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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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im Laufe dieses widernatürlichen Winters hatte er sich an Eis gewöhnt. Er bewegte sich mit kurzen, wohlüberlegten Schritten, frei von Hast, sorgte dafür, daß er nicht ausrutschte. Innerhalb von nur Augenblicken waren auch Quirrel und Jeurquin auf dem Sims, und er hatte schon die halbe Strecke zurückgelegt.
    Plötzlich hallte von den Gipfeln über der Klippe ein dumpfer Knall herab, als brächen alte, morsche Knochen. Ein Ruck durchfuhr das Felssims. Triock suchte an der Felswand Halt für seine Hände und fand keinen. Er und seine Gefährten waren auf beiden Seiten zu weit von sicherem Stand entfernt.
    Einen Augenblick später barst das Sims unter ihrem Gewicht. Wie Steine in einer Lawine purzelten sie die steile Seite des Tals hinunter.
    Triock kauerte sich im Fallen zusammen, so daß er den Kopf auf die Knie preßte, und bemühte sich, so reibungslos wie möglich hinabzurollen. Der Schnee milderte den anfänglichen Aufprall, doch andererseits gab er sofort unter ihm nach und verhinderte, daß sein Sturz endete oder wenigstens verlangsamte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich zu schützen, so gut es ging, und den fortgesetzten Sturz zu erdulden. Mit ihm rutschte weiterer Schnee ins Tal, gelöst durch den Zusammenbruch des Simses, verlieh Triock noch mehr Schwung, als wolle er ihn auf den Grund des Tals schleudern. In wildem Schwindelgefühl verlor er jeden Überblick, wie weit er fiel oder noch von der Talsohle entfernt war; als er endlich auf ebenen Boden schlug, raubte ihm die Wucht des Aufpralls erst einmal den Atem, und er blieb wie betäubt liegen, während sich Schnee auf ihn häufte.
    Für eine Weile lag er benommen unterm Schnee, aber indem der Schwindel aus seinem Kopf schwand, begann er sich zu erholen. Er raffte sich auf Hände und Knie hoch. Er keuchte und widersetzte sich der Dunkelheit, die sein Blickfeld durchgaukelte wie Schwärme von Fledermäusen, die seinem Angesicht entgegenstürzten. »Quirrel!« krächzte er. »Jeurquin!«
    Mit gewisser Mühe erkannte er, daß in einigem Abstand Quirrels Bein aus dem Schnee ragte. Dahinter lag Jeurquin auf dem Rücken ausgestreckt. Ein blutiger Riß auf seiner Wange verunstaltete die marmorne Blässe seines Gesichts. Keiner von beiden regte sich.
    Plötzlich hörte Triock das Patschen von Pfoten. Ein grausiges Heulen, das einem Fanfarenstoß des Sieges glich, ließ seinen Blick von Quirrel und Jeurquin hinauf zum Hang an der Talseite rucken. Die Kresch kamen in wildester Blutgier herabgestürmt. Sie hatten sich einen flacheren, weniger verschneiten Teil des Hügelkamms gesucht und sausten in räuberischer Besessenheit abwärts, auf ihre gefallenen Opfer zu. Den Rudelführer trennten kaum noch ein Dutzend Klafter von Triock.
    Er handelte unverzüglich. Seine Kampferfahrungen machten sich bemerkbar, und er bereitete sich zur Gegenwehr vor, ohne nachzudenken oder zu zögern. Er zückte sein Schwert, raffte sich empor, stellte sich dem ersten Wolf aufrecht entgegen. Mit entblößten Fängen und roter Glut in den Augen sprang das Tier nach seiner Kehle. Er duckte sich, vollführte eine Drehung und bohrte ihm das Schwert in den Bauch. Der Wolf flog an ihm vorüber und klatschte in den Schnee, blieb reglos liegen, als habe seine rote Blutspur ihn aufgespießt. Doch mit seinem Schwung hatte er Triock das Schwert aus der von Kälte steifen Faust gerissen.
    Der Steinhausener erhielt keine Gelegenheit, sich wieder seiner Waffe zu bemächtigen. Schon setzte der zweite Wolf zum Sprung an.
    Triock tat einen Satz zur Seite, so daß das Tier über ihn hinwegsprang, überschlug sich und kam wieder auf die Füße, in seinen Händen den Lomillialor -Stab. Der Stab war beileibe nicht als Waffe gedacht; seine Hersteller an der Schule der Lehre hatten dies Stück Hehren Holzes für andere Zwecke angefertigt. Aber die Kraft, welche darin wohnte, konnte Glut erzeugen, und Triock verfügte über keine andere Möglichkeit mehr zu seiner Verteidigung. Indem er in jener merkwürdigen Sprache, mit der ausschließlich die Lillianrill vertraut waren, die entsprechende Beschwörung rief, schwang er das Hehre Holz über seinem Haupt und hieb es dem nächsten Wolf mitten auf den Schädel.
    Als der Schlag traf, schoß aus dem Stab eine Stichflamme, als sei er mit Pech getränkt, und das gesamte Fell des Wolfs fing so rasch Feuer wie Zunder. Die Flamme des Stabes erlosch augenblicklich wieder, aber Triock schrie ihn an und schwang ihn wider einen Kresch , der ihm gegen den Brustkorb

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