Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
Vom Netzwerk:
ausstehen, wenn fremde Männer mich angrapschen. «
    » Gott, ich glaube, ich habe zu lange in Connecticut unterrichtet « , sagte er. » Da vergisst man ganz, dass die Leute in der Stadt immer auf der Hut sind. «
    » An Ihrer Stelle würde ich nirgendwo kleine Mädchen angrapschen. «
    » Richtig « , sagte er mit einem Lächeln. Dann schaute er verwirrt die Straße rauf und runter. » Du wohnst doch nicht hier, oder? «
    Woodhouse wurde mir allmählich unheimlich. Hatte er meine Akte auswendig gelernt, oder was? Ganz zu schweigen davon, dass ich alles andere als begeistert davon war, dass er die Gegend kannte, in der ich unterwegs war. Es war schon stressig genug, dass ich das Risiko eingegangen war, Dylans Nummer in meinem Handy zu speichern. Wenn ich jetzt auch noch dem Direx einen Tipp gab, wo das nächste Magpie-Treffen stattfand, würden sie mir wahrscheinlich einen Finger abhacken.
    » Ich besuche meine Tante. Die wohnt hier. «
    Warum hatte ich nicht gesagt, ich würde eine Freundin besuchen? Ich hatte ja nicht mal eine Tante. Das wusste Woodhouse wahrscheinlich auch.
    » Ist bestimmt schön, sie so in der Nähe zu haben « , sagte er. Mir war nicht klar, ob das eine Anspielung auf meine Lüge war oder nicht.
    Dann schwieg er eine ganze, unangenehme Weile. Dabei nickte er die ganze Zeit, als würde er sich zurechtlegen, was er als Nächstes sagen sollte. Dann blinzelte er in die untergehende Sonne.
    » Es wird bald dunkel. Sei vorsichtig auf dem Weg nach Hause. Man kann nie wissen, ob dich irgendein alter Trottel angrapscht. « Er lächelte, dann deutete er mit dem Kinn in die Richtung, in die ich musste. » Und sag Zadie und den anderen Mädels, sie sollen sich gefälligst anständig benehmen. «
    Zadie riss die große Stahltür auf, ehe ich dazu kam zu klingeln. Ich hoffte inständig, dass sie mich nicht hatte mit Mr Woodhouse reden sehen.
    » Du kommst zu spät « , fauchte sie mich an und schaute über meine Schulter hinweg die Straße rauf und runter, wie um sich zu vergewissern, dass mir keiner gefolgt war. Dann packte sie mich an meinem Sweatshirt und zog mich ins Haus. » Verdammt, steh doch nicht da draußen rum wie eine blöde Kuh. «
    Ich hatte angenommen, dass Zadie die Tür zu dem Gebäude aufmachen würde, in dem sie wohnte, nicht ihre Haustür. Aber auf einmal stand ich in einem riesigen, offenen Raum mit Fenstern vom Boden bis zur Decke an einer Seite und nackten Ziegelwänden an den anderen Seiten. Der Boden sah aus wie polierter Asphalt, und die wenigen Möbel waren superniedrig, kalt und modern. Bis auf ein Regal, in dem einige gerahmte Fotos standen, und ein paar teuer aussehende Vasen erinnerte das alles eher an einen Möbelladen als an ein Haus, in dem Leute wohnten.
    » Los, komm schon « , sagte Zadie und schob sich an mir vorbei zu einer eisernen Wendeltreppe. » Die anderen sind schon alle unten. «
    Ich folgte ihr eine Treppe hinunter in einen ausgebauten Keller. Nach vorne hin gab es ein kleines Zimmer mit leeren Regalen und zwei Lesesesseln. Davor einen Flur mit einem modernen, gemusterten Teppichboden– Blau-, Rot- und Grüntöne, die spiralförmig ineinanderflossen.
    Hatte Zadie nicht gesagt, alle anderen wären schon da? Es war so seltsam still hier unten. Richtig lautlos. Was, wenn außer ihr und mir keiner hier war? Was, wenn das mit dem Treffen eine Falle war? Zadie konnte mich wirklich nicht ausstehen. Ich kapierte zwar nicht, warum, aber dass sie mich hasste, war klar. Und jetzt stand ich in ihrem stillen Keller, eingesperrt an einem Ort, wo niemand meine Schreie hören würde.
    » Worauf wartest du? « , fragte Zadie und wedelte mit einer Hand.
    » Es ist so still hier unten « , sagte ich. Wie eine Idiotin.
    » Das liegt daran, dass hier alles schallisoliert ist, du Pfeife « , sagte Zadie, als hätte jeder schallisolierte Zimmer bei sich zu Hause. Sie funkelte mich an. » Mein Stiefvater hat hier unten sein Heimkino, und er hat es gern still. Also, willst du erst das ganze Haus besichtigen, bevor du deinen Arsch in Bewegung setzt? «
    » Warum hasst du mich eigentlich dermaßen? « , hörte ich mich fragen. Einerseits war ich froh, dass es raus war. Andererseits hätte ich mir selbst in den Hintern treten können, weil es mir rausgerutscht war. » Sag mir, was ich falsch mache, und ich versuche, damit aufzuhören, ich schwöre es. «
    Zadies Augen verengten sich zu blauen Schlitzen, als sie sich zu mir vorbeugte. Ihre Haare rochen nach Zigarettenrauch. Jetzt sah ich

Weitere Kostenlose Bücher