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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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seiner Konzentrationsfähigkeit, aber nichtsdestoweniger gewahrte er den inneren Widerspruch hinter Triocks Drohung. Furcht und Wut hielten sich in dem Steinhausener die Waage, als besäße er eine gespaltene Persönlichkeit, deren Hälften zwischen Flucht und Angriff wählen sollten und nicht konnten, weil sie in ihrem gegensätzlichen Drang einander aufhoben. Irgendwo zwischen diesen Widersachern stak jener Triock, an den sich Covenant erinnerte. Er widerstand dem Brausen in seinem Kopf und versuchte, um bei Triock Verständnis zu wecken, eine Erklärung abzugeben.
    »Die einzige Möglichkeit, daß du mich umbringen könntest, besteht dann, wenn ich in meiner Welt sterbe. Du hast mich ja gesehen ... als du mich rübergeholt hast. Vielleicht kannst du mich töten. Aber wenn ich tatsächlich sterbe, spielt es keine Rolle, ob du mich tötest oder nicht. Irgendwie komme ich dann eben um. Das ist so mit Träumen. Aber ehe du dich zu irgend etwas entschließt, laß mich klarstellen, warum ... warum ich nicht nach Fouls Hort möchte.« Mühsam stand er auf. Am liebsten wäre er zu Triock gegangen, um dem Mann aufmerksam ins Gesicht zu blicken, aber Triocks gegensätzliche Emotionen hielten ihn auf Distanz.
    »Ich bin nicht gerade ein Unschuldslamm. Das ist mir völlig klar. Ich habe ja gesagt, es war meine Schuld, und dabei bleib ich. Aber ich habe nicht allein die Schuld. Lena und Elena, Atiaran ... die Riesen, Ranyhyn, Ramen und Bluthüter ... und du ... das alles ist nicht meine alleinige Schuld. Ihr alle habt selbst Entscheidungen getroffen. Lena traf ihre Entscheidung, als sie beschloß, mich davonkommen zu lassen, nachdem ... ich sie vergewaltigt hatte. Atiaran fällte einen eigenen Entschluß, als sie sich dafür entschied, mir dabei zu helfen, nach Schwelgenstein zu gelangen. Es war Elenas freier Wille, als sie vom Erdblut getrunken hat. Auch du hast eigene Entschlüsse gefällt ... du hast es vorgezogen, deinen Friedensschwur zu halten. Nichts davon ist ausschließlich meine Schuld.«
    »Du sprichst, als gäb's uns nun doch«, knurrte Triock erbittert. »Was meine Verantwortung angeht, gibt's die tatsächlich, ja. Ich habe keine Gewalt über meine Alpträume. Ein Teil von mir – dieser Teil, den du jetzt reden hörst – ist Opfer, genau wie ihr. Bloß weniger unschuldig. Aber Foul hat das alles so eingefädelt. Er – oder jener Teil von mir, der träumt – hat alles vom Anfang an so eingerichtet. Er hat mich manipuliert, und inzwischen weiß ich endlich auch, wie. Er will diesen Ring ... er will die Herrschaft über die wilde Magie. Und er weiß – weiß! –, wenn er mich dahin bringt, daß ich mich schuldig, verantwortlich und elend genug fühle, werde ich versuchen, ihn auf eigenem Boden zu schlagen ... unter von ihm diktierten Bedingungen. Aber so einen Kampf kann ich nicht gewinnen. Ich weiß nicht, wie ich's könnte. Genau deshalb will er, daß ich's versuche. Auf diese Weise bekäme er alles in die Hand. Und ich würde enden wie jeder andere Selbstmörder. Sieh mich an, Triock! Sieh mich an! Du kannst mir ansehen, daß ich krank bin. Ich bin Lepraleidender. Das ist mir so deutlich aufgeprägt, daß jeder es sehen kann. Und Leprakranke ... sie begehen nur zu leicht Selbstmord. Sie brauchen nur die Regeln des Überlebens außer acht zu lassen. Diese Regeln verlangen einfache, egoistische, bewußt praktizierte Vorsicht. Foul hat bisher verflucht gute Arbeit geleistet, um sie mich vergessen zu lassen – deshalb kann's sein, daß du jetzt dazu in der Lage bist, mich umzubringen, falls dir daran was liegt. Aber wenn ich noch eine Chance habe, besteht meine einzige Möglichkeit, sie wahrzunehmen, in der Rückbesinnung darauf, wer ich bin – der lepröse Thomas Covenant. Ich muß diese unmögliche Schnapsidee, wiedergutmachen zu wollen, was ich angestellt habe, völlig verwerfen. Ich muß alle Schuld, alle Verpflichtungen, oder was immer es sein mag, was unter das fällt, das ich als Verantwortlichkeit bezeichnet habe, auf mich nehmen. Ich muß die Bemühungen aufgeben, mich in den Zustand der Schuldlosigkeit zurückversetzen zu wollen. Das ist undurchführbar. Es nur zu versuchen, bedeutet Selbstmord. Und Selbstmord ist der einzige hundertprozentig sichere Weg, auf dem Lord Foul den Endsieg erringen kann. Anders kommt er nicht an die wilde Magie, und es ist denkbar, daß er irgendwo und irgendwie an etwas gerät, das ihm den Garaus machen kann. Und deshalb ... deshalb suche ich Fouls Hort nicht auf. Statt

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