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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Willen auf. Dadurch drang er zu Amatin vor, stärkte sie; und mit ihrer Unterstützung vermochte er den Kraftstrom, der das Hehre Holz durchfloß, für einen Augenblick umzukehren. »Flieht!« knirschte er hervor, indem er sich gegen den Andrang von Asurakas Gefühlen durchsetzte.
    Die Stabwissen-Weise hörte ihn. »Fliehen?« rief sie durch Amatins Lippen zurück. »Wir können nicht fliehen! Unter uns liegt Schwelgenholz im Sterben. Wir sind eingeschlossen. Alle äußeren Äste brennen. Zwei Stämme stehen bis zu den Wipfeln in Flammen. Schreie! Schreie. Lord Callindrill hält die Viancome und kämpft. Der mittlere Stamm ist entflammt. Das Flechtwerk der Viancome brennt. Callindrill!«
    »Wasser!« Durch den Fernverständigungsstab schrie Mhoram auf Asuraka ein. »Ruft die Flüsse! Flutet das Tal!« Für eines Augenblicks Dauer versiegte die Übermittlung, als habe Asuraka ihren Stab aufgegeben. »Asuraka«, rief Mhoram unterdrückt, aber eindringlich. »Stabwissen-Weise!« Er fürchtete, sie könne ins Feuer gestürzt sein. Als sie sich erneut meldete, spürte man nicht nur die Entfernung, sondern auch ihre Trostlosigkeit.
    »Lord Callindrill hat die Flüsse gerufen ... schon längst. Satansfaust lenkte die Fluten beiseite. Er ... den Weltübel-Stein ...« Ein neuer Tonfall des Schreckens suchte die schwache Stimme heim, die zwischen Amatins Lippen bebte. »Er hat den alten Tod des Kurash Plenethor erneut heraufbeschworen. Zerschmetterte Felsen, Blut, Gebein und verbrannte Erde barsten durch den Grund ans Tageslicht. Mit altem Unrat hat er um Schwelgenholz Schanzen errichtet und die Wasser fortgeleitet. Wie ist so etwas möglich? Ist denn die Zeit zerspellt? Mit einem Streich seines Steins hat er Jahrhunderte heilsamen Wirkens zunichte gemacht ...« Plötzlich verkrampfte sich Amatins Haltung, und ihr entfuhr ein schriller Aufschrei. »Callindrill!«
    Im nächsten Augenblick verstummte das Lomillialor . Alle Kraft entschwand ihm wie einem vom Blitz erschlagenen Vogel. Lord Amatin taumelte, sank fast auf die Knie. Mhoram ergriff Amatin am Unterarm und stützte sie, so daß es ihr gelang, auf den Beinen zu bleiben. In der unvermittelten Stille wirkte der Innenhof so leblos und kalt wie eine Gruft. Die Luft schien vom Nachhall des Grams durchflockt zu werden, als schlügen lautlos schwarze Schwingen. An Mhorams Faust, die seinen Stab gepackt hielt, zeigten sich aus Verkrampftheit weiß die Knöchel. Dann schauderte Amatin zusammen, gewann ihre Fassung wieder.
    Der Hoch-Lord trat zurück und bemerkte nun die anderen Leute im Innenhof. Ehe er sie sah, spürte er ihre Anwesenheit. Einige Schritte weit hinter ihm stand Quaan, und ringsum, am Rande der erleuchteten Bodenfläche, hielten sich mehrere Wächter auf. Hinter den Brustwehren der Erker an den Höhlenwänden befand sich eine Handvoll furchtsamer Zuschauer. Aber der Hoch-Lord beachtete sie alle nicht, sondern wandte sich nach links, wo Corimini, Ältester an der Schule der Lehre, mit Faer stand, Callindrills Gemahlin. Der Älteste hielt Faer mit seinen runzligen Greisenhänden an den Schultern. Tränen schimmerten unter seinen schweren Lidern, und aus Kummer schlotterte sein langer weißer Bart. Faers gutmütig-derbes Antlitz dagegen war starr und bleich wie eine Bein-Bildwerkerei. »Also ist er tot, Hoch-Lord?« erkundigte sie sich gedämpft.
    »›Tod erntet die Schönheit der Welt‹«, gab Mhoram zur Antwort.
    »Er ist in den Flammen umgekommen.«
    »Satansfaust ist ein Wütrich. Er haßt alles Grün, das nur sprießen mag. Ich war närrisch, zu hoffen, Schwelgenholz möge verschont bleiben.«
    »Verbrannt«, wiederholte sie.
    »Ja, Faer.« Er fand keine Worte, um die Pein in seinem Herzen in genügendem Maße auszudrücken. »Er hat gefochten, um Schwelgenholz zu retten.«
    »Hoch-Lord, es gab Zweifel in ihm ... hier.« Sie wies auf ihren Busen. »Er hatte sich selbst vergessen.«
    Mhoram hörte die Wahrheit in ihrer Stimme. Doch er konnte ihre wortkarge Feststellung nicht hinnehmen. »Vielleicht. Aber er vergaß nicht das Land.«
    Mit leisem Aufstöhnen wandte sich Lord Amatin ab, eilte zutiefst erschüttert zurück in die eigenen Gemächer. Faer schenkte ihr keine Beachtung. »Ist dergleichen möglich?« fragte sie, ohne Mhorams durchdringenden Blick zu erwidern. Er wußte keine Antwort auf diese Frage. Statt dessen äußerte er sich so, als habe sie Asurakas Aufschrei wiederholt. »Das Gesetz des Todes ist gebrochen worden. Wer kann jetzt noch sagen, was

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