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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verstand, senkte Triock den Stab, bis er die Entzündung und das Fieber seiner Stirn berührte.
    Zunächst empfand er bei dieser Berührung überhaupt nichts; das Lomillialor pulsierte wirkungslos auf seiner Wunde, als sei sie dafür unempfänglich. Doch dann spürte er etwas von einer anderen Seite. Ein eigentümlicher, heißer Schmerz durchbrach das Eis in seiner linken Handfläche, breitete sich von dem Ehering aus, den er trug. Der Schmerz versetzte ihm einen Stich, dann bewegte er sich durchs Handgelenk aufwärts. Er marterte ihn, als reiße er ihm nicht nur die Kälte, sondern auch das Fleisch von den Knochen, aber zugleich bereitete die Pein ihm eine Art wilden Vergnügens. Bald war sein ganzer linker Arm durch die Folter neu belebt. Unterm Einfluß der Erwärmung machten sich auch seine Quetschungen wieder bemerkbar, kehrten vom Tode zurück.
    Als der Griff des Eises so weit gebrochen worden war, begann es auch an anderen Stellen seines Körpers zu weichen. Die Wärme der Decken erreichte seine geprellten Rippen. Die Gelenke seiner Beine fingen an zu pochen, als habe man sie mit Tritten wiederbelebt. Innerhalb einiger Momente entsann sich seine Stirn ihrer Wundheit.
    Dann nahm Triock das Ende des Hehren Holzes von seiner Stirn und senkte sie auf die straffe, schwarze Schwellung seiner Lippen. Sofort schoß äußerste Qual in ihm empor, und er ergab sich ihr, stürzte sich hinein wie in eine Wohltat.
    Sein Bewußtsein kehrte langsam zurück, aber als er die Augen aufschlug, merkte er deutlich, daß sein Zustand sich etwas gebessert hatte. Seine Wunden waren zwar nicht geheilt – sowohl seine Stirn wie auch sein Mund schmerzten so stark, als stäken darin Dornen, und sein Körper fühlte sich von all den blauen Flecken wund an, aber wenigstens fraß die eisige Kälte nicht länger an seinen Knochen. Die Schwellung seiner Lippen war ein bißchen zurückgegangen, und er konnte wieder besser sehen, als hätte man die Linsen seiner Augen geputzt. Doch er verspürte insgeheimen Kummer über die Gefühllosigkeit seiner Hände und Füße. Seine abgestorbenen Nerven hatten diesmal nicht die Gesundheit wiedererlangt, die ihm bei Aufenthalten im Lande schon zur Gewohnheit geworden war. Aber er lebte; er befand sich im Land; er hatte Schaumfolger gesehen. Er verschob es auf einen anderen Zeitpunkt, seine Nerven zu beklagen, und schaute umher.
    Er lag in einem kleinen, öden Tal zwischen den Bergen hinter dem Kevinsblick. Während seiner Besinnungslosigkeit hatte das Wolkenmeer, das alles verschleierte, sich etwas gelichtet, so daß man einige Dutzend Meter weit sehen konnte, und leichter Schneefall erfüllte die Luft wie mit Gewisper. Eine fingerdicke Schneeschicht bedeckte ihn bereits. Irgend etwas in der Tonlage des Schneegeflüsters vermittelte ihm den Eindruck, es sei Spätnachmittag. Aber Zeit interessierte ihn nicht sonderlich. Er war schon einmal in diesem Tal gewesen; mit Lena.
    Seine Erinnerung kontrastierte stark mit dem, was er ringsherum sah. Damals war das Tal ein stiller, grasbewachsener Ort gewesen, gesäumt mit Kiefern, die wie riesenhafte Wächter seine Ruhe hüteten, und durch seine Mitte war ein munterer Bach geflossen. Doch jetzt zeigte sich unter der Schneeschicht, die langsam wuchs, nur kahle, wüste Erde. Ein stärkerer Winter, als ihnen zuträglich war, hatte sie zum Bersten und Splittern gebracht, aller Schönheit entblößt; und statt Wasser durchmaß Eis das Tal wie ein Striemen, eine schon vernarbte Schramme.
    Covenant fragte sich schmerzlich, wie lange dies Wetter dauern werde. Die Implikationen dieser Frage ließen ihn zusammenschaudern, und er raffte seine müde Gestalt in eine Sitzhaltung hoch, damit er sich näher zum Topf mit dem Glutgestein beugen könne. Währenddessen sah er drei Personen in einiger Entfernung um einen zweiten solchen Topf sitzen. Eine davon beobachtete seine Regung und sagte etwas zu den anderen. Sofort erhob sich Triock und kam zu Covenant. Er kauerte sich vorm Zweifler nieder und musterte ihn in würdevollem Ernst. »Du warst beklagenswert krank«, meinte er schließlich. »Meine Kenntnisse der Lehre reichen nicht aus, um dich zu heilen. Aber ich sehe, daß du nicht länger im Sterben liegst.«
    »Du hast mich gerettet«, sagte Covenant so wacker, wie er es durch den Schmerz in seinem Mund und in seiner Erschöpfung konnte.
    »Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher. Die wilde Magie hat in dir gewirkt.« Covenant starrte ihn an. »Es hatte den Anschein«, ergänzte

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