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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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vergossene Blut unter Haufen grauen Schnees. Bei näherer Begutachtung konnte dadurch nicht verborgen bleiben, was sich zugetragen hatte, aber Triock hoffte, daß ein Gegner, der zufällig am Rande des Tals vorüberkam, keinen Anlaß zu genauerem Anschauen erkennen werde. Sobald das getan war, aß er und sammelte langsam neue Kräfte; unterdessen huschte sein Blick unablässig durchs Tal, als erwarte er, unversehens könnten aus dem Erdboden Urböse oder schlimmere Gefahren zum Vorschein kommen. Doch zu guter Letzt festigte sich seine Miene wieder zum gewohnten Ausdruck des Mißmuts. Er nahm auf Jeurquins Verletzung keine Rücksicht; rundheraus erklärte er seinen Begleitern, er habe sich dafür entschieden, das Vorgebirge zu verlassen und waghalsig geradewegs westwärts weiterzuziehen, in die Richtung der Berge, wo er den Freischüler zu finden hoffte. Bei diesem Wagnis lag die einzige Möglichkeit eines Gelingens in ihrer Geschwindigkeit.
    Nachdem sie ihre Vorräte wieder verpackt und die Waffen gesäubert hatten, verließen sie das Tal im Laufschritt durch den nördlich gelegenen Ausgang.
    Um der Schnelligkeit willen zogen sie fortan des Tags weiter. Indem sie Jeurquin halb mitzerrten, stapften Triock und Quirrel gen Westen, durch von eisigem Wind durchfegtes Flachland auf die östlichsten Ausläufer der Berge zu. Triock hoffte auf Schnee, damit er ihre Fährte verberge.
    Gegen Ende des folgenden Tages erspähten sie erstmals Anzeichen des großen Unwetters, das in alle Himmelsrichtungen Dutzende von Längen weit überm Vorland des Unheilswinkels schwebte. Im Norden dieses Engpasses in den Bergen trafen die uralte trockene Hitze der Südlichen Einöden und des Grauen Schlächters Winter aufeinander, und das Ergebnis bestand aus einem gewaltigen Gewitter, das sich wie ein Strudel zwischen den Bergen umherwälzte, die es im Süden und Westen einzwängten. Seine Randbereiche verhehlten die Gewalten, die im Innern tobten, aber selbst aus dem Abstand einer Tagesreise erkannte Triock Andeutungen eines Wirbelsturms. Winde kreisten über dem Landstrich und schrammten die Erde, als wollten sie deren Gebein bloßlegen; Schnee fiel so dicht wie das Dunkel der Nacht; die Luft war so kalt, daß sie das Blut selbst in den wärmsten Stellen des Herzens gefrieren lassen mochte. Das Unwetter lag unmittelbar auf Triocks Weg.
    Dennoch führte er Quirrel und Jeurquin noch einen Tag lang in diese Richtung, eilte mit ihnen geradewegs auf die Mitte des Wetters zu, bis die äußeren Winde an seiner Kleidung zu zerren begannen und der erste Schnee gegen seine dem Wind zugekehrte Körperseite trieb. Mittlerweile befand sich Jeurquin in schlechter Verfassung – Blut sickerte wie ein Ausfluß durchs überanspruchte Gewebe seiner Narbe, und der gewöhnlich unerschütterliche Kern seiner Willenskraft war zersetzt worden und brüchig, ähnlich wie ein angesägtes Tau. Aber Triock ließ sich nicht beirren. Er durfte es sich nicht leisten, dem Unwetter auszuweichen, sich nach Norden zu wenden, zur Mitte der Südlandebenen, um es zu umgehen. Am ersten Abend nach der Auseinandersetzung mit den Kresch hatte er im Nordosten Feuerschein gesehen. Man verfolgte sie. In der darauffolgenden Nacht hatte er ihre Verfolger aufmerksam beobachtet und festgestellt, daß sie auf geradem Wege näher rückten, und zwar mit beunruhigender Schnelligkeit. Irgendein Gegner hatte wiederum seine Verwendung des Lomillialor gespürt. Irgendein Feind kannte nun seine Fährte und folgte ihr wie wachsende Wut.
    »Wir können sie nicht abhängen«, merkte Quirrel grimmig an, während sie sich unterm Maul des Unwetters zusammenkauerten, um zu rasten und zu essen. Triock schwieg. ›Wenn wir jetzt nicht endlich damit loslegen‹ , hörte er in seiner Erinnerung Covenant schimpfen, ›das Unmögliche zu vollbringen, wird's bald zu spät sein. Das Unmögliche zu vollbringen ...‹ Gleich darauf schnupperte Quirrel im Wind. »Und der Ruch in diesem Wetter mißfällt mir. Das riecht nach einem regelrechten Schneesturm ... einem scharfen Wind, stark genug, um uns das Fleisch von den Knochen zu fetzen.«
    Das Unmögliche , wiederholte Triock bei sich. Ich bin geboren worden, um Vieh zu hüten hätte er dem Zweifler erwidern sollen. Ich bin nicht der Mann, um Unmögliches zu vollbringen. Er war alt, müde und bar jeder Weisheit. Er hätte Lena und die übrigen Bewohner des Steinhausens in die Sicherheit tief im Innern des Südlandrückens bringen sollen, eine Erneuerung der einstigen

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