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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zweifler
     
     
    Schaumfolger fuhr herum und sah sich umstellt. Dutzende von Geschöpfen hatten den Saal betreten; ihre Zahl reichte aus, um ihn zu überwältigen, ihn unter ihrem bloßen Gewicht zu begraben, sollten sie es vorziehen, ihn nicht mit ihren Waffen zu erschlagen. Aber sie griffen nicht an. Sie verteilten sich ringsum an den Wänden, drängten sich in dichten Trauben an den Portalen zusammen, um jede Flucht zu verwehren. Dann bewahrten sie Ruhe und warteten ab. Sobald die Portale hinter ihnen wieder zugefallen waren, standen sie geduckt und vorgebeugt da, als würden sie sich nur zu gern auf ihn stürzen und in Stücke hauen. Doch sie überließen ihn dem toten Riesen.
    Schaumfolger wandte sich wieder dem Gespenst zu.
    Es kam langsam näher, verhöhnte ihn mit gehässigem Grinsen. »Sei gegrüßt, Schaumfolger«, grölte er. »Sippenverächter! Gefährte! Ich bin gekommen, um dir meinen Glückwunsch auszusprechen. Du hast dem Meister wohlgedient. Nicht damit zufrieden, unser Volk zur Zeit seines Unheils im Stich gelassen zu haben, so daß unser ganzes Geschlecht vom Antlitz des Landes vertilgt werden konnte, hast du nunmehr diesen Kriecher und sein nutzloses Weißgold in die Hände des Verächters, Satansherzens und Seelenpressers geliefert. Ach, wohlgetan! Ich entbiete dir meinen Gruß und lobpreise dich, Gefährte!« Das letzte Wort stieß er hervor, als sei es die allerschlimmste Kränkung. »Ich bin Blutschinder. Ich war's, der in Herzeleid jeden Riesen erschlug, Erwachsene wie Kinder gleichermaßen. Schau die Früchte deines Daseins, Sippenverächter! Schau und verzweifle!«
    Schaumfolger wich um einige Schritte zurück, aber sein Blick erschrak nicht einen Herzschlag lang vor dem toten Riesen.
    »Vergeltung!« schnob Blutschinder spöttisch. »Ich seh's in deiner Miene. Du denkst nicht ans Verzweifeln – du bist zu blind, um zu erkennen, was du getan hast. Beim Meister! Du gedenkst nicht einmal deines verachtenswerten Freundes. Du sinnst in deinem Herzen auf Vergeltung, Gefährte! Du siehst mich und glaubst, wenn schon alles andere in deinem Leben mißraten ist, müßtest du zumindest nun dazu imstande sein, für all deinen Verlust Vergeltung zu erzwingen. Für dein Verbrechen! Sippenverächter, ich seh's dir an. Es ist deines Herzens sehnlichster Wunsch, mich mit deinen bloßen Händen zu zerreißen, Glied um Glied. Narr! Schau ich aus wie jemand, der dich fürchtet?«
    Während er dem Blick des Gespenstes standhielt, schätzte Schaumfolger seine Position ein, maß die Entfernungen ringsum. Blutschinders Worte übten auf ihn durchaus ihre Wirkung aus. Er ersah in ihnen die Süße der Rache. Er kannte die Wut des Tötens, die jämmerliche, unwillkürliche Freude am Zermalmen von Fleisch mit den Fäusten. Wie in wilder Bereitschaft regte er sich unruhig, spannte die knotige Macht seiner Muskeln zum Sprung.
    »Dann versuch's!« fügte der tote Riese hinzu. »Laß der Lust, die dich erfüllt, getrost freien Lauf! Wähnst du, du könntest dich wider mich behaupten? Bist du so verblendet? Es gibt nichts, das dir noch Rechtfertigung verleihen könnte. Würdest du genug Blut vergießen, um das Land vom Osten bis in den Westen zu überschwemmen, du vermöchtest dich nicht vom Übel freizuwaschen! Schwachkopf! Einfältiger Tor! Hielte der Meister dich nicht im Zaume, du tätest sein Werk so flugs für ihn verrichten, daß er kein Vergnügen daran fände. So komm, Gefährte! Versuch's! Ich bin bereits getötet worden. Wie willst du mich erneut erschlagen?«
    »Ich werd's auf meine Art und Weise versuchen«, brummte Schaumfolger unterdrückt. Der überflüssige Hohn des Gespenstes hatte ihm verraten, was er wissen mußte. Die Geschöpfe ringsum hätten ihn jederzeit umbringen können – doch sie warteten, während Blutschinder ihn zu provozieren versuchte. Daher versprach sich der Seelenpresser noch etwas von ihm, also lebte Covenant noch, war noch unüberwunden. Vielleicht hoffte Lord Foul, Schaumfolger selbst auf den Zweifler hetzen zu können.
    Aber Schaumfolger hatte das Caamora der Glutasche überlebt. Er machte sich bereit, den gesamten Körper angespannt. Doch als er urplötzlich sprang, tat er es nicht, um Blutschinder zu attackieren. In einer gewaltigen Anstrengung stieß er sich mit aller Kraft seiner Beine ab und warf sich auf die Kreaturen vorm Eingang zum Thronsaal.
    Erschreckt durch die Plötzlichkeit seines Angriffs, duckten sie sich unwillkürlich. Kopfüber flog er mit gekreuzten Unterarmen

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