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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Borillar nahm von den Allholzmeistern sechs lange, dünne Pfeile entgegen. Trotz ihres ungemein geringen Durchmessers waren sie mit fein herausgearbeiteten Zeichen verziert, ihre vorderen Enden scharf zugespitzt; hinten wiesen sie kleine, braune Federn auf. Der Herdwart händigte jedem Bogenschützen zwei davon aus. »Das ist Lor-liarill «, erklärte er unterdessen, »jenes seltene Holz, das die Riesen der Wasserkante, wenn sie's für Ruder und Kiele verwendeten, ›Güldenfahrt‹ nannten. Sie ...«
    »Wir sind Holzheimer«, sagte barsch die Frau, welche die Schützen anführte. »Das Lor-liarill ist uns vertraut.«
    »Dann zielt gut!« entgegnete Borillar. »Mehr sind gegenwärtig nicht vorbereitet. Beschießt zuerst die Höhlenschrate.«
    Die Frau blickte Quaan an, ob er für sie weitergehende Befehle habe, doch er winkte sie und die anderen Schützen stumm zur Brüstung. Mit sachkundiger Geschmeidigkeit legten die drei Schützen Pfeile an die Sehnen, spannten die Bogen und nahmen das Katapult ins Ziel. Mittlerweile hatten die Urbösen mit ameisenhafter Geschäftigkeit den Wurfarm wieder eingeholt und füllten von neuem sein eisernes Gefäß. »Jetzt schießt!« gebot Quaan mit zusammengebissenen Zähnen.
    Gemeinsam schwuppten drei Bogensehnen. Sofort rissen die zur Verteidigung des Katapults eingesetzten Höhlenschrate die Schutzschilde hoch und fingen die Pfeile auf. Doch im selben Augenblick, als die Geschosse sich ins Holz bohrten, loderten aus ihnen Flammen empor. Die Wucht ihres Einschlags lohte Glut über die Schutzschilde, überschüttete die Höhlenschrate mit entflammten Bruchstücken und Splittern des Holzes. Die geistig schlichten, schlaksigen Kerle kreischten vor Überraschung und Schmerz, ließen die Schutzschilde fahren und ergriffen vorm Feuer die Flucht. Unverzüglich schossen die Bogenschützen noch einmal. Ihre Pfeile pfiffen durch die Luft und trafen den Wurfarm des Katapults gleich unterhalb vom Gefäß. Augenblicklich ging das Lor-liarill in Flammen auf, setzte den schwarzen Sud in Brand. In plötzlichem Auflohen zersprengte die in der Flüssigkeit zusammengeballte Kraft das Katapult, verstreute brennendes Holz in alle Richtungen. Zwei Dutzend Urböse und mehrere Höhlenschrate kamen um, der Rest kroch oder rannte außer Pfeilschußweite, überließ die Trümmer der Apparatur dem Feuer.
    Mit einem herben Lächeln der Begeisterung wandte sich die Holzheimerin an Borillar. »Die Lillianrill machen gewaltige Pfeile, Herdwart«, merkte sie an.
    Borillar bemühte sich, gleichmütig zu wirken, als sei er alle Tage solche Erfolge gewohnt, aber er mußte zweimal schlucken, bevor er seine Stimme wiederfand. »So möchte man meinen«, bestätigte er.
    Hoch-Lord Mhoram legte in einer Geste der Belobigung eine Hand auf des Herdwarts Schulter. »Allholzmeister, steht uns mehr vom Lor-liarill zur Verfügung, um solche Pfeile zu fertigen?«
    Borillar nickte würdevoll wie ein alter Recke. »Wir haben mehr. All jene Kiele und Ruder aus Güldenfahrt, die wir für die Riesen gebaut haben, bevor ... Das Holz kann anderweitig verwendet werden.«
    »Laß die Allholzmeister ohne Verzug ans Werk gehen«, ordnete Mhoram versonnen an.
    Mit breitem Lächeln trat Tohrm zu Borillar. »Herdwart, du hast mich überboten«, sagte er in spöttelndem Ton. »Die Rhadhamaerl werden nicht ruhen, ehe sie einen Weg entdeckt haben, um deinem Triumph gleichzukommen.« Als er das hörte, wich Borillars Gleichmut einer Miene offener Freude. Arm in Arm verließen er und Tohrm den Festungsturm; die übrigen Allholz- und Glutsteinmeister folgten. Nachdem Quaan ein paar kurze Worte des Lobes geäußert hatte, verbeugten sich die Bogenschützen und gingen ebenfalls. Der Streitmark und die drei Lords blieben unter sich auf dem Turm zurück, wechselten untereinander düstere Blicke.
    Zu guter Letzt sprach Quaan aus, was in ihren Gesichtern geschrieben stand. »Das war nur ein kleiner Sieg. Man kann uns mit größeren Katapulten beschießen, außerhalb der Reichweite unserer Pfeile aufgestellt. Stärkere Urbösen-Keile könnten genug Kraft zusammenballen, um unsere Wälle zu brechen. Falls man mehrere Katapulte gleichzeitig einsetzt, dürften wir unsere liebe Not haben, lediglich die ersten Salven abzuwehren.«
    »Und noch hat der Weltübel-Stein nicht seine Stimme wider uns erhoben«, sprach Mhoram gedämpft. Er konnte die Kraft, die das Wehrfeuer durchschlagen hatte, noch in seinen Handgelenken und Ellbogen kribbeln spüren. »Außer

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