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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Stimme das Wort. Ein Fael Jheherrin Befylam kroch ihnen um ein kurzes Stück näher. Er schlappte mit seinen Bewegungen wie ein nasser Sack über den Felsboden, und als er verharrte, lag er da und atmete schwer, japste wie ein gestrandeter Fisch. In jedem Wogen und Bibbern seines langen Körpers stritten Entschlossenheit und Furcht miteinander. Doch Covenant verspürte keinen Abscheu. Er fühlte sich überwältigt von Mitleid für sämtliche Jheherrin . »Wir werden sprechen«, wiederholte das Kriechwesen. »Ihr seid hart – ihr bedroht uns alle.«
    »Sie werden uns vertilgen«, wimmerten etliche Stimmen. »Aber wir haben beschlossen, Hilfe zu gewähren.«
    »Doch nicht einmütig«, riefen andere Stimmen.
    »Wir haben uns entschieden. Ihr seid ... Es heißt in den Sagen ...« Verwirrt verstummte das Kriechwesen. »Wir nehmen das Wagnis auf uns.« Dann erfüllte eine Aufwallung von Elend die Stimme. »Wir flehen euch an ... kehrt euch nicht wider uns.«
    »Wir werden den Jheherrin niemals vorsätzlich ein Leid zufügen«, versicherte Schaumfolger mit fester Stimme.
    Aus sämtlichen Bereichen der Höhle antwortete ein Schweigen, als brächte man ihm nichts als Unglauben entgegen. »So sprich denn«, riefen schließlich ein paar Stimmen im Ton matter Selbstaufgabe. »Wir haben uns entschieden.«
    Das Kriechwesen riß sich einigermaßen zusammen. »Wir werden sprechen. Wir haben uns entschieden. Weißgoldmensch, du fragst, was wir sind. Wir sind die Jheherrin ... die Weichen ... Erschaffer-Werk.« Während das Wesen sprach, pulsierte das Steinlicht der Höhle wie vor Kummer. »Tief in der Weitläufigkeit seiner Wohnstatt wirkt der Erschaffer seine Werke und züchtet Heerscharen. Er nimmt lebendes Fleisch, lebendiges Fleisch jener Art, wie ihr's kennt, und beeinflußt es mit seiner Macht, erschafft Kraft und Bosheit, die ihm, seiner eigenen Macht und Bosheit, zu dienen haben. Doch sein Werk verläuft nicht immer nach seinen Wünschen. Bisweilen zeichnen die Ergebnisse sich statt durch Kraft durch Schwäche aus. Bisweilen sind seine Schöpfungen blind ... oder verkrüppelt ... oder Totgeburten. Solche Erzeugnisse wirft er in einen großen, feurigen Schlicksee, um sie zu vernichten.« Schwingungen erinnerten Entsetzens erfüllten die Höhle. »Doch dieser Pfuhl besitzt seine eigene Art von Macht. Wir sterben nicht. Unter Qualen verwandeln wir uns in Jheherrin ... in Weiche. Wir werden verändert. Fort aus den Tiefen der Grube kriechen wir ...«
    »Kriechen wir«, wiederholten Stimmen.
    »In lichtlosen Löchern, sogar aus dem Gedächtnis des Erschaffers verloren ...«
    »Verloren.«
    »... fristen wir unser Leben.«
    »Leben.«
    »Von den Tümpeln des Dornengartens bis zu den Wällen von des Erschaffers Hort selbst wandern wir in Lehm und Furcht dahin, suchen ...«
    »Suchen.«
    »... lauschen ...«
    »Lauschen.«
    »... warten.«
    »Warten.«
    »Die Oberfläche der Erde ist uns verwehrt. Ließen wir uns vom Sonnenlicht berühren, müßten wir zu Staub zerfallen. Und wir vermögen nicht zu graben ... wir können keine neuen Tunnel graben, um diese Stätten zu verlassen. Wir sind weich.«
    »Verloren.«
    »Und wir wagen's nicht, des Erschaffers Grimm zu erregen. Wir leben unter seiner Duldung ... er beliebt unsere Abscheulichkeit zu belächeln.«
    »Verloren.«
    »Wir behalten die Umrisse dessen bei, was wir einst waren. Wir sind ...« Die Stimme erbebte, als befürchte sie, für diese Kühnheit augenblicklich bestraft zu werden. »Wir sind keine Diener des Erschaffers.«
    Hunderte von Jheherrin keuchten vor Bestürzung.
    »Viele unserer Tunnel grenzen an die Gänge des Erschaffers. Wir suchen die Mauern auf und lauschen. Und wir hören ... Der Erschaffer hat für uns keine Geheimnisse. Wir vernahmen seine Feindschaft wider euch, seine gegen euch gerichteten Pläne. Im Namen unserer Sagen besprachen wir uns und fällten eine Entscheidung. Wir beschlossen, jeden Beistand zu gewähren, der sich vorm Erschaffer verheimlichen läßt.«
    Als das Kriechwesen verstummte, bewahrten auch alle anderen Jheherrin Schweigen; sie beobachteten allem Anschein nach Covenant, während er bei sich zu klären versuchte, wie er reagieren sollte. Ein Teil von ihm hätte jetzt am liebsten geweint, die ungeschlachten Geschöpfe umarmt und Tränen vergossen. Aber seine Absicht zwang ihn zu einer starren, harten Haltung. Er merkte, daß er sich nicht zur Ebene der Sanftmütigkeit hinabbeugen konnte, ohne zu zerbrechen. Lord Fouls Vernichtung ,

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