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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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Zadie oder irgendein anderes Mädchen so angeschaut hätte. Es würde alles gut werden für Sylvia. Die Zuneigung beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit.
    » Okay, also dann bis später « , sagte ich, aber sie hörten mich gar nicht.
    Ich wartete noch eine Sekunde, dann ging ich. Als ich fast an der Tür war, rief Sylvia hinter mir her.
    » Hey, warte! « Ich drehte mich um. Die beiden saßen händchenhaltend da. » Glaub ja nicht, dass du mir so leicht davonkommst. Ich weiß genau, dass du Geheimnisse vor mir hast. Irgendwann wirst du damit rausrücken müssen. «
    Ich ging die Union Street rauf in Richtung Seventh Avenue. Inzwischen hatte es ziemlich abgekühlt, die Sonne war hinter einer dicken Decke stahlgrauer Wolken verschwunden. Und der Wind hatte auch zugenommen. Wir hatten die erste Oktoberwoche, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass es wirklich Herbst wurde. Ich zog den Reißverschluss an meinem Sweatshirt hoch und die Kapuze über den Kopf. Als ich in die Seventh Avenue einbog, schlug mir der Wind noch heftiger entgegen. Ich zog die Schultern ein, hielt den Kopf gesenkt und hoffte, die Menschenmenge würde sich auf wundersame Weise teilen.
    Keine Chance. In Park Slope waren die Gehwege nach der Schule immer gerammelt voll mit Schülern und Müttern und allen möglichen Künstler-/Schriftstellertypen– nicht richtig cool, nicht richtig obdachlos–, die immer in der Gegend rumhingen, während die anderen Erwachsenen bei der Arbeit waren.
    Ich ging am Ace Supermarkt vorbei, wo die Kids von Grace Hall Süßigkeiten klauten, und am La Bagel Delight, wo man die Bagels heiß aus dem Ofen bekam. Ich ging an der William Penn Elementary vorbei, diesem Witz von einer Schule. Wenn ich den überfüllten Schulhof sah, fragte ich mich jedes Mal, wie die alle in das kleine Gebäude reinpassten.
    Als ich bei Pino’s vorbeikam, sah ich drinnen ein paar jüngere Grace-Hall-Schüler, und ein paar Blocks weiter saßen welche auf einer Bank vor der Cocoa Bar, denen es drinnen in dem Laden zu langweilig war. Auf der anderen Straßenseite lag die John Jay Highschool, aber so spät am Nachmittag hatten die Cops die meisten Kids von der Schule schon nach Hause gescheucht.
    Die restlichen zehn, zwölf Blocks lief ich mit eingezogenem Kopf. So brauchte ich auch nicht zu fürchten, dass ich irgendjemandem über den Weg lief, zum Beispiel unserer Nachbarin Kelsey oder Sylvias Mom. Ich mochte sie beide. Sie waren immer nett zu mir. Aber sie hätten mir Fragen gestellt, die ich nicht beantworten wollte.
    Ich dachte daran, dass Sylvia glaubte, ich wäre verliebt. Und ich fragte mich, was es bedeutete, dass es sich irgendwie genauso anfühlte.
    Als ich endlich die Eighth Street erreichte, zitterte ich am ganzen Körper. Ich bog nach rechts ab, dahin, wo Zadie wohnte, und hoffte, dass der Wind in der Querstraße nachlassen würde, aber es wurde nur noch schlimmer. Ich drückte das Kinn auf die Brust und umschlang mich mit den Armen.
    Nach ein paar Schritten wurde ich plötzlich gerempelt. Dann spürte ich, wie jemand mich am Arm packte. Ich schaute hin. Eine große Männerhand. Scheiße, Scheiße, Scheiße, ich werde überfallen. Oder vergewaltigt. Ich musste mich befreien. Schreien.
    » Lass mich los, du Arschloch! « , schrie ich, so laut ich konnte, während ich versuchte, mich loszureißen. » Lass mich los! «
    » Amelia, ich bin’s! « Er kannte meinen Namen. Woher zum Teufel kannte der Typ meinen Namen? » Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Ich hab nicht nachgedacht. Ich wollte dich nicht erschrecken. «
    Ich riss noch einmal meinen Arm weg, aber er hielt ihn schon gar nicht mehr fest. Ich torkelte ein paar Schritte zurück, und als ich aufblickte, sah ich Mr Woodhouse vor mir stehen, in Laufshorts, Laufschuhen und Windjacke. Er trug eine schwarze Strickmütze, mit der er aussah wie ein Skateboarder. Und er wirkte total erschrocken.
    » Es tut mir wirklich leid, Amelia. « Er hob die Hände und sah sich mit weit aufgerissenen Augen in alle Richtungen um. Dann machte er einen Schritt rückwärts, wahrscheinlich für den Fall, dass jemand auf die Idee kommen könnte, die Cops zu rufen. » Ich habe ein paarmal deinen Namen gerufen. Ich nehme an, du hast mich nicht gehört mit der Kapuze auf dem Kopf. Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen. Tut mir wirklich leid. «
    Mein Herz schlug so heftig, dass ich es bis in die Fingerspitzen spürte.
    » Ja, das hoffe ich doch « , sagte ich atemlos. » Ich kann es nicht

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