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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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auf, als besäße er keinen Begriff vom Fallen. Und bald darauf verließen sie die Klippe und begannen dem Pfad durch die Berge zu folgen. Kurz danach wich die letzte Anspannung aus Covenants Bewußtsein. In seinem Innern entfaltete sich Schwäche wie eine Lilie auf einem Begräbnis, und der Nebel lullte ihn in ein schlaffes, schlummerhaftes Dösen. Für einige Zeit merkte er nicht, wohin Schaumfolger seine Schritte lenkte. Ihm war, als verströme er sein Lebensblut einfach in die graue Luft. Eine Trägheit wie der Friede eines Eisgestades umgab sein Herz. Er verstand nicht länger, wovon Schaumfolger redete, als der Riese leise, aber eindringlich dem Steinhausener zurief: »Triock, sein Leben schwindet. Wir müssen ihm jetzt helfen, oder wir können ganz darauf verzichten.«
    »Ja«, stimmte Triock zu. Er begann irgendwem herrische Anweisungen zu erteilen. »Bringt Decken und Glutgestein! Er braucht Wärme.«
    »Das wird nicht genügen. Er ist krank und verletzt. Er bedarf der Heilung.«
    »Das sehe ich«, schnauzte Triock. »Ich bin nicht blind.«
    »Was also vermögen wir zu tun? Ich weiß da keinen Rat. Wir Riesen kennen keine Mittel gegen Kälte. Wir leiden unter ihr so gut wie gar nicht.«
    »Reib seine Gliedmaßen. Laß ihm von deiner Stärke zufließen. Ich muß nachdenken.«
    Irgend etwas begann Covenant roh zu kneten und zu massieren, aber das Eis in ihm blieb davon unberührt. Unklar wunderte er sich, warum Schaumfolger und Triock ihn nicht schlafen lassen wollten.
    »Gibt's hier keine Heilerde?« fragte der Riese.
    »Einst gab's welche«, antwortete Triock aus einigem Abstand. »Lena ... Lena hat ihn an eben diesem Ort geheilt, als ... als er sich erstmals im Land aufhielt. Aber ich bin kein Rhadhamaerl ... ich verstehe die geheimen Düfte und Kräfte der Erde nicht wahrzunehmen. Und man sagt, die Heilerde habe sich ... in die Tiefe unter der Erde zurückgezogen ... sei gewichen, um sich vorm Übel zu verbergen, das übers Land gekommen ist. Oder der Winter habe sie verdorben. Jedenfalls können wir ihn auf diese Weise nicht behandeln.«
    »Wir müssen ihm beistehen. Seine Knochen selbst erstarren vor Kälte.«
    Covenant fühlte, wie man ihn bewegte, ihn in Decken wickelte. Im Hintergrund seiner Betäubung bemerkte er das freundliche gelbe Licht von Glutgestein. Das gefiel ihm; er meinte, besser ruhen zu können, wenn der graue Nebel nicht alles ringsum beherrschte.
    »Es könnte möglich sein«, sagte Triock nach einer Weile des Schweigens in unsicherem Tonfall, »daß die Kraft des Hehren Holzes ihm hilft.«
    »Dann geh ans Werk!« drängte ihn der Riese.
    »Ich bin kein Allholzmeister. Ich besitze keine Lillianrill -Kenntnisse ... Ich habe mich nur, nachdem Hoch-Lord Mhoram mir das Lomillialor geschenkt hatte, ein Jahr lang an der Schule der Lehre über das Wichtigste aufklären lassen ... Ich vermag nicht über seine Kraft zu gebieten.«
    »Nichtsdestoweniger mußt du den Versuch wagen.«
    Triock widersprach. »Die wahrheitsprüfende Eigenschaft des Hehren Holzes könnte erst recht das letzte Fünkchen Leben in ihm auslöschen. Womöglich vermöchte er die Wahrheitsprobe nicht einmal zu bestehen, wäre er heil und gesund.«
    »Ohne den Versuch wird er gewißlich sterben.«
    Triock brummte unterdrückt. »Ja«, pflichtete er dann grimmig bei. »Ja, Steinbruder. Du bist weitsichtiger als ich. Halt das Leben in ihm fest. Ich muß Vorbereitungen treffen.«
    Kummervoll sah Covenant den gelben Lichtschein ins Grau ringsum zurückweichen. Er wußte nicht, wie er diesen Verlust verkraften sollte. Im natürlichen Gleichgewicht des Landes besaß eine trübe Erbsensuppe von Nebel eigentlich nicht das Recht, den Glanz von Glutgestein zu verdrängen. Es gab also nicht länger Heilerde. Keine Heilerde , vergegenwärtigte er sich mit unvermuteter Betroffenheit. Sein Kummer schlug um in Ärger. Hölle und Verdammung! murrte er stumm. Das kannst du nicht machen, Foul. Das lass' ich mir nicht bieten. Der Haß, der ihn eine Nacht zuvor und in einer anderen Welt erfüllt hatte, begann sich nun wieder einzustellen. Mit der Kraft des Zorns riß er die Augen auf.
    Über ihm stand Triock. Der Steinhausener hielt seinen Lomillialor -Stab wie einen Spieß, den er zwischen Covenants Augen zu rammen beabsichtigte. Das weiße Holz glomm warm in seinen Händen, und es dampfte inmitten der kalten Luft. Ein Geruch nach Holzsäften gesellte sich zum erdhaften Duft des Glutgesteins. Während er Worte murmelte, die Covenant nicht

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