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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Firmengebäude des Mandanten an der Houston Street herauskam, dachte ich daran, dass ich jetzt nach Hause fahren und mich umziehen würde. Dann würde ich einkaufen gehen und mir eine gute Flasche Wein gönnen, um den Abschluss zu feiern. Ich dachte daran, dass die sechs Monate, die ich mir bis zum Kontakt mit der Agentin gegeben hatte, beinahe um waren. Ich dachte an den Hund, den ich mir kaufen wollte, und überlegte, wo ich leben wollte, wenn mein Leben wirklich wieder anfing. Ich habe an alles Mögliche gedacht, nur nicht an die Volkovs. Und da stand er auf einmal.«
    »Wer?«
    »Ilya. Ilya Volkov und ein anderer Mann – sein Cousin, fand ich später heraus. Sie stiegen aus einem Auto, gerade als ich auf die Straße trat, um mir ein Taxi zu rufen. Ich wäre beinahe in ihn hineingelaufen. All diese Menschen, die ganze Stadt, und ich wäre beinahe in den Mann hineingerannt, vor dem ich seit fast acht Jahren auf der Flucht war. Er blickte mich direkt an, und ich erstarrte wie in jener Nacht auf der Terrasse. Er begann zu lächeln, wie ein Mann so lächelt, wenn ihn eine Frau anstarrt. Und dann erkannte er mich, und das Lächeln erlosch.«
    »Er hat dich erkannt? Bist du sicher?«
    »Er sagte meinen Namen. ›Liz. Da bist du ja.‹ Einfach so. Er griff nach mir und hätte mich beinahe am Arm gepackt. Seine Finger streiften meinen Ärmel, als ich aus meiner Erstarrung erwachte und davonrannte. Er kam hinter mir her. Ich hörte, wie er etwas auf Russisch schrie; ich hörte, wie das Auto losfuhr. Ich dachte, entweder er erschießt mich vom Rücksitz aus, oder er holt mich ein und zerrt mich ins Auto.«
    Sie drückte eine Hand auf ihr Herz und rieb darüber, weil es wieder so hämmerte wie an jenem Tag in New York.
    »Ich rannte auf die Straße. Es war verrückt; ich wurde fast überfahren. Aber das war mir egal. Alles wäre besser gewesen. Ich verlor meine Schuhe. Es war wieder wie in jener Nacht, als ich barfuß davonrannte. Aber jetzt war ich klüger. Zwar voller Panik, aber besser vorbereitet. Ich kannte die Straßen. Ich hatte sie studiert, und als ich mitten in den Verkehr rannte, wusste ich, dass Ilyas Fahrer nicht wenden konnte. Ich weiß nicht mehr, wie weit ich gelaufen bin, bevor mir klar wurde, dass ich davongekommen war. Ich stieg in einen Stadtbus, dann nahm ich mir ein Taxi.«
    Es ist viel zu warm hier, dachte sie und trat ans Fenster, um es aufzumachen. »Ich hatte zwar keine Schuhe an, aber das schien niemandem aufzufallen. Das ist der Vorteil an einer großen Stadt.«
    »Ich bin wahrscheinlich ein Landei, weil ich das nicht besonders vorteilhaft finde.«
    »An jenem Tag war es das aber. Als ich nach Hause kam, holte ich sofort meine Reisetasche heraus. Ich würde wieder nur mit leichtem Gepäck fliehen müssen. Aber ich zwang mich, ruhiger zu werden und das einzupacken, was ich meiner Meinung nach brauchte. Ich war nicht sicher, wie viel Zeit ich hatte. Wenn er gesehen hatte, aus welchem Gebäude ich gekommen war, wenn es ihm gelang, den Namen herauszubekommen, den ich benutzte, dann hätte er auch meine Adresse. Ich besaß ein Auto, das unter einem anderen Namen in einer Garage stand. Die Ausgabe dafür hatte sich gelohnt, fand ich. Ich rief einen privaten Fahrdienst an, ließ mich zur Garage fahren. Möglicherweise konnten sie meine Spur dorthin verfolgen, aber das würde Zeit kosten. Bis dahin wäre ich längst weg. Ich würde ein neues Auto kaufen, meinen Namen erneut ändern.«
    »Wohin bist du gegangen?«
    »Wochenlang war ich nur unterwegs. Ich habe in Motels gewohnt, bar bezahlt. Ich beobachtete Ilyas E-Mails und erfuhr, dass sie tagelang nach mir gesucht hatten. So überstürzt hätte ich nicht aufbrechen müssen. Und nachdem ich mein Haus verlassen hatte, konnten sie mich gar nicht mehr aufspüren. Niemand hatte gesehen oder darauf geachtet, dass ich weggefahren war. Aber ich lernte etwas daraus. Ich war sorglos geworden. Ich hatte mir erlaubt, ein normales Leben zu planen und es in gewisser Weise sogar zu leben. Sie würden nie aufhören, nach mir zu suchen, das musste ich akzeptieren. Und ich musste eben versuchen, auf andere Weise Gerechtigkeit für John, Terry und Julie zu erreichen.
    Ich bin mit dem gesamten Netzwerk der Volkovs verbunden – E-Mail, e-files, sogar SMS . Wenn mir etwas auffällt, das sich zu lohnen scheint, dann übermittle ich die Daten anonym an die FBI -Agentin, die ich studiert und überprüft habe. Ich weiß nicht, wie lange ich sie noch als Kontakt benutzen kann.

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