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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Verbannung vorziehen, anstatt zu dulden, daß ein absonderlicher Fremdling ganz Steinhausen Mithil seinen gräßlichen Zwecken unterordnete.
    »Wir müssen uns trennen«, sagte Quirrel leise, ohne ihn anzuschauen.
    »Trennen«, stöhnte Jeurquin mit hohler Stimme.
    »Wir müssen die Verfolger von deiner Fährte ablenken, sie irreführen ... das hier irreführen ...« Zornig spie Quirrel in den Wind. »Dann vermagst du dich gen Westen durchzuschlagen.« Das Unmögliche. Die beiden Wörter wiederholten sich in Triocks Denken immerzu wie eine ausgeleierte Gebetsmühle.
    Quirrel hob den Blick und sah ihm offen ins Angesicht. »Wir müssen's.«
    »Müssen's«, bekräftigte Jeurquin.
    Triock blickte Quirrel an, und die Fältchen rings um seine Augen zuckten, als habe sogar die Haut seines Angesichts Furcht. Für ein Weilchen mahlten seine Kiefer stumm. Dann verzerrte sich seine Miene. »Nein.« Quirrel straffte sich, um mit Nachdruck zu widersprechen, aber er kam ihr mit seiner Begründung zuvor. »Damit wäre nichts gewonnen. Sie folgen nicht unserer Fährte – so rasch wäre ihnen das gar nicht möglich. Ihr könnt sie nicht ablenken. Sie folgen dem Hehren Holze.«
    »Das kann nicht sein«, erwiderte sie ungläubig. »Ich spür's nicht einmal auf Armeslänge.«
    »Du hast für seine Macht keine Sinne. Würden wir uns trennen, stünde ich allein gegen die Verfolger.«
    »Trennen«, stöhnte Jeurquin erneut.
    »Nein!« Zorn füllte Triocks Mund. »Ich brauche euch.«
    »Ich halte dich auf«, entgegnete der Verwundete in matter Schicksalsergebenheit. Sein Gesicht war bleich und schlaff, von Reif umrahmt, mutlos.
    »Kommt!« Triock sprang wie in äußerster Tatkraft auf, klaubte hastig seine Vorräte zusammen und schwang sich den Rucksack auf die Schultern, dann stapfte er durch den Wind davon weiter aufs Herz des Unwetters zu. Er schaute sich nicht um. Doch nach einer Weile gesellte sich zur Rechten Quirrel zu ihm, und links kam Jeurquin angetaumelt. Gemeinsam kämpften sie sich vorwärts in den Schneesturm.
    Noch ehe sie nur eine Länge zurückgelegt hatten, mußten sie sich gegen Wind und Schnee stemmen, die wirkten, als fiele die erzürnte Luft mit feinen, granitharten Splittern von Frost über sie her. Schnee trieb ihnen ins Gesicht, und der Wind zerrte an ihrer Kleidung, als sei sie dünner als ein Schleier. Nach einer weiteren Länge schwand des Tages Helligkeit; das immer dichtere Schneetreiben fegte sie aus der Luft. Quirrel versuchte, durch Aufdecken eines Glutgestein-Topfs ein wenig Licht zu spenden, doch der Wind packte die Glutsteine und riß sie aus ihrem Gefäß, verstreute sie wie ein kurzes Aufglänzen einer Faustvoll Edelsteine aus Quirrels Händen. Als sie verweht waren, konnte Triock kaum noch Quirrels geduckte, verwaschene Gestalt neben sich erkennen; Quirrel fror zu sehr, um das geschehene Mißgeschick nur zu verfluchen. Als sie verharrten, um den Topf zu öffnen, war Jeurquin zusammengesackt, und nun war er schon fast völlig vom Schnee begraben. Voraus vermochte Triock einen ersten Eindruck vom wüsten Heulen und Toben des eigentlichen Unwetters zu erspähen, nicht länger so durch äußere Winde verborgen, den Wirbel- oder Schneesturm, wie er mit aller Macht der Gewalten toste, aus denen er bestand.
    Die Wucht dieser Naturgewalten traf Triocks Sinne wie der Einsturz eines ganzen Berges. Während er mühselig ausspähte, ersah er, daß sich darin nichts befand, was noch aufrecht war, kein Tier und kein Mensch, kein Riese, weder Baum noch Stein. Die Strudel der Winde hatten längst alles niedergemacht, was sich jemals über den zerschabten Untergrund zu erheben gewagt haben mochte. Schließlich mußte Triock seine Augen mit den Händen schützen. Unmöglich war ein zu schwaches Wort zur Kennzeichnung der Aufgabe, durch diesen Sturm zu gehen. Aber das war ihre einzige Gelegenheit, sich der Verfolger zu entledigen. Mit aller Kraft, die er aufbieten konnte, richtete er Jeurquin wieder auf und half dem Verletzten beim Weiterwanken.
    Schwarzer Wind und scharfer Schnee fuhren auf ihn herab, wuchteten auf ihn nieder, fegten von der Seite heran, um ihm die Beine wegzureißen. Die Kälte blendete ihn, betäubte seine Ohren, erfüllte ihn mit Benommenheit; er bemerkte, daß er seine Begleiter nicht verlor, nur weil sich Quirrel ans Rückenteil seines Mantels klammerte und Jeurquin in immer spürbarerer Hilflosigkeit mit seinem Gewicht gegen ihn lehnte. Aber ihm schwanden selbst die Kräfte, und er konnte

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