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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kochte und Geschirr herausholte. Als sie sah, dass auf dem Computerbildschirm Einfahrt, hinterer Bereich und die Seiten des Hauses beobachtet werden konnten, zog sie die Augenbrauen hoch.
    »Na, das ist ja toll. Hier kann sich niemand so einfach anschleichen, was? Sie entwickeln Alarmanlagen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Es gab hier mal eine Zeit, da hat niemand seine Türen abgeschlossen, noch nicht einmal nachts. Wenn man einen Laden hatte und schnell mal wegmusste, hat man einfach einen Zettel hingelegt. Die Leute haben eingekauft und ihr Geld auf den Tresen gelegt, wenn sie etwas brauchten, bevor man zurückkam. Manchmal sind Wandel und Fortschritt ja gut, aber manchmal auch nicht.«
    »Es ist besser, sicher zu sein.«
    Sozial unbeholfen, hatte Brooks gesagt. Und doch deckte das Mädchen hübsch den Tisch, hatte schönes Geschirr, goss die Milch in einen kleinen Krug, stellte eine Zuckerdose hin, legte Stoffservietten neben die Teller. Sie wusste durchaus, wie man Gäste bewirtete, auch wenn der Besuch unerwartet und nicht besonders willkommen war.
    Sunny setzte sich an die Küchentheke. Wahrscheinlich hatte Abigail nur deshalb zwei Hocker, weil man sie nicht einzeln kaufen konnte. Sunny gab Milch und reichlich Zucker in ihren Kaffee, dann klopfte sie einladend auf den Hocker neben sich.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich. Erzählen Sie mir von Abigail.«
    »Da gibt es überhaupt nichts zu erzählen.«
    »Es gibt immer etwas zu erzählen. Was machen Sie gerne?«
    »Ich mag meine Arbeit.« Widerwillig setzte Abigail sich.
    »Leute, denen es nicht so geht, tun mir immer leid. Und außer Ihrer Arbeit?«
    »Ich arbeite viel.« Als Sunny nur die Augenbrauen hochzog, bemühte Abigail sich um weitere Erklärungen. »Bert braucht Auslauf, deshalb gehen wir spazieren oder laufen. Das hat mich an dem Anwesen hier so gereizt, dass das Grundstück so groß ist. Ich arbeite im Gewächshaus oder im Garten. Das ist befriedigend. Ich lese gerne. Ich schaue gerne fern.«
    »Ich auch, mehr als angeblich guttut. Und Sie lieben die Einsamkeit.«
    »Ja.«
    »Als ich meine drei Kinder großgezogen habe, habe ich manchmal gedacht, ich würde jeden Preis dafür bezahlen, einmal ein paar Stunden allein sein zu können.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Sohn Geschwister hat.«
    »Zwei ältere Schwestern.«
    »Sie sind noch sehr jung für Kinder, die doch wahrscheinlich schon in den Dreißigern sind.«
    »Ich war neunzehn, als ich nach Bickford gekommen bin. Ich hatte mich etwa zwei Jahre lang herumgetrieben.«
    »Sie … Sie sind mit siebzehn von zu Hause weggegangen?«
    »Am Tag, nachdem ich den Highschool-Abschluss in der Tasche hatte. Den wollte ich mir nicht entgehen lassen. Aber als ich dann mit der Schule fertig war, war ich weg.« Sunny schnipste mit den Fingern. »Ich kam mit meinen Eltern nicht klar, was allerdings kein Wunder ist, da wir alles, aber auch wirklich alles unterschiedlich sahen. Das ist meistens immer noch so, aber wir haben uns arrangiert. Als ich hierherkam, habe ich einen jungen Lehrer kennengelernt. Er war schüchtern, lieb und klug und hatte wunderschöne braune Augen. Ich habe ihn verführt.«
    »Ich verstehe.«
    »Das war leicht. Ich war ziemlich hübsch«, sagte sie lachend. »Nicht so leicht war es für mich, als ich merkte, dass ich mit jemandem im Bett lag, in den ich mich verliebt hatte. Ich war so sicher, dass ich so ein Leben nicht wollte. Mann, Heim, Wurzeln, Familie. Aber ich konnte ihm nicht widerstehen. Er wollte mich heiraten. Ich sagte nein, auf gar keinen Fall.«
    »Ehe als Institution ist Teil unserer Kultur, aber im Grunde bleibt es doch nur eine Art von Vertrag, der zudem noch unnötig ist, da er oft gebrochen wird.«
    »So habe ich mich wahrscheinlich damals auch angehört. Als ich erfuhr, dass ich mit Mya schwanger war, stimmte ich einer Art Handfasting zu. Ich habe mich damals viel mit Wicca beschäftigt. Wir hatten eine schöne Zeremonie am Fluss und sind dann in eine winzige Hütte gezogen, nicht halb so groß wie dieses Haus. Es gab darin noch nicht einmal fließendes Wasser, aber das war mir egal.«
    Sie seufzte bei der Erinnerung. »Dann kam das zweite Baby, und es war mir nicht mehr ganz so egal. Mein Mann träumte von einer richtigen Heirat, einem richtigen Zuhause, aber er hat mir fast drei Jahre lang meinen Willen gelassen. Und schließlich wurde mir klar, dass ich ihm jetzt auch seinen lassen musste. Also nahmen wir die Babys, gingen zum Friedensrichter und heirateten. Und mit dem

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