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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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unbeabsichtigter Gehässigkeit. »Die Last der Barmherzigkeit verlagert sich auf deine Schultern. Mag sein, du vermagst sie müheloser zu tragen.«
    Schaumfolger seufzte erneut, dann lächelte er nachsichtig. »Ach, mein Freund, ich verstehe nichts von Barmherzigkeit. Dafür bedarf ich ihrer selbst viel zu sehr.«
    Der Anblick von Schaumfolgers Lächeln des Bedauerns gab Triock den Wunsch ein, er vermöchte dem, was der Riese äußerte, zu widersprechen. Doch er begriff das verwickelte Knäuel aus Verlust und Reue, das Schaumfolgers Bürde war, nur allzu gut. So schwieg er und lächelte zurück, soweit dergleichen ihm möglich war, und entbot Schaumfolger aus tiefstem Herzen einen Gruß. Dann ging er seine eigenen Vorbereitungen zum Aufbruch treffen.
    Binnen kurzem packte er Decken, einen zusätzlichen Mantel, einen kleinen, irdenen Topf voller Glutgestein sowie einen Vorrat an Dörrfleisch, Käse und Obst zusammen, ferner besorgte er sich ein neues Messer, um jenes zu ersetzen, das er Covenant überlassen hatte; er tat alles in einen Rucksack. Es beanspruchte nur ein paar Augenblicke, sein Schwert zu wetzen und den Lomillialor -Stab unterm Mantel sicher im Gürtel seines Gewandes unterzubringen.
    Als er zum Dorfplatz des Steinhausens zurückkehrte, fand er dort Covenant, Schaumfolger und Lena bereits fertig zum Losziehen vor. Lena hatte ihre wenigen Habseligkeiten ebenfalls in einen Rucksack gepackt; Schaumfolger trug die Vorräte für alle drei in seinem ledernen Sack, leichthin über die Schulter geworfen; und Covenants wundes Angesicht wies einen Ausdruck von Angelegentlichkeit oder Gereiztheit auf, als hindere ihn nur Schmerz in seinem Mund daran, Klagen der Ungeduld vorzutragen. Triock erhaschte in seiner Miene eine flüchtige Einsicht in die Schwächlichkeit von Covenants so laut beschworenem Haß. Er wirkte nicht wie eine beharrliche Leidenschaft. Triock erschauderte. Eine argwöhnische Ahnung flüsterte ihm ein, daß Thomas Covenants Entschlossenheit oder Leidenschaft unzureichend seien.
    Aber er behielt diese Erwägung für sich, als er Schaumfolgers letzten Abschiedsgruß erwiderte. Es gab nichts, das er hätte sagen können. Und einen Augenblick später waren der Riese und seine zwei Begleiter zwischen den Häusern nordwärts entschwunden. Schnee füllte ihre Fußabdrücke auf und bedeckte sie, bis es im Steinhausen Mithil nicht länger irgendwelche Spuren ihres Aufenthalts zu geben schien.
    »Laßt auch uns aufbrechen«, wandte er sich rauh an Jeurquin und Quirrel. »Wir müssen das Tal verlassen, solang's schneit.«
    Seine zwei Gefährten nickten, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Ihre Mienen waren ausdrucksarm; sie ähnelten Menschen, denen das Kämpfen alle anderen Gedanken ausgetrieben hatte, und trugen ihre kurzen Spieße, als sei das Töten von Feinden ihr einziges Interesse. Das Paar versah Triock mit einer bestimmten Art von Gelassenheit. Für die beiden war er kein Besitzer eines Hehren Holzes, kein Träger von Bürden, die einem Lord den Rücken gebeugt haben mochten. Für sie war er nur ein Mann, der für das Land focht, so gut er's konnte, ohne ehrgeizig nach Weisheit oder Prophetie zu streben. Das war für einen Viehhirten in Kriegszeiten die rechte Tätigkeit, und sie war ihm willkommen.
    Gegürtet mit der Bereitschaft seiner Gefährten, begab er sich zu den übrigen Ältesten und besprach eine kurze Zeit mit ihnen die Vorbereitungen von Steinhausen Mithil auf künftige Überfälle. Dann ließ er sein Heim in ihrer Obhut zurück und ging wieder hinaus in den Schnee, als erfülle er damit die Hauptpflicht seines Daseins.
    Jeurquin und Quirrel an seinen Seiten, verließ er das Dorf auf dem Pfad nach Norden und überquerte mit ihnen ohne die geringste Verstohlenheit die Brücke zur Westseite des Tals. Er wollte eine beträchtliche Strecke zurücklegen, solange es noch schneite, und deshalb schlug er den leichtesten Weg ein, bis sie ans Ende jener sichelgleich geschwungenen Bergkette gelangten, welche die Westwand des Mithil-Tals ausmachte. An dieser Stelle wich er von der Landstraße ab und begann ins Vorgebirge zu steigen, das sich unterm Zipfel der Bergkette erstreckte. Er hatte die Absicht, die Gipfel im Westen und Süden fast bis zum Unheilswinkel zu überqueren, dann nach Nordwesten abzubiegen und die Richtung zu dem gesonderten Höhenrücken einzuschlagen, der die Südlandebenen von der Würgerkluft schied. Ihm war vollauf klar, daß sie nicht geradewegs westwärts ziehen konnten. Im

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