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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hätte, wäre der Stein nicht so schwarz gewesen. In dieser ihrer Beschaffenheit war die Felskammer behaglich und rief allerlei Empfindungen wach; sie wirkte wie der rechte Ort für einen Seher, um die ins Herz eines Berges geprägte Schrift zu lesen.
    Triock und Quirrel legten ihr Gepäck am Zugang der Felskammer ab, ebenso ihre Mäntel, um ihre vom Eis steife untere Kleidung der Wärme auszusetzen. Danach erst widmeten sie ihrem Retter die ersten ungetrübten Blicke. Sein Haupt war kahl, abgesehen von einem weißen Haarkranz an seinem Hinterkopf, sein Mund unter einem zottigen weißen Bart verborgen. Seine Augen saßen in so dichtem runzligen Gefältel, daß es schien, er habe etliche Geschlechterfolgen lang damit zugebracht, unbegreifliche Mitteilungen anzublinzeln; und die Verhutzeltheit seiner Haut bestätigte den Eindruck hohen Alters so sehr, wie die aufrechte, rüstige Haltung seiner Gestalt ihn leugnete. Nunmehr erkannte Triock, daß sein Gewand einmal weiß gewesen sein mußte. Es hatte seine Färbung stumpfen Granits infolge langer Jahre enger Berührung mit den Höhlenwänden erhalten.
    Im eigenen Heim beunruhigte die Gegenwart der Steinhausener ihn anscheinend noch mehr. Seine Augen streiften sie mit Blicken voller Bangigkeit und Bestürzung – jedoch nicht, als hielte er sie für böse, sondern eher, als mißtraue er ihrer Ungeschicklichkeit, als ob sein Dasein in zerbrechlichen Stücken am Fußboden ausgebreitet läge und von ihren Füßen zertreten werden könne.
    »Ich habe wenig Nahrung«, sagte er, während er die Pfützen betrachtete, die Triock und Quirrel hinterließen. »Selbst Essen ... Ich habe dafür kaum Zeit.« Aber dann glitt der Schatten einer alten Erinnerung über sein Angesicht – der Erinnerung daran, daß die Menschen des Landes ihre Gäste anders zu behandeln pflegten. Plötzlich verspürte Triock die Überzeugung, daß der Freischüler in dieser Höhle schon gehaust hatte, bevor er, Triock, auf die Welt kam. »Ich bin dergleichen nicht gewohnt«, sagte der Freischüler, als fühle er sich zu einer Erläuterung bewogen. »Ein Leben ist zuwenig. Aber als ich ersah, daß ich den Flammengeistern meinen Beistand nicht verweigern konnte ... Mir ging viel Zeit verloren. Sie lohnen's mir, so gut sie's vermögen, aber so viel, viel ... Wie soll ich die Vervollkommnung meines Werks noch erleben können? Ihr kostet mich viel. Die Speise an sich kommt mich teuer zu stehen.«
    Während Triock sich inmitten des weiträumigen Rachens der Höhle zu erholen begann, kam ihm die Nachricht an die Lords wieder in den Sinn, und sein Angesicht straffte sich zur gewohnheitsmäßig finsteren Miene. »Der Graue Schlächter kommt uns alle teuer zu stehen«, erwiderte er voller Grimm.
    Diese Feststellung verunsicherte den Freischüler sichtlich. »Ja«, murmelte er. Hastig bückte er sich, nahm eine große Flasche mit Wasser und ein zugedecktes Gefäß voller trockener Früchte. »Nehmt«, wandte er sich an Triock, als er ihm beides reichte, »soviel ihr braucht. Ich habe ... ich habe manche Taten des Verächters mitangesehen. Hier.« Mit fahriger Geste wies er auf die Wälle seiner Wohnhöhle.
    Das Steingefäß enthielt nur ein paar Früchte, aber Triock und Quirrel teilten sie sich. Während er seinen Anteil verzehrte, fühlte sich Triock schon erheblich wohler. Die geringe Menge an Nahrung genügte seinem Hunger nicht im entferntesten, aber seine Haut schien die Nährkraft genauso aufzusaugen wie die Wärme, die vom Lichtschein der Flammengeister ausging. Und die Helligkeit der Flämmchen beeinflußte ihn anscheinend auch auf andere Weise. Allmählich wich die Frostkälte aus seinen Fingern, Zehen und Ohren; Blut und Wohlbefinden begannen sie von neuem zu durchströmen, als seien sie mit Heilerde behandelt worden. Selbst die gewohnte Bitterkeit, die in seinem Gaumen nach Galle schmeckte, schien nachzulassen.
    Die Aufgabe jedoch, die er hatte, stand mit aller Klarheit vor ihm. Sobald er davon überzeugt war, daß Quirrel wieder ein gewisses Durchhaltevermögen besaß, bat er sie, eine Strecke weit in den Felsstollen zurückzukehren und Wache zu halten. »Sollten wir sogar bis an diese Stätte verfolgt werden?« meinte sie bedrückt.
    »Wer kann das sagen?« Der Freischüler hörte allem Anschein nach nicht zu. »Wir brauchen dieses Freischülers Hilfe«, fügte er deshalb hinzu. »Doch fürchte ich, er wird sich nicht leicht von irgend etwas überzeugen lassen. Wir dürfen hier nicht, noch ehe wir die

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