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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hand auf Trevors Schulter und drückte sie für einen flüchtigen Augenblick. Dann verließ er den Balkon, nachdem er ein letztes Mal an den vom Winter gezeichneten Himmel aufgeschaut hatte, und suchte seine Gemächer auf.
    Er tat es in der Absicht, sich Ruhe zu gönnen, aber Elenas Bein-Bildwerk, das nach wie vor unerbittlich auf seinem Tisch stand, gewährte sie ihm nicht. Die Büste besaß das leidenschaftliche, gekränkte Antlitz eines Mannes, der als Prophet auserwählt ist, aber seinen Auftrag gänzlich mißversteht – statt frohen Ohren Worte der Hoffnung zu predigen, wie ihm vertrauensvoll zugemutet worden war, brachte er seine Zeit damit zu, Weh und den Rückfall in die Wildnis zu verheißen. Während er das Kunstwerk betrachtete, mußte sich Mhoram daran erinnern, daß Covenant sich dem Lande verweigert hatte, um in seiner Welt ein Kind zu retten. Diese Fähigkeit des Zweiflers, Zehntausenden von Leben seinen Beistand zu versagen – und sogar dem Lande selbst, um ein einziges Leben zu schützen –, das war ein Vermögen, über das sich kein leichtes Urteil fällen ließ. Mhoram glaubte durchaus, daß gewichtige Dinge durch nur ein Leben aus ihrem Gleichgewicht gebracht werden konnten. Doch im Augenblick schien das Kunstwerk von abgeirrtem Vorsatz zu strotzen, bewohnt zu sein von all jenen Menschen, die sterben mußten, damit ein junges Mädchen lebe.
    Während er diese Zusammenfassung von Covenants Bestimmung musterte, widerfuhr Hoch-Lord Mhoram erneut jene Aufwallung von Heftigkeit, die es ihm ermöglicht hatte, in Loriks Krill einen Funken auszulösen. Ein gefährlicher Blick trat in seine Augen, und er riß die Skulptur an sich, als wolle er sie anschreien.
    Doch dann kräuselten seine hart verpreßten Lippen sich wieder, und er seufzte über sich selbst. In seinem Angesicht spiegelten sich gegensätzliche Bestrebungen wider, als er sich aufmachte, um das Anundivian-jajña -Werk hinab in die Halle der Geschenke zu tragen; dort stellte er es an einen Ehrenplatz hoch auf eine der ungefügen, wurzelartigen Säulen der Höhle. Anschließend kehrte er zurück in seine Gemächer und schlief. Auf Trevors Veranlassung hin weckte man ihn kurz nach der Mittagsstunde. Sofort fiel sein traumloser Schlummer von ihm ab, und er verließ seine Gemächer, bevor der junge Krieger, der ihn verständigen kam, ein zweites Mal anklopfen konnte. Er hastete aus der Tiefe Schwelgensteins zu den Befestigungen überm Tor des Hauptbaus, wo er zufällig Herdwart Tohrm begegnete. Gemeinsam eilten sie hinüber zum Turm und erklommen die Treppe zu dessen Zinnen. Droben trafen sie Trevor, Loerjas Gemahl, sowie Streitmark Quaan und Herdwart Borillar an.
    Quaan stand zwischen dem Lord und dem Herdwart wie ein Ankerplatz ihrer unterschiedlichen Anspannung. Trevors ganzes Gesicht war aus Beunruhigung fahl und verkniffen, und Borillars Hände bebten infolge einer Mischung aus Sorge und Entschlossenheit an seinem Stab; Quaan jedoch stand mit verschränkten Armen da und schaute mit finsterer Miene bewegungslos hinab, als sei ihm die Fähigkeit abhanden geraten, von irgend etwas überrascht zu werden, das Diener des Grauen Schlächters taten. Als der Hoch-Lord sich zu den dreien gesellte, deutete der alte Streitmark mit einem sonnengebräunten, muskulösen Arm nach unten, und sein ausgestreckter Zeigefinger wies Mhorams Augen wie in einer Geste der Anklage eine Zusammenrottung von Urbösen vorm Tor des Festungsturms.
    Die Urbösen befanden sich innerhalb der Pfeilschußweite, aber eine Reihe rotäugiger Höhlenschrate sorgte mit hölzernen Schutzschilden dafür, daß die Geschosse, die Quaans Krieger dann und wann aus den Scharten des Turms hinübersandten, sie nicht behelligten. Hinter dieser Deckung bauten die Urbösen irgend etwas. Sie arbeiteten ungemein schnell, und das Werk in ihrer Mitte nahm rasch Gestalt an. Bald erkannte Mhoram, daß sie ein Katapult bauten. Trotz der frostigen Eisigkeit von Fouls üblem Wind begannen seine Hände, die den Stab hielten, zu schwitzen. Er spürte, wie er sich immer mehr zusammenkrampfte, während die Urbösen dicke Taue um die an Zahnrädern eingerasteten Winden am hinteren Teil der Apparatur schlangen, die Taue am starren Wurfarm befestigten und mit schwarzem Flackern ihrer Kraft am Ende des Wurfarms ein unheilvolles Gefäß aus Eisen anbrachten, und er bereitete sich mit all seinem Wissen und seiner Macht auf das Kommende vor. Ihm war fraglos klar, daß die Angreifer keineswegs bloß Steine auf

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