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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eines Tages einander begreifen.« Er griff unter seinen Mantel, zog einen langen, steinernen Dolch und reichte ihn Covenant so feierlich, als wären sie Kameraden. Dann lief er weiter, um sich zu den Dörflern zu gesellen, die überstürzt am Rande der Ortschaft Deckung suchten, um sich in den Hinterhalt zu legen.
    Covenant betrachtete das Messer, als sei es eine getarnte Giftschlange. Für einen Augenblick wußte er nicht, was er tun sollte; nun hatte er eine Waffe, aber er konnte sich ihren Gebrauch nicht vorstellen. Er hatte schon andere Messer von zweischneidiger Bedeutung besessen. Ratlos blickte er zu Schaumfolger auf, doch die Aufmerksamkeit des Riesen galt anderen Dingen. Er starrte versonnen dem Feuerschein entgegen, der näherrückte, und in seinen Augen stak ein heißer, enthusiastischer Glanz, als male er sich Gemetzel aus oder erinnere sich an welche. Innerlich duckte sich Covenant. Er drehte das Messer zwischen den Händen, und fast entschloß er sich dazu, es wegzuwerfen; aber dann öffnete er plötzlich seine Jacke und schob die Klinge in seinen Gürtel. »Was jetzt?« fragte er, um Schaumfolgers starren Blick aus der Ferne abzulenken. »Bleiben wir einfach hier stehen, oder sollen wir im Kreis umherlaufen?«
    Der Riese schaute ihn mit einem Ruck an, und seine Miene verfinsterte sich. »Sie kämpfen um ihre Heime«, sagte er bedrohlich. »Wenn du keinen Beistand leisten kannst, verzichte zumindest darauf, sie zu verhöhnen.« Mit herrischer Geste entfernte er sich zwischen die nächsten Häuser.
    Covenant stöhnte infolge der ungewohnten Strenge des Riesen auf und folgte ihm ins Steinhausen. Die Mehrzahl der Bewohner befand sich inzwischen außer Sicht und hatte sich hinter den Häusern am Dorfrand versteckt. Allem Anschein nach schenkten sie Covenant keine erhöhte Beachtung, und er strebte hinter Schaumfolger an ihnen vorüber, als sei er unterwegs, um in ihrer Falle für die Marodeure den Köder abzugeben. An der Rückseite eines mehr zum Ortsinnern hin gelegenen Hauses blieb Schaumfolger stehen. Wie die meisten Häuser besaß es ein Flachdach; die steinernen Mauern reichten dem Riesen gerade bis unter das Kinn. Als Covenant zu ihm trat, packte er den Zweifler und hob ihn mit mühelosem Schwung auf das Dach. Covenant landete mit dem Gesicht im Schnee. Er spuckte, erhob sich auf die Knie und drehte sich verärgert nach dem Riesen um. »Da oben wirst du sicherer sein«, sagte Schaumfolger. »Ich gebe dort auf dich acht.« Er deutete auf ein Nachbarhaus. »Duck dich! Sie sind fast hier.« Instinktiv streckte Covenant sich bäuchlings aus.
    Wie auf ein Zeichen entstand ringsherum bedrücktes Schweigen. Außer dem mäßigen, flatterhaften Pfeifen des Windes ertönte kein Laut im ganzen Steinhausen. Er fühlte sich auf dem Dach unangenehm schutzlos. Aber selbst diese geringe Höhe machte ihn schwindlig; er war dazu außerstande, wieder hinabzuspringen, sogar nur nach unten zu schauen. Hastig rutschte er auf Abstand vom Dachrand, erstarrte schlagartig, als er das Geräusch hörte, das er verursachte. Obwohl der Schnee seine Bewegungen dämpfte, klangen sie in der Stille nach Verrat. Für eine Weile brachte er keinen Mut zur beabsichtigten Drehung auf. Er fürchtete, an der anderen Seite könnten ihn grausame Gesichter spöttisch anglotzen.
    Aber langsam ließ das Pochen der Anspannung in seinen Schläfen nach. Er begann über sich selbst zu fluchen. Während er mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Dach lag, wandte er sich allmählich in die Richtung zum Dorfplatz in der Mitte des Orts.
    Im Tal warf der Fackelschein blutroten Glanz in die Luft unter dem dichten Grau der Wolken. Die Wolken schlossen jeden anderen Anblick des Himmels vollkommen aus, und unter ihrem eisigen Gewicht dämmerte der Tag fahl und freudlos herauf wie in untröstlichem Gram. Bei dieser Aussicht grauste es Covenant mehr als inmitten der schwarzen Nacht. Noch viel deutlicher als vom Kevinsblick aus konnte er nun erkennen, daß diese unablässige schleierartige Trübheit widernatürlich war, eine Entgleisung – ein von Lord Foul in irrsinnigster Bosheit geschaffenes Leichentuch. Und die Macht, die dahinter stak, flößte ihm Grauen ein. Lord Foul besaß die Kraft, um die grundlegende Ordnung der Erde zu stören. Es konnte ihn kaum ein Fingerschnippen kosten, einen lebensuntüchtigen Lepraleidenden zu zermalmen. Alle Absichten, ihn daran zu hindern, waren bloß geistlose Aufschneidereien.
    Covenants Hand tastete nach dem Messer,

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