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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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Scheiße « , sagte sie und hielt sich eine Hand vor die Augen, als könnte sie meinen Anblick nicht ertragen. » Da ist ja Crazy Eyes. Großartig. «
    » Sei nett zu ihr, Zadie « , sagte Dylan, ohne sie anzusehen. » Du hast es versprochen. «
    Zadie nahm zwei Bier aus dem Kühlschrank und schlug die Tür mit der Hüfte zu. Dylan zuckte zusammen, aber ich drehte mich nicht um.
    » Nett? « , knurrte Zadie, während sie mich immer noch anfunkelte.
    Ich trank einen großen Schluck Bier und kämpfte gegen einen Würgereiz an.
    » Von nett ist nie die Rede gewesen, ich hab gesagt nicht gemein. « Zadie stellte sich neben Dylan. Sie wollte ihr etwas ins Ohr flüstern, doch Dylan wandte den Kopf ab. » Und wenn man bedenkt, was ich wirklich von unserer kleinen Crazy Eyes halte, bin ich im Moment verdammt nett. «
    Crazy Eyes? Offenbar konnte Zadie mich auf den Tod nicht ausstehen– keine Ahnung, warum. Wir kannten uns ja nicht einmal richtig. Aber bei jedem Treffen mit den Maggies ließ sie es deutlicher raushängen. Erst als Dylan anfing, zum Ausgleich ganz besonders nett zu mir zu sein, entschloss ich mich, weiter mitzumachen. Dylan sagte sogar, ich würde sie daran erinnern, wie sie in der Zehnten gewesen war. Vielleicht war das ja nur so dahergesagt, doch dass Dylan Gemeinsamkeiten zwischen uns entdeckte, tat mir gut.
    Ich trank noch einen Schluck Bier, aber mit angehaltenem Atem, damit ich es nicht schmeckte.
    » Deine megacoole Ballerina ist mir auch nicht besonders sympathisch « , sagte Dylan und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wirkte ziemlich aufgebracht. » Trotzdem lasse ich das nicht an ihr aus. «
    Deine megacoole Ballerina. Bedeutete das, dass ich Dylans Crazy Eyes war? Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, wer mich für die Maggies ausgesucht haben konnte.
    Zadie stand immer noch neben Dylan. Sie hob langsam eine Hand und schob ihr zärtlich ein paar Strähnen hinters Ohr.
    » Rühr mich nicht an « , fauchte Dylan und schlug Zadies Hand weg.
    » Immer mit der Ruhe « , sagte Zadie mit einem boshaften Lächeln. Dann hob sie die Hände– in jeder ein Bier– und rauschte aus der Küche. » Vorsicht, Crazy Eyes. Die Alte beißt. «
    In dem Moment erschien Carter in der Küchentür und schaute sich ein bisschen verwirrt und nervös um. Es tat gut, ein freundliches Gesicht zu sehen, aber er kam nicht mal dazu, in meine Richtung zu sehen, ehe Zadie sich auf ihn stürzte.
    » Ah, da bist du ja! « , rief sie, schob ihre Hüften an sein Becken und drückte ihm die Lippen auf den Mund. Nach dem Kuss wirkte Carter wie weggetreten. Zadie packte ihn an der Hand, zog ihn in Richtung Wohnzimmer und rief uns über die Schulter hinweg zu: » Bis später, Mädels! «
    » Sie ist gar nicht so übel « , sagte Dylan, als Zadie weg war. Aber sie klang nicht überzeugt. » Das merkt man, wenn man sie besser kennt. Sie ist meine beste Freundin. Und oft hab ich das Gefühl, sie ist meine einzige Freundin. «
    » Wie meinst du das? « Ich versuchte ein bisschen zu lachen, auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass das ein Scherz sein sollte. » Du hast doch tausend Freunde. «
    » Aber keine, die mich wirklich kennen « , sagte Dylan, die plötzlich feuchte Augen hatte. » Nicht so, wie Zadie mich kennt. «
    » Ich würde dich gern besser kennenlernen « , sagte ich. Ich spürte, wie ich rot anlief, aber ich war trotzdem froh, dass ich es ausgesprochen hatte.
    » Komm « , sagte Dylan lächelnd und hakte sich bei mir ein. » Ich will dir oben was zeigen. «
    Ich folgte ihr durch das verrauchte, mit Antiquitäten vollgestopfte Wohnzimmer zu einer dunklen, quietschenden Treppe. Das Haus, das fast genauso geschnitten war wie unseres, hätte nicht unterschiedlicher eingerichtet sein können. Spießig und vollgestopft, aber nicht unangenehm. Wie in einem Film über Jane Austen. Als ich mich auf halber Treppe noch einmal kurz umdrehte, sah ich Ian Greene auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzen. Aber wer war das neben ihm gewesen? Auf jeden Fall ein Mädchen. Ich hätte schwören können, dass es Zadie war. Ich meinte, ihre spitzen Stiefel und ihren karierten Minirock erkannt zu haben. Hatte Ian eine Hand auf Zadies Schenkel gehabt? Sie hatte doch gerade eben noch mit Carter in der Küche geknutscht. So schnell konnte sie doch nicht den Typen gewechselt haben. Aber um zurückzugehen und nachzusehen, war es zu spät, denn Dylan zog mich schon die Treppe hoch.
    » Los, komm « , sagte sie halb scherzhaft, halb ungeduldig.

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