Die letzte Walstatt - Covenant 03
zu, soviel wir konnten. Doch dann erreichte uns die Kunde, daß Schwelgenholz gefallen ist ... daß man das erhabene Schwelgenstein selbst belagert. Wir ließen vom Kampf ab und kehrten zurück zum Steinhausen Mithil, zum Kevinsblick. Drei Tage lang bemühten wir uns mit Hoch-Lord Mhorams Lomillialor , Salzherz Schaumfolgers großer Stärke und meinem an der Schule der Lehre erworbenen Wissen, und am Ende ist's uns gelungen, dich wieder ins Land zu holen. Das war kein leichtes Werk.«
Triocks herbe Stimme schlug aus Covenants Verstand Fünkchen der Verzweiflung. »Aber wie?« fragte er, um ihnen widerstehen zu können, bis er dazu imstande war, damit fertig zu werden. »Ich dachte, nur der Stab des Gesetzes ...«
»Die Niederlage Hoch-Lord Elenas hat vielerlei ins Wanken gebracht«, erwiderte Triock. »Das Land hat noch längst nicht alle Folgen jenes Übels zu spüren bekommen. Der Stab hat gewisse Machtmittel zu gebrauchen erlaubt, andere dagegen eingeschränkt. Nun sind diese Grenzen aufgehoben. Fühlst du nicht die Bösartigkeit dieses Winters?«
Covenant nickte mit Pein in den Augen. Seine Verantwortlichkeit für Elenas Ende quälte ihn und veranlaßte ihn zu einer anderen Art der Fragestellung.
»Das erklärt mir nicht, warum du's getan hast. Nach Lena ... und Elena ... und Atiaran ...« Er brachte es nicht über sich, deutlicher zu werden. »Und allem anderen ... Du hast weniger Grund als jeder andere auf der Welt, mich zurückzuwünschen. Sogar Trell ... Schaumfolger kann vielleicht vergessen, aber du kannst es nicht. Würdest du's noch deutlicher denken, könnte ich's riechen.«
Bitterkeit verpreßte Triocks Kiefer, aber seine Antwort kam scharf und unumwunden, als habe er sie sich lange genug zurechtgelegt. »Aber Schaumfolgers Gegenwart erklärt's dir hinreichend. Des Landes Not überzeugt. Die Bedeutung, welche dir die Lehrwarte beimessen, mag dich überzeugen. Und noch immer lebt Lena, Atiarans Tochter, im Steinhausen Mithil. In ihren letzten Jahren sprach Atiaran, Trells Gemahlin, oft davon, daß es die Pflicht der Lebenden sei, dem Opfer der Toten einen Sinn zu verleihen. Ich jedoch wünsche den Opfern der Lebenden einen Sinn zu geben. Nach ... dem Unheil, das du über Lena gebracht hast ... Sie verbarg sich, auf daß ihr Leid verborgen bliebe und du unbehelligt den Lords deine Prophezeiung überbringen könntest. Ihr Opfer verlangt einen Sinn, Zweifler.«
Trotz seiner Vorbehalte, trotz seiner Erwartung von Feindseligkeit und Racheplänen, glaubte Covenant Triock. Elena hatte ihn gewarnt, ihn darauf hingewiesen, wozu Triock fähig sei. Nun fragte er sich, wo der Mann seine Kraft gefunden haben mochte. Triock war ein Viehhirt ohne irgendwelchen Ehrgeiz gewesen. Das Mädchen, das er liebte, war vergewaltigt worden, und die uneheliche Tochter war herangewachsen und hatte sich in den Täter verliebt. Doch wegen dieser beiden war er an die Schule der Lehre gegangen, hatte gefährliches Wissen erworben, das er eigentlich nicht wollte, zu dem er keine Neigung besaß. Er war ein Guerillakämpfer des Landes geworden. Und jetzt hatte er infolge der gebieterischen Notsituation und des Landes und seines eigenartigen, grobschlächtigen Begriffs von Barmherzigkeit Covenant geholt. »Du hast deinen Friedensschwur gehalten«, murmelte er schwerfällig. Auch dafür , dachte er, bleibe ich dir etwas schuldig, Foul.
Unvermittelt stand Triock auf. Die Falten rings um seine Augen dominierten seinen Gesichtsausdruck, während er Covenant musterte. »Was wirst du tun?« erkundigte er sich mit gedämpfter Stimme.
»Frag mich später.« Covenant schämte sich, weil er Triocks Blick nicht standhalten konnte. »Ich bin noch nicht soweit.« Unwillkürlich legte er die rechte Hand über seinen Ring, entzog ihn allen Blicken.
»Es bleibt Zeit«, bemerkte Schaumfolger leise. »Du hast ungemein stark Erholung nötig.«
»Entscheide dich bald«, sagte Triock. »In der Morgendämmerung müssen wir aufbrechen.« Dann entfernte er sich durch den zunehmenden Schneefall zu seinen beiden Gefährten am zweiten Gefäß voller Glutgestein.
»Er ist ein guter Mann«, sagte Schaumfolger mit unterdrückter Stimme. »Vertrau ihm.«
Oh, ich vertraue ihm , dachte Covenant. Was bleibt mir anderes übrig? Trotz der Wärme seiner Decken begann er wieder zu schlottern. Als er sich noch näher ans Glutgestein beugte, bemerkte er den sorgenvollen Ausdruck von Schaumfolgers Gesicht. »Ich weiß noch immer nicht«, sagte er hastig, um
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