Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
meinesgleichen im Stich gelassen – daß die Riesen der Wasserkante bis zum letzten Kindlein von den Händen des Wütrichs Turiya starben, weil ich sie verließ. Und es ist wahr.« Schaumfolger! stöhnte Covenant innerlich auf. Mein Freund! Trauer schwoll in ihm empor, so daß er beinahe wieder zu weinen anfing.
    »Vielerlei Dinge sind an jenem Tag in Herzeleid dem Untergang verfallen«, bemerkte Bannor zerstreut.
    »Ja.« Schaumfolger zwinkerte, als versuche er, Tränen zu unterdrücken, doch seine Augen waren trocken, öde wie eine Wildnis. »Ja, viele Dinge. Ich hatte darunter die geringste Bedeutung. Ach, Covenant, wie soll ich's dir nur erzählen? Die Zunge kennt keine Worte, die lang genug wären für diese Geschichte. Kein Wort kann all die Liebe zu einem verlorenen Heimatland ausdrücken, all den Kummer eines geschwächten Samens, oder das ganze Maß des Stolzes – des Stolzes auf die Zuversicht ... jene Zuversicht, die unsere einzige Antwort auf das Aussterben war, das uns drohte. Wir hätten unseren Niedergang nicht ertragen können, wäre uns nicht unser Stolz erhalten geblieben. Und so war mein Volk ... die Riesen ... und auf meine Weise auch ich ... die Riesen waren erfüllt von Entsetzen ... mit einem Grausen, so tief, daß er das Mark in ihrem Bein lähmte ... als sie sich um ihren Stolz beraubt sahen ... ihnen entrissen wie morsche Segel im Wind. Angesichts dessen verzagten sie. Sie sahen das Omen ihrer Hoffnung auf die Rückkehr in die Heimat – die drei Brüder – vom Zeichen ihrer Zuversicht durch nur einen kleinen Streich von des Verächters Bosheit für sie zum größten Übel gedeihen. Wer im Lande konnte darauf hoffen, einem Riesen-Wütrich zu widerstehen? So waren die Heimatlosen zum Werkzeug der Zerstörung dessen geworden, dem sie stets die Treue bewahrt hatten. Und vor Entsetzen über die Nichtigkeit all ihrer Zuversicht und Treue, ihre Torheit langer Jahrhunderte eitlen Stolzes, verfielen sie in einen Bann. Ihr Schaudern beließ in ihrem Innern keinen Platz für Überlegungen, Widerstandswillen, Entscheidungen. Statt sich den Folgen ihres Scheiterns zu stellen ... statt das Wagnis einzugehen, daß noch mehr von ihnen zu des Seelenpressers Knechten würden ... zogen sie ... zogen sie's vor, sich erschlagen zu lassen. Auch ich ... ich war auf meine Weise gleichfalls entsetzt. Aber ich hatte schon gesehen, was sie bis zu jenem Augenblick nicht gesehen hatten. Ich hatte gesehen, wie ich selbst zu dem geworden bin, was ich haßte. So war ich allein unter meinem gesamten Volk nicht überrascht. Es war jedoch nicht der Gedanke an Riesen-Wütriche, der mich entsetzte. Vielmehr war's ... war's unser Volk selbst, das mir Entsetzen einflößte. Ach! Stein und See! Mir grauste vor ihnen. Ich bestürmte sie – ich lief durch Herzeleid wie eine finstere Flutwelle des Wahnsinns, heulte über ihre Entsagung, wütete im Bestreben, im feuchtgewordenen Zunder ihrer Herzen doch noch einen Funken von Widerstandswillen zu entfachen. Aber sie ... sie legten ihre Werkzeuge beiseite, löschten die Feuer, bereiteten ihre Heime vor wie zur Auswanderung ...« Plötzlich brach seine gebändigte Leidenschaft sich in einem Aufschrei Bahn. »Mein Volk! Ich konnt's nicht ertragen! Ich floh's, während Abscheu mein Herz zusammenkrampfte – ich floh die Meinen, bevor die Übermäßigkeit ihrer Ermattung mich mit in ihr Unheil ziehen konnte. Deshalb kam's dahin, daß man sie in der Tat erschlug. Ich, der ich allein noch dazu fähig war, dem Wütrich entgegenzutreten, ließ sie in der tiefsten Schwärze ihrer Not ohne Beistand.« Dazu außerstande, sich länger zurückzuhalten, stand er schwerfällig auf. Seine rauhe, gequälte Stimme rasselte heiser in der Kehle. »Ich bin unrein. Ich muß ... mich waschen.«
    Indem er mühsam eine aufrechte Haltung beibehielt, wandte er sich um und schlurfte zum Fluß.
    Die Hilflosigkeit von Covenants Schmerz schlug in Ärger um. »Wenn du ein Wort des Vorwurfs zu ihm sagst«, meinte er mit einer Stimme zu Bannor, die selbst zitterte, »ich schwöre dir, dann werde ich ...«
    Aber da nahm er sich zusammen. Er hatte Bannor in der Vergangenheit schon zu häufig Ungerechtigkeiten zugemutet; der Bluthüter hatte sich schon vor langem eine anständigere Behandlung verdient. Doch Bannor zuckte nur die Achseln. »Ich bin ein Haruchai «, sagte er. »Auch wir sind nicht ohne Fehl. Die Verderbnis hat viele Angesichter. Der Vorwurf besitzt eine verführerischere Miene als andere, aber

Weitere Kostenlose Bücher