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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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noch nicht lange hier wohnen. Sie sind sich noch nicht meiner Stellung in dieser Gemeinde oder der Geschichte dahinter bewusst.«
    Warum dachte er wohl, dass das relevant sein könne, wunderte sie sich. Aber sie machte sich nicht die Mühe, ihn zu fragen.
    »Ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass weder Ihre Stellung noch die Geschichte etwas an den Fakten ändern. Es war zutiefst verstörend, mitten in der Nacht auf diese Art und Weise geweckt zu werden und zusehen zu müssen, wie Ihr Sohn Chief Gleason mit einem Messer angegriffen hat.«
    »Fakt.« Blake schlug mit dem Zeigefinger auf seine Handfläche. »Es war mitten in der Nacht und daher dunkel. Zweifellos hat Brooks meinen Sohn bedroht. Justin hat sich lediglich selbst verteidigt.«
    »Das ist inkorrekt«, sagte Abigail ruhig. »Meine Sicherheitsscheinwerfer waren an. Ich habe scharfe Augen und war während des versuchten Angriffs weniger als drei Meter entfernt. Chief Gleason hat Ihren Sohn in aller Deutlichkeit aufgefordert, die Hände zu heben, und daraufhin hat Ihr Sohn zuerst in den Reifen des Streifenwagens gestochen und dann Brooks mit dem Messer bedroht.«
    »Mein Sohn …«
    »Ich bin noch nicht fertig mit der Korrektur Ihrer inkorrekten Behauptungen«, unterbrach Abigail ihn. Kurz verschlug es Blake die Sprache.
    »Erst als Ihr Sohn ihn mit Worten und Gesten bedrohte, zog Brooks seine Waffe. Aber Ihr Sohn ließ das Messer immer noch nicht fallen. Stattdessen sprang er mit dem Messer auf Brooks zu. Meiner Meinung nach wäre Brooks zu diesem Zeitpunkt absolut berechtigt gewesen, einen Schuss auf Ihren Sohn abzugeben, aber er zog es vor, ihn mit einer Hand zu entwaffnen, obwohl er sich dadurch einem größeren Risiko aussetzte.«
    »Niemand kennt Sie hier. Sie sind eine merkwürdige, allein lebende Frau, die mit niemandem im Ort etwas zu tun hat. Wenn Sie diese lächerliche Geschichte vor Gericht erzählen, zerreißen meine Anwälte Ihre Aussage in Fetzen und stellen Sie bloß.«
    »Das glaube ich nicht, aber Ihre Anwälte werden sicher ihre Arbeit tun. Wenn das alles ist, dann gehen Sie jetzt bitte.«
    »Sie warten verdammt noch mal!« Blake trat einen Schritt auf sie zu, und Bert begann zu knurren.
    »Sie machen meinen Hund nervös«, sagte Abigail kalt. »Und wenn Ihr Assistent versucht, seine Waffe zu ziehen, lasse ich den Hund los. Ich kann Ihnen versichern, dass er sich schneller bewegt, als er die Pistole ziehen kann. Ich bin ebenfalls bewaffnet, wie Sie sehen können. Ich bin ein sehr guter Schütze. Ich mag keine Fremden, die an mein Haus kommen und versuchen, mich einzuschüchtern und mir zu drohen. Und ich mag keine Männer, die gewalttätige, aufbrausende junge Männer großziehen.«
    Wie Sergei Volkov, dachte sie.
    »Ich mag Sie nicht, Mr Blake, und ich fordere Sie jetzt zum letzten Mal auf zu gehen.«
    »Ich bin hierhergekommen, um die Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen, um mich zu entschuldigen und Ihnen eine Entschädigung für Ihre Unannehmlichkeiten anzubieten.«
    »Entschädigung?«
    »Zehntausend Dollar. Eine großzügige Entschuldigung für ein Missgeschick, ein Missverständnis.«
    »Das ist sicherlich so«, stimmte Abigail ihm zu.
    »Das Geld gehört Ihnen, in bar, wenn Sie zustimmen, dass die Angelegenheit in der Tat ein Missverständnis war.«
    »Sie schlagen mir vor, zehntausend Dollar in bar von Ihnen zu akzeptieren, damit ich falsch darstelle, was heute früh hier passiert ist?«
    »Seien Sie doch nicht so stur. Ich schlage Ihnen vor, das Bargeld im Aktenkoffer meines Assistenten als Entschuldigung anzunehmen, und Sie erklären sich dafür einverstanden, das hier Geschehene als Missverständnis zu sehen. Ich gebe Ihnen außerdem mein Wort, dass mein Sohn nie wieder einen Fuß auf Ihr Grundstück setzen wird.«
    »Erstens hat Ihr Wort wohl kaum Auswirkungen auf das Benehmen Ihres Sohnes. Zweitens schuldet Ihr Sohn und nicht Sie mir eine Entschuldigung für heute früh. Und drittens ist Ihr Vorschlag eine Bestechung, weil Sie mir Geld dafür anbieten, dass ich die Fakten anders darstelle. Ich glaube, es ist strafbar, den Zeugen in einer Strafermittlung zu bestechen. Die einfachste und für Sie sicher beste Lösung ist, dass ich nein danke sage. Und auf Wiedersehen.«
    Sie schloss die Tür und verriegelte sie.
    Er hämmerte tatsächlich mit den Fäusten an die Tür. Es überraschte sie nicht, dachte Abigail. Sein Sohn hatte sein aufbrausendes Temperament und die Illusion, zu allem das Recht zu haben, von ihm geerbt.

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