Die letzte Zeugin
dir ein paar Kleider und andere Sachen geholt.« Er schwieg einen Moment lang. Elizabeth starrte ihn an. »Du hast ihr deinen Schlüssel gegeben und gesagt, es sei in Ordnung, wenn sie zu dir nach Hause führe, um dir ein paar Kleidungsstücke, deine Zahnbürste und so weiter zu holen.«
»Ja. Daran kann ich mich erinnern.«
»Ich wette, du hättest jetzt gern einen Kaffee und ein Aspirin.«
»Ich … ich würde gerne duschen, wenn es geht.«
»Ja, klar.« Wieder lächelte er und stellte die Kanne und den Becher ab. Er hatte blaue Augen, aber sie waren einen Ton dunkler und wärmer als die ihrer Mutter.
»Ich hole deine Tasche. Ich bin hier mit Deputy Marshal Theresa Norton. Du sollst dich sicher fühlen, Elizabeth – wirst du Liz gerufen?«
Tränen brannten in ihren Augen. »Julie hat mich Liz genannt. Nur Julie.«
»Das mit deiner Freundin tut mir leid. Das war eine schlimme Nacht für dich, Liz. Theresa und ich werden uns um dich kümmern.«
»Sie töten mich, wenn sie mich finden. Ich weiß es.«
Er blickte sie aus seinen warmen blauen Augen an. »Sie finden dich nicht. Und ich lasse nicht zu, dass sie dir wehtun.«
Sie wollte ihm gerne glauben. Er hatte ein gutes Gesicht. Schmal und intelligent. »Wie lange muss ich mich verstecken?«
»Im Moment schauen wir erst einmal von Tag zu Tag. Ich hole deine Sachen.«
Sie stand noch genau an derselben Stelle, als er mit ihrem Reisekoffer zurückkam.
»Während du duschst, kann ich dir ja etwas zu essen machen«, schlug er vor. »Ich kann besser kochen als Terry. Das heißt zwar nicht viel, aber ich werde dich nicht vergiften.«
»Danke. Wenn es Ihnen keine Mühe macht.«
»Nein, das macht es nicht.«
»Entschuldigung, aber ich weiß nicht, wo die Dusche ist.«
»Da entlang.« Er zeigte ihr den Weg. »Und dann nach rechts.«
Er blickte ihr nach, dann nahm er seinen Kaffeebecher und starrte nachdenklich hinein. Als seine Partnerin von draußen hereinkam, stellte er ihn wieder ab.
»Sie ist aufgestanden«, sagte er. »Du lieber Himmel, Terry, sie sieht überhaupt nicht aus wie einundzwanzig, eher wie zwölf. Sie hätte nie in diesen Club hineingelassen werden dürfen.«
»Du hast doch den Ausweis gesehen, den sie gefälscht hat. Sie könnte damit ihren Lebensunterhalt verdienen.« Terry, klein, zäh und hübsch wie ein Gänseblümchen, ergriff die Kaffeekanne. »Wie hält sie sich?«
»Mit Mühe, wenn du mich fragst. Aber höflich wie deine Großtante Martha.«
»Wenn ich eine Großtante Martha hätte, dann wäre sie bestimmt ein Besen.«
»Sie hat nicht einmal nach ihrer Mutter gefragt. Nach Griffith, aber nicht nach ihrer Mutter. Das lässt doch tief blicken, oder? Ich mache ihr jetzt Eier mit Speck.«
Er öffnete die Kühlschranktür und nahm heraus, was er dazu brauchte.
»Soll ich den Staatsanwalt benachrichtigen? Du weißt ja, dass er so schnell wie möglich mit ihr reden will.«
»Nein, sie soll erst mal was essen. Aber im Prinzip ist es natürlich besser, er trifft sich hier mit ihr, bevor wir sie in ein anderes Haus bringen. Und wir sollten ihr auch ein bisschen Zeit lassen, bevor sie merkt, dass sie unter Umständen monatelang in einem gesicherten Haus wohnen muss.«
»Vielleicht sogar Jahre. Wie kann jemand, der klug genug ist, um in Harvard aufgenommen zu werden – und dann auch noch mit sechzehn –, sich bloß mit den Volkovs einlassen?«
»Manchmal reicht es schon, sechzehn zu sein.« John legte den Schinkenspeck in die Pfanne und ließ ihn brutzeln.
»Ich rufe den Staatsanwalt an und sage, in zwei Stunden – dann hat sie genügend Zeit, um sich anzuziehen, zu essen und sich einzugewöhnen.«
»Wenn du schon einmal dabei bist, kannst du auch gleich die Laufbahn der Mutter überprüfen.«
»Mache ich.«
5
Als Elizabeth wieder in die Küche kam, trug sie Jeans und ein blaues Tanktop mit dünner Spitze am Saum. John hatte Schinkenspeck, Eier und Toast auf einem Teller angerichtet.
»Hat Detective Griffith alles gepackt, was du brauchst?«
»Ja. Ich wusste nicht genau, was ich mit dem Koffer machen sollte. Sie haben gesagt, dass wir nicht hierbleiben werden.«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Iss erst einmal, bevor es kalt wird.«
Sie starrte auf den Teller. »Das ist aber viel.« Schinkenspeck? Ihre Ernährungsberaterin bekäme einen Herzinfarkt.
Bei der Vorstellung musste sie lächeln.
»Du siehst hungrig aus.«
»Das bin ich auch.« Sie lächelte ihn an. »Ich darf keinen Schinkenspeck essen.«
»Warum
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