Die letzte Walstatt - Covenant 03
hatte. Von den Zehen bis zu den Fersen waren sie zerschrammt und geprellt; geronnenes, verkrustetes Blut klebte in Klumpen an ihnen, und an den Knöcheln hingen die Reste seiner Socken wie läppische Fetzen eines Scherzartikels. Aber er spürte keinen Schmerz; die Taubheit seiner Nerven reichte tiefer als diese Verletzungen. »Keine Aufregung«, krächzte er, als er sich die Überreste der Socken von den Füßen zog. »Ist ja bloß Lepra.« Er riß die von Schaumfolger hervorgeholten Sandalen an sich, rammte seine Füße hinein und verknotete hinter seinen Fersen die Bänder. »Irgendwann in nächster Zeit werde ich wohl herausfinden, wozu ich mir überhaupt die Mühe mache, meine Knochen zu schützen.« Aber er wußte, warum er es tat; seine im Entstehen begriffenen Absichten erforderten es. »Du solltest mal meine Welt besuchen«, brummte er, nur halb zum Riesen gewandt. »Sie ist schmerzfrei. Du wirst nichts spüren.«
In diesem Moment rief Triock herüber. Rasch erhob sich Schaumfolger.
Als sich Covenant von den Decken hochraffte, nahm Schaumfolger sie und stopfte sie in seinen Sack. Mit dem Sack in der einen, den Topf voller Glutgestein in der anderen Hand, ging er mit Covenant zu dem Steinhausener.
Triock stand mit drei Gefährten in der Nähe des schmalen Hohlwegs, der aus dem Tal führte. Sie unterhielten sich mit gedämpften, eindringlichen Stimmen, bis Schaumfolger und Covenant sich zu ihnen gesellten. »Steinbruder«, sagte Triock eilig, »unsere Späher sind aus den Ebenen zurückgekehrt. Slen berichtet, daß ...« Plötzlich verstummte er; sein Mund verzog sich zu einem sardonischen Lächeln. »Um Vergebung«, sagte er. »Ich habe das Mindestmaß an Höflichkeit mißachtet. Ich muß bekannt machen.« Er drehte sich einem seiner Gefährten zu, einem gedrungenen alten Mann, der in der Kälte heiser atmete. »Slen, Terass' Gemahl, hier ist Ur-Lord Thomas Covenant, Zweifler und Weißgoldträger. Zweifler, hier siehst du Slen, den hervorragendsten Koch in den ganzen Südlandebenen. Seine Gemahlin Terass gehört im Steinhausen Mithil dem Kreis der Ältesten an.« Slen entbot Covenant einen Gruß, den dieser linkisch erwiderte, als ob das Dampfen seines Atmens und die Gefühllosigkeit seiner Hände sein letztes bißchen Würde sabotierten. Dann wandte sich Triock zu seinen zwei anderen Begleitern. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, die einander wie Zwillinge ähnelten. Sie besaßen ein kämpferisches Aussehen, als seien sie vertraut mit nächtlichem Blutvergießen und Töten, und ihre braunen Augen zwinkerten Covenant an, als gehörten ihre Augäpfel Menschen, die um die Fähigkeit gekommen waren, überrascht zu sein. »Hier siehst du Jeurquin und Quirrel«, stellte Triock sie vor. »Vom ersten Tag an, da man das Land angriff, haben wir gemeinsam gegen den Feind gefochten. Zweifler, als der Riese und ich erstmals von der Belagerung Schwelgensteins vernahmen, waren wir dabei, mit einer großen Horde von des Grauen Schlächters Geschöpfen inmitten der Südlandebenen zu scharmützeln. Sofort setzten wir uns ab und verwischten sorgsam unsere Spuren, auf daß man uns nicht folge, und ließen Späher zurück, um die Horde unter Beobachtung zu halten. Nun sind die Späher zu uns gestoßen und vermelden, daß die Horde uns zunächst ohne Erfolg gesucht hat. Vor zwei Tagen jedoch schlug sie urplötzlich eilends die Richtung zum Mithil-Tal ein.« Er legte eine grimmige Pause ein. »Der Feind muß die Machtentfaltung unseres Wirkens auf dem Kevinsblick gespürt haben«, sagte er dann. » Melenkurion! Eines jener Wesen muß dafür Augen haben.«
»Deshalb sind wir hier nicht länger sicher«, sagte Schaumfolger zu Covenant. »Falls sie wahrhaftig die Macht des Hehren Holzes geschaut haben, werden sie weder rasten noch ruhen, bis es ihnen gelungen ist, es für den Seelenpresser zu erbeuten – und den Besitzer zu erschlagen.«
Slen hustete eine Dampfwolke aus. »Wir müssen fort. Bei Tagesanbruch wird man angreifen.«
Mit nachdrücklichem Nicken stimmte Triock ihm zu. »Wir sind bereit.« Er blickte Schaumfolger und Covenant an. »Zweifler, wir müssen zu Fuß gehen. Die Zeit des Reisens auf den Rücken von Rössern ist für das Land vorüber. Fühlst du dich dazu imstande?«
Covenant tat die Frage mit einem Achselzucken ab. »Es ist ein bißchen spät, jetzt darüber nachzudenken, wozu ich imstande bin und wozu nicht. Schaumfolger kann mich mühelos tragen, falls ich für euch zu langsam bin.«
»Nun
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