Die letzte Zeugin
paar Tage, sogar ein paar Wochen Nachdenken konnten nach zwölf Jahren nichts schaden. Außerdem brauchte sie wahrscheinlich auch ein bisschen Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Und in dieser Zeit musste er sie dazu überreden, dass sie ihn das tun ließ, was getan werden musste.
Im Moment war es wohl das Beste, wenn er sie nach oben ins Bett trug. Sie brauchten beide ein bisschen Schlaf.
Er stand auf und begann, sie hochzuheben. Und sie rammte ihm ihr Knie genau in die Eier. Ihr Ellbogen schnürte ihm die Luft ab, und er sank, nach Luft ringend, zu Boden.
»O Gott, o Gott! Brooks. Es tut mir leid.«
Da er lediglich einen Pfeiflaut herausbekam, gab er es auf, ihr zu antworten. Er blieb einfach einen Moment lang liegen.
»Ich muss eingeschlafen sein. Du hast mich erschreckt.« Sie versuchte, ihn umzudrehen, strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Der Hund leckte ihn voller Mitgefühl ab. »Kriegst du Luft? Atmest du? Du atmest.«
Er hustete, und das brannte wie Feuer, ebenso wie das Inferno, das zwischen seinen Beinen tobte. »Scheiße«, stieß er hervor und hustete erneut.
»Ich hole dir Wasser und Eis. Atme ganz langsam.«
Anscheinend hatte sie dem Hund befohlen, bei ihm zu bleiben, denn Bert legte sich so hin, dass sie Auge in Auge waren. »Was zum Teufel?«, zischte Brooks. Bert leckte ihm erneut übers Gesicht.
Er schluckte, dann richtete er sich vorsichtig auf alle viere auf. Einen Moment lang verharrte er so und überlegte sich, ob er sich übergeben musste. Aber sein Magen revoltierte nicht, und er setzte sich hin. Abigail kam mit einem Eisbeutel und einem Glas Wasser zurück.
»Leg den bloß nicht auf meine Eier. Es ist schon so schlimm genug.« Er ergriff das Wasserglas, und obwohl er bei den ersten kleinen Schlucken das Gefühl hatte, zerbrochene Rasierklingen zu schlucken, ließ das raue Gefühl langsam nach.
»Es war ein Reflex. Es tut mir so leid. Du bist ganz blass. Es tut mir so leid. Ich war eingeschlafen und war wieder da, bei Alex zu Hause. Ilya fand mich, und … ich dachte, es wäre Ilya, als du mich berührt hast, deshalb habe ich reagiert.«
»Ich kann nur sagen, er sollte besser nicht versuchen, dir zu nahe zu kommen. Wir können jetzt vielleicht nie mehr Kinder haben.«
»Eine kleinere Verletzung dieser Art an den Genitalien beeinträchtigt die Fertilität nicht«, begann sie. Dann wandte sie den Blick ab. Sie war selbst ganz schön blass. »Es tut mir so leid«, wiederholte sie.
»Ich habe es ja überlebt. Wenn ich dich das nächste Mal ins Bett tragen will, lege ich vorher einen Genitalschutz an. Jetzt wirst du wahrscheinlich mich tragen müssen.«
»Ich helfe dir.« Sie küsste ihn sanft auf die Wange.
»Ich würde sagen, da tut es mir nicht weh, aber wenn du mich da küssen würdest, wo es wehtut, und ich würde normal darauf reagieren, würde es mich wahrscheinlich umbringen.« Er winkte ab und erhob sich. »So schlimm ist es nicht.« Er zuckte zusammen, als er sich räusperte.
»Ich helfe dir nach oben.«
»Ich schaffe es schon. Ich muss erst noch … die Dinge überprüfen. Für meinen eigenen Seelenfrieden.«
»In Ordnung. Ich lasse Bert noch kurz vor die Tür, bevor ich hochkomme.«
Als sie nach oben kam, hatte er sich bis auf seine Boxershorts ausgezogen, stand jedoch an ihrem Monitor und studierte das Bild.
»Ist alles … äh.«
»Ja. Du hast mitten ins Schwarze getroffen, Killer.«
»Dieser Bereich ist bei einem Mann besonders empfindlich.«
»Das kann ich bezeugen. Du solltest mir bald einmal zeigen, wie dieses System funktioniert. Wie schaltest du von Ansicht zu Ansicht, holst dir den Blick heran oder stellst ihn auf größere Entfernung ein und so weiter?«
»Es ist ganz einfach. Soll ich es dir jetzt zeigen?«
»Morgen ist noch früh genug. Du hast wahrscheinlich jede Menge Daten über die Volkovs und die Agenten, die sie bezahlen. Das möchte ich mir gerne ansehen.«
»Ja.«
Er merkte an ihrem Tonfall, dass etwas nicht stimmte. »Was ist?«
»Ich habe dir nicht alles gesagt.«
»Dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt.«
»Ich möchte mir erst die Zähne putzen.«
»Okay.« Damit sie sich sammeln konnte, dachte er.
Sie nahm ein Nachthemd aus der Schublade der Kommode. »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie zu ihm und ging ins Badezimmer.
Was mochte es noch zu erzählen geben?, dachte er, während er das Wasser rauschen hörte. Aber es hatte ja keinen Zweck zu spekulieren. Er legte sich ins Bett und dimmte das Licht.
Als sie aus
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