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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Urteil, das dessen Gesundheit ausspräche, müßte ihm unerträglich sein. Dennoch drängte er sich in ungleichmäßigen, ausbruchartigen Schüben erneuerter Anstrengungen durch den Wald vorwärts, wie eine Motte in halbbewußtem Trachten nach ihrer Opferung im Feuer. Er vermochte den kühlen Sirenenklängen der Menschen nicht zu widerstehen, der Anziehungskraft und der Schmerzlichkeit des gemeinsamen vergänglichen Blutes. Hilfe! Mit jedem Aufflammen grausamer Hoffnung entfuhr ihm ein Winseln. Helft mir! Doch als er sich der Ortschaft näherte – als er hinter den verstreuten alten Häusern aus dem Wald trampelte, die das Geschäftszentrum der Kleinstadt wie ein Abwehrwall umgaben –, brachte er zuwenig Mut auf, um weiterzugehen. Die hell erleuchteten Fenster, beleuchteten Veranden und Zufahrten kamen ihm unpassierbar vor: er hätte zuviel Helligkeit, zuviel Entblößung überwinden müssen, um an irgendeine Tür zu gelangen, ganz egal, ob man ihn dort willkommen heißen mochte oder nicht. Die Nacht war die einzige Tarnung, die er für seine schreckliche Verletzlichkeit besaß. Er wimmerte aus Frustration und Sehnsucht, während er versuchte, sich zur Fortsetzung des Weges zu zwingen. Er schlich von Haus zu Haus, suchte nach einem, irgendeinem davon, das ihm eine schwache Aussicht auf Trost bot. Aber die Lichter wiesen ihn ab. Die bloße Ungehörigkeit dessen, sich nichtsahnenden Leuten in ihren eigenen Häusern aufzudrängen, verstärkte seine Furcht in solchem Maße, daß sie ihn zurückhielt. Er durfte sich den Männern und Frauen, die gesichert in diesem Licht lebten, nicht aufnötigen. Er konnte unmöglich die Last weiterer Opfer tragen.
    Auf diese Art und Weise, indem er am Rande des Orts geduckt entlanggeisterte wie ein machtloses Gespenst, ein Unhold, vollauf unfähig, Schrecken einzujagen, umlauerte er eines ums andere die Häuser und entfernte sich zuletzt wieder in die Richtung, woher er gekommen war, kehrte auf seinen verschlungenen Pfaden zurück zur Haven Farm, einem trockenen Blatt vergleichbar, brüchig bis zur Grenze des Zerfalls, reif fürs Feuer.
    Im Verlaufe der folgenden drei Tage war er mehrmals drauf und dran, sein Haus niederzubrennen, es in Brand zu stecken – es zum Scheiterhaufen, zum Grab seiner Unreinheit zu machen. Und in etlichen weniger wilden Stimmungsanwandlungen lechzte er danach, sich einfach die Handgelenke aufzuschneiden – sich die Adern zu öffnen und das langwierige Elend seines Niedergangs abfließen zu lassen. Doch er konnte weder für die eine noch für die andere Handlung genug Entschlossenheit aufbieten. Im Hinundhergerissensein zwischen verschiedenen Schrecknissen hatte er anscheinend die Kraft zum Entscheiden verloren. Die geringe Willenskraft, welche ihm blieb, verwendete er darauf, sich Nahrung und Schlaf zu verweigern.
    Er aß nichts, weil er schon einmal gefastet hatte und jener Hunger ihm dabei half, sich durch einen Wald von Selbsttäuschungen zum Begreifen des Scheußlichen, das er Lena, Elenas Mutter zugefügt hatte, zu tasten. Nun wollte er es wieder so halten; er beabsichtigte, das Gestrüpp aus Zurechtlegungen, Rechtfertigungen, Abschweifungen und Verteidigungen zu durchhauen und sich seinem Zustand unter den schlechtesten Bedingungen zu stellen. Falls ihm das mißlang, mußte jede Schlußfolgerung, zu der er kam, von Anfang an ein Betrug sein, so wie von Geburt an Elena, verursacht durch die Unzulänglichkeit seiner Aufrichtigkeit oder seines Einsehens. Seinem knochentiefen Bedürfnis nach Schlaf jedoch widerstand er, weil er sich vor dem fürchtete, was ihm widerfahren mochte, falls er schlief. Er hatte gelernt, daß die Unschuldigen nie schlafen. Schuld beginnt in Träumen.
    Keine dieser Entsagungen überforderte ihn. Die Übelkeit, die ständig in seiner Magengrube auf der Lauer lag, half ihm beim Abstandhalten von Nahrungsmitteln. Und die Fiebrigkeit seiner Last gönnte ihm keine Ruhe. Sie gab ihn nicht frei, schabte an ihm, als stäke er im Geschirr eines Jochs; sie schien auf eine wunde Stelle seiner Seele zu pressen. Wann immer ihn die Kärglichkeit seines Kraftquells bedrohte, stürmte er aus seinem Haus wie ein verirrter Wind und jagte durch die Hügel, die von Gehölz gesäumte Länge des Righters Creek hinauf und hinab. Und wenn er sich zu dieser gewaltsamen Übung nicht durchringen konnte, streckte er sich quer überm zerbrochenen Mobiliar des Wohnzimmers aus, damit er es, falls er einnickte, zu unbequem hatte, um in einen Schlaf zu

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