden, allerdings waren sie nicht ertrunken, sondern an den Folgen einer Pilzinfektion gestorben, die auf den hohen Verschmutzungsgrad des Wassers zurückzuführen gewesen war.
    Assaf schüttelte die Hand des Beamten, der ihnen mit ernstem Gesicht entgegenkam. Die Kollegen hatten bereitseine Plastikplane über die Tote gelegt. Liat Schapira ging zielstrebig auf die weiße Plane zu. Als sie sie anhob, stand Assaf dicht hinter ihr. Die Tote war Joy, ohne Zweifel.
    Assaf wich zurück, er hatte das Gefühl, etwas schnürte seinen Hals zu. Er bekam keine Luft mehr. Im nächsten Moment glaubte er, sich übergeben zu müssen. Joy lag vor ihm. Tot. Ermordet. Und er hatte es nicht verhindern können. Assaf versuchte, sich auf seinen Atem zu konzentrieren. Langsam ein, langsam aus. Wie beim Yoga. Aber so sehr er auch spürte, wie sich sein Brustkorb langsam hob und dann wieder senkte, es half nichts. Er stand hier im Park am Fluss, und vor ihm lag die tote Joy. Assaf atmete noch einmal tief ein und machte dann einen Schritt auf den leblosen Körper zu. Sie lag auf dem Rücken. Die dunklen Haare waren zerzaust, und sie hatte blaue Flecken im Gesicht und an den Armen. Ihr Gesicht war aufgedunsen und sah lädiert aus. Ihre geschwungenen, vollen Lippen hatten eine leicht bläuliche Farbe angenommen. Ihre Haut hatte sich gewellt, als hätte sie zu lange in der Badewanne gelegen. Sie trug eine Leggins und ein dünnes Shirt. Keinen Schmuck. Und nur einen Schuh.
    »Das ist doch die Frau, die ihr sucht, oder?«, fragte ein Kollege.
    »Ja. Das ist sie. Joy ...« Assaf fiel auf, dass er ihren Nachnamen gar nicht kannte. Joy war vermutlich nicht einmal ihr richtiger Vorname. »Zumindest kennen wir sie nur unter dem Namen Joy.«
    »Eine ältere Dame hat sie gefunden. Ich habe heute Vormittag noch das Fahndungsbild gesehen, das ihr herausgegeben habt«, berichtete der Polizist stolz.
    »Gut. Vielen Dank. Das war sehr umsichtig von dir«,lobte Assaf ihn müde. An Liat gewandt, sagte er: »Was meinst du?«
    »Lange kann sie noch nicht im Wasser gelegen haben, die Bauchdecke ist kaum aufgedunsen. Weder Lippen noch Augäpfel sind aufgequollen. Ich sehe kaum Hautbläschen. Außerdem trägt sie wenig Kleidung. Ich nehme an, sie war schon tot oder zumindest bewusstlos, als man sie ins Wasser warf.«
    »Aber dass sie nur so wenig anhat, spricht dafür, dass jemand sie in einem geschlossenen Raum angetroffen haben muss«, überlegte Assaf. »Warum trägt sie nur einen Schuh?«
    »Vielleicht ist der andere irgendwo hängengeblieben. Beim Rausziehen der Leiche zum Beispiel«, mutmaßte Liat und drehte die Tote leicht. An ihrem Hinterkopf klaffte eine große Wunde. »Und hier haben wir die Todesursache«, bemerkte die Rechtsmedizinerin nüchtern.
    Assaf starrte auf die Wunde, von der er nichts geahnt hatte, solange Joy auf dem Rücken lag. Ihm fiel ein, was die Empfangsdame von Dudus Spa erzählt hatte. Im Hintergrund war ein Rauschen gewesen, als sie mit ihm telefoniert hatte. In der Nähe, am Ende der Hafenpromenade, strömte der Fluss ins Mittelmeer. Hatte Dudu dort gestanden, als er sie angerufen hatte? Aber wer hatte Joy umgebracht und dann ins Wasser geworfen? Feinde von Dudu? Hatte der Zuhälter die Mörder womöglich gesehen? Mit ihnen gesprochen?
    »Wir haben hier so weit den Tatort gesichert. Aber viel gab es natürlich nicht zu finden. Sie wurde hier ja nur angespült«, unterbrach der Kollege vom Einsatzteam Assafs Gedanken.
    »Habt ihr ihren zweiten Schuh gefunden?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Dann sucht bitte noch einmal das Wasser danach ab, bevor es dunkel wird«, wies Assaf ihn an.
    »Ihr könnt sie wieder einpacken und mitnehmen«, befahl Liat ihren Kollegen. Assaf warf einen letzten Blick auf Joy. Einatmen, ausatmen.
    Als der Kommissar sich zum Gehen wandte, stand plötzlich Anat Cohen vor ihm. Er schaute sie überrascht an, sie wirkte ebenso perplex über ihre Begegnung. »Anat?«
    »Assaf?«
    Liat lachte im Hintergrund. »Oh, nicht ihr schon wieder. Könnt ihr euch mal einigen, wer welchen Fall bearbeitet?«
    Assaf zog seine Kollegin zur Seite. »Was machst du denn hier?«
    »Wieler hat mich losgeschickt. Wasserleiche im Park. Was machst du hier? Hat das mit deinem Fall zu tun?«
    »Die Tote hat ebenfalls als Prostituierte in demselben Laden gearbeitet wie die Tote vom Sprachkurs.« Assaf kam es seltsam vor, von Joy als »die Tote« zu sprechen. »Ihr Name ist Joy«,

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