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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Klumpen von Säure, so groß wie ein Steinhausener, flog durch die Luft und krachte einige Dutzend Armlängen unterhalb der höchsten Zinnen gegen den Festungsturm. Als die Säure den Stein berührte, ging sie in Glut auf. In leuchtschwacher Entflammung brannte sie am Felsgestein wie das Glosen einer dunklen Sonne. Tohrm schrie vor Pein, und unter Mhorams Füßen heulte der Stein vor Schmerz. Der Hoch-Lord sprang vorwärts. Trevor und Amatin an seinen Seiten, löste er blaues Lord-Feuer aus seinem Stab und ließ es auf die Säure hinabschießen. Die Stäbe der drei Lords loderten kraftvoll, um die Säure zu bekämpfen. Und da die Urbösen deren Wirkungskraft nicht verstärken konnten, zerstob sie innerhalb weniger Augenblicke – fiel vom Wall, als bestünde sie nur aus verklumptem Haß, und versengte den Erdboden, ehe ihr Lohen erlosch. Sie hinterließ im Stein eine langgestreckte Narbe der Zersetzung. Doch sie hatte den Wall nicht durchdrungen.
    Mit einem Aufstöhnen taumelte Tohrm von der Brustwehr zurück. Schweiß rann ihm übers Angesicht und vermengte sich mit seinen Tränen, so daß Mhoram nicht feststellen konnte, ob der Glutsteinmeister aus Schmerz, Kummer oder Zorn weinte. »Melenkurion abatha« , rief Tohrm mit erstickter Stimme. »Ach, Schwelgenstein!«
    Schon kurbelten die Urbösen wieder an ihrem Katapult, um es für einen neuen Wurf vorzubereiten.
    Einen Augenblick lang fühlte sich Mhoram hilflos und wie betäubt. Mit derartigen Katapulten mochten so viele Tausende von Urbösen durchaus dazu imstande sein, die Herrenhöh Stück um Stück niederzureißen, sie in einen leblosen Trümmerhaufen zu verwandeln. Aber dann rührte sich in ihm wieder sein Gespür für geeignete Abwehrmaßnahmen. »Diese Würfe dürfen die Feste nicht treffen«, rief er Trevor und Amatin in strengem Ton zu. »Steht mir bei! Wir werden ein Wehrfeuer errichten.« Während die beiden anderen Lords sich links und rechts von ihm entfernten, um die Ausdehnung des Wehrwerks möglichst weit zu gestalten, begriff er jedoch bereits, daß diese Vorkehrung nicht genügen konnte. Drei Lords mochten genug sein, um bei ein paar Angriffen den ärgsten Schaden abzuwenden, aber sie vermochten keinen Ansturm von fünfzehn- oder zwanzigtausend Urbösen zurückzuschlagen. »Tohrm«, rief Mhoram in scharfem Tonfall. »Borillar!« Herdwart Tohrm schickte sogleich um weitere Glutsteinmeister. Borillar dagegen zögerte, sah sich um, als störe die Dringlichkeit der Lage die Klarheit seiner Gedanken, verberge vor ihm das eigene Wissen. »Bewahre Umsicht, Allholzmeister«, sprach Mhoram mit fester Stimme. »Katapulte sind aus Holz.«
    Schlagartig fuhr Borillar herum und stürzte davon. »Schützen!« schrie er, als er an Streitmark Quaan vorbeirannte. Er rief hinüber zum Hauptbau. »Allholzmeister! Bringt Lor-liarill! Wir brauchen Pfeile!«
    Innerhalb bedrohlich kurzer Frist hatten die Urbösen ihre Apparatur von neuem wurfbereit gemacht und füllten soeben wieder das Gefäß mit schwarzer Ätzflüssigkeit. Sie lösten den nächsten Wurf aus, kaum daß Tohrms zur Verstärkung eingetroffenen Rhadhamaerl Stellung bezogen hatten, um den Stein zu festigen. Auf Mhorams Weisung handelten die Lords wider den Säureklumpen, der durch die Luft heransauste, noch ehe er den Turm treffen konnte. Ihre Stäbe warfen im Weg der Säure eine Wand aus Feuer empor. Die Brühe traf das Hindernis mit einer Gewaltsamkeit, die das Wehrfeuer zerriß. Die schwarze Säure durchschlug das Hemmnis der Lords und prallte gegen den Wall des Festungsturms. Aber sie hatte viel von ihrer Kraft verloren. Als sie den Stein berührte, waren Tohrm und die anderen Glutsteinmeister dazu imstande, ihr zu widerstehen. Sie zerspritzte an der Kraft, die sie im Fels heraufbeschworen, fiel unter heftigem Flackern auf den Untergrund, hinterließ dabei schwarze Schmierstreifen am Wall, richtete jedoch keinen ernsthaften Schaden an.
    Tohrm wandte sich zum Hoch-Lord und erwiderte Mhorams Blick. Heißer Zorn und hitzige Erregung röteten das Gesicht des Herdwarts, doch er entblößte seine Zähne zu einem Grinsen, das für die weitere Verteidigung Schwelgensteins viel Gutes verhieß.
    Dann stießen drei von Quaans Bogenschützen zu den Lords, dichtauf gefolgt von zwei Allholzmeistern. Die Schützen waren hochwüchsige Holzheimer; die schlanken Gestalten der Krieger wirkten irgendwie mit der Stärke ihrer Bogen unvereinbar. Streitmark Quaan führte sie zu Borillar und fragte, was sie tun sollten.

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