Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ihn ausgeguckt noch irgend etwas in dieser Richtung gewollt. Wenn ihm nicht gefällt, was ich mache, dann soll er sich einen anderen Dussel suchen.«
    »Aber was ist mit all jenen Menschen, die für dich gelitten und das Leben verloren haben?« Triocks Ärger kehrte wieder, die Wörter kamen abgehackt über seine Lippen, als wären sie Bilder mit Bedeutungen von großer Tragweite, die er von den Wänden einer Halle der Geschenke tief in seinem Innern reiße. »Wie willst du ihrem Opfer den Sinn geben, den's verdient? Wenn du die Flucht ergreifst, sind sie in einen zwecklosen Tod gegangen.«
    Ich weiß , seufzte Covenant stumm in die grellen Flammen und den Wind. Wir alle sind ohne Zweck, tot oder lebendig. Er mußte sich anstrengen, um gegen den Schlaf, der ihn zu überwältigen drohte, noch deutlich zu sprechen. »Aber welchen Sinn gebe ich ihrem Opfer, wenn ich Selbstmord begehe? Sie wären mir kaum dankbar dafür, wenn ich etwas fortwerfe – das sie soviel gekostet hat. Solang ich lebe ...« Er verlor den roten Faden seiner Gedanken, fand ihn wieder. »Solang ich lebe, lebt auch das Land weiter.«
    »Weil es dein Traum ist!«
    Ja. Unter anderem auch aus diesem Grund.
    Covenant durchlebte einen Moment vollkommener Stille, ehe ihm verspätet die Heftigkeit von Triocks letzter Äußerung auffiel. Er straffte sich mühselig etwas und spähte durch das Feuer matt hinüber zu dem Steinhausener. »Warum ruhst du dich nicht aus?« murmelte er, weil ihm nichts anderes in den Sinn kam. »Wahrscheinlich war es ziemlich anstrengend für dich, auf mich zu warten.«
    »Ich habe das Schlafen aufgegeben.«
    Covenant gähnte. »Red keinen Unsinn! Wofür hältst du dich? Für einen Bluthüter?«
    Zur Antwort lachte Triock angespannt wie ein Tau kurz vorm Reißen.
    Der Laut vermittelte Covenant das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte, daß er nicht so unwiderstehlich müde sein dürfte. Er müßte genug Kraft haben, um Triocks Seelenpein verantwortungsbewußt zu begegnen. Aber er konnte kaum noch die Augen offenhalten. »Warum gibst du's nicht zu?« meinte er, während er sich das starre Gesicht rieb. »Du sorgst dich, ich könnte mich davonschleichen, sobald du den Blick von mir wendest.«
    »Ich habe nicht die Absicht, dich noch einmal aus den Augen zu lassen, Thomas Covenant.«
    »So was ... so was würde ich dir nicht antun.« Covenant blinzelte und merkte, daß seine Wange am harten Erdboden ruhte. Er konnte sich nicht entsinnen, zusammengesunken zu sein. Wach auf! sagte er sich ohne Überzeugungskraft. Der Schlaf schien aus dem Grau des Himmels über ihn herzufallen. »Ich weiß noch immer nicht, wie du mich gefunden hast«, nuschelte er. Aber er schlief, ehe der Klang seiner Stimme seine eigenen Ohren erreichte.
    Ihm war zumute, als sei er nur einen Moment lang ohne Besinnung gewesen, als er auf halb unterbewußter Ebene eine Finsternis gewahrte, die aus dem Winter auf ihn eindrang, unergründlich wie der Tod. Dagegen wirkten schwache, fremdartige Lichtlein aus Musik, die er erkannte, ohne sich ihrer zu entsinnen. Sie erregten einen schwächlichen, flüchtigen Eindruck, wie Stimmen, die aus großer Entfernung riefen. Sie umgaukelten ihn wie eine Melodie aus blaugrünen Intervallen, doch er konnte sie weder sehen noch hören. Aber sie blieben beharrlich; sie zupften an ihm, sangen zu ihm, flehten ihn um Rückkehr ins Bewußtsein an. Durch seinen verständnislosen Stupor tanzten sie eine blinde, wortlose Warnung vor Gefahr. Er hat mich betäubt , hörte er zu seiner eigenen Verwunderung sich selbst innerlich murmeln. Hölle und Verdammnis! Dieser Verrückte hat mich betäubt. Er entdeckte keinen vernünftigen Sinn in dieser Auffassung. Wie war er zu so einer Schlußfolgerung gelangt? Triock war ein ehrlicher Mensch, in seiner Trauer offen und großmütig – ein Mann, der sich an Gnade und Frieden orientierte, obwohl ihn das teuer zu stehen kam. Er hat mich betäubt!
    Woher stammte diese Überzeugung? Mit tauben Fingern tastete sich Covenant durch seine Besinnungslosigkeit, während ein halsstarriges Gefühl des Bedrohtseins sein Herz gepackt hielt. Finsternis und Unheil krochen auf ihn zu. Jenseits seines Schlafs – hinter der bläulichgrünen Musik – konnte er, wie er meinte, noch immer Triocks Lagerfeuer brennen sehen.
    Wie hat er das Feuer angezündet? Wie hat er mich gefunden? Das aufdringliche Geflimmer versuchte unverdrossen, ihm Dinge zu erzählen, ohne daß er sie hören konnte. Triock war eine Gefahr. Triock

Weitere Kostenlose Bücher